Batman

Batman Metal

von Scott Snyder, James Tynion IV., Joshua Williamson, Andy Kubert, Doug Mahnke, John Romita jr., Howard Porter, Jim Lee, Greg Capullo (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 06. Oktober 2019

Batman Metal

Wenn Verschwörungen größer als das Multiversum sind. Wenn die Schar an Feinden dem Cover eines Heavy Metal-Albums entsprungen scheint. Wenn die Helden des DC Universums all ihre Macht sammeln müssen. Wenn nicht nur die Erde, sondern die gesamte Existenz allen Seins auf dem Spiel steht… dann ist es sicher Zeit für ein Megaevent!

DC ist bekannt für seine „Krisen“. Megaevents, die den Helden alles abfordern und meistens auch das DC Multiversum auf den Kopf stellen. Nicht immer muss so etwas unter dem „Krise“-Label ablaufen. Gut in Erinnerung ist noch das horrorgeladene „Blackest Night“ von Geoff Johns, bei dem alle Elemente ins Spiel gebracht wurden. Das Batman-Gespann der „New 52“-Ära, Scott Snyder und Greg Capullo, hat nun auch die Gelegenheit bekommen sich mit einem solchen epischen Event auszutoben. Als gestandene Schwermetaller haben sie dem ganzen einen von diverser Genre-Ästhetik geprägten Anstrich verliehen. Und natürlich steht ihr Protagonist, der Dunkle Ritter, hier ein wenig im Mittelpunkt.
Der epische Kampf beginnt recht konfus mit einem langen Prolog. Batman trifft diverse obskure Vorbereitungen. Green Lantern und Duke finden in der Bathöhle in einem geheimen Raum den eingesperrten Joker (!). Währenddessen erzählt der Archäologe Carter Hall (Hawkman ist wieder da!) über seine vielen Leben und eine uralte Verschwörung, die bis weit in die Steinzeit zurückreicht. Es gibt auf der Erde Anhänger einer dunklen Macht, die sogar außerhalb des Multiversums steht, ein „Dunkles Multiversum“. Was etwas wirr mit vielen Schauplatzwechseln beginnt, wird bald zu einem angenehm cthulhoid anmutendem Thrill. Kosmischer Horror auf das DC Universum übertragen macht sich nicht schlecht. Snyder bettet diesen dunklen Twist in die bestehende, durchaus komplexe Mythologie des DC Universums. Das macht es Lesern die mit dieser Mythologie nicht allzu vertraut sind, eher schwer, dem Geschehen zu folgen. Andauernd tauchen, wie bei einem Megaevent üblich, auch obskure Charaktere auf, die so bedeutsam und mächtig sind, dass sie sich eben nur in Zeiten von Megaevents blicken lassen. Den Fan freut es ob der vielen Anspielungen und Verstrickungen, der Gelegenheitsleser bemüht auf jeder zweiten Seite das DC Lexikon. Nach dem langen Prolog, der ein gutes Viertel des Bandes ausmacht, geht es in die vollen mit der Justice League. Ein riesiger Berg erscheint mitten in Gotham City. Als sie ihn untersuchen taucht „Lady Blackhawk“ auf, Kendra Saunders! Das ehemalige Hawkgirl hat eine unangenehme Wahrheit für die Liga: Batman soll als Katalysator für das Auftauchen eines dunklen Gottes aus dem dunklen Multiversum dienen…

Auch wenn „Batman“ auf dem Cover steht, ist das hier selbstverständlich ein lupenreines Justice League-Abenteuer, bei dem Batman ein wenig mehr im Vordergrund steht als sonst. Wer also ein auf Gotham City zentriertes Event erwartet, bei dem Batman und seine Family sich mit diversen Irren herumschlagen müssen, der wird hier wohl etwas enttäuscht werden. Hier agiert die Justice League mit ihrer vollen Power. Dimensionsportale, Superkampfroboter und Raumschiffe die aus lebender Musik bestehen, finden sich in jedem Panel. Wer es gerne bodenständig hat – das hier ist nicht die Story, in der es annähernd bodenständig zugeht. Ganz im Gegenteil. Snyder und Capullo wandeln in Johns und Reis großen Fußstapfen und machen „Metal“ für Batman zu dem, was „Blackest Night“ für Green Lantern war. Dieses Vorhaben gelingt ihnen auch größtenteils. Jeder Held hat seine Gelegenheit zu handeln, epische Twists reihen sich aneinander und das Comic ist grafisch ein Hochgenuss. Snyder lässt zudem durchblicken, dass er durchaus für den einen oder anderen Spaß zu haben ist, und auch wenn die Feinde gar zu grimm und blutbesudelt wirken, es ist jede Menge Augenzwinkern dabei. Wie bei einem Kiss-Konzert.
Manchmal sind die Sprünge zwischen den Schauplätzen etwas zu plötzlich und man hätte gerne mehr gesehen. Und manchmal wird der Fokus unerwartet auf Nebencharaktere gelegt, wo man sich etwas mehr Platz für die Hauptakteure gewünscht hätte. Wer konfus zurückbleibt, weil viele Ereignisse nur kurz angesprochen werden, oder bestimmte Charaktere nicht erklärt werden – willkommen bei einem der Mankos von Megaevents. Um alles erfassend verstehen zu können, müsste man natürlich alle Serien in denen das Event passiert ist parallel lesen. Da das mit einem Sammelband schwer möglich ist, muss man sich am besten auch die parallel ablaufenden Sammelbände „Der Aufstieg der dunklen Ritter“ und die „Die Batmen aus der Hölle“ besorgen und dann kapitelweise querlesen. Das erfordert ein wenig Übung, aber macht den erfahrenen Comic-Aficionado aus. Cartoons lesen kann jeder.

Am Ende bleibt die Geschichte klassisch einfach: Superhelden überwinden auch die größten Bedrohungen, wenn sie nur zusammenarbeiten. Das „wie“ ist aber weitaus komplexer als das „was“ und fordert auch DC Veteranen heraus. Wenn „Metal“ ein Song wäre, welches Genre wäre er dann? Alle Metal-Genres. Aber vorranging ein epischer Power Metal-Song, der langsam beginnt und sich zu einem heroischen Crescendo aufbaut. Unbedingt mit guter Musik-Untermalung genießen.

Details

Bewertung

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