Batman

Batmans Grab (Band 2)


Band 2
von Warren Ellis, Bryan Hitch
Rezension von Gabriel Zupcan | 24. April 2021

Batmans Grab (Band 2)

Batman aus der Schmiede von Warren Ellis und Bryan Hitch: In Batmans Grab verstrickt sich Bruce Wayne in einen ausufernden Fall, der nicht nur Gotham City, sondern auch ihn als Person bedroht. Der Mitternachtsdetektiv muss einen mehr als ebenbürtigen Gegner stellen. Taktisch, intellektuell und physisch. Ist das das Ende von Batman?

Irgendwann werden alle Träume wahr. So auch, dass das populäre Autoren/Zeichner-Duo Ellis und Hitch einmal einen Batman-Run bekommt. Zwar findet dieser abseits der normalen Serie statt, aber nichts widerlegt, dass er nicht in der Kontinuität steht oder stehen könnte. Dennoch ist die Miniserie „Batmans Grab“ natürlich ein ganz eigenes Ding. Zeichnerisch geht es sehr konventionell zu, mit Bryan Hitchs wunderbar detailliertem Stil, der Superheldencomics überaus attraktiv wirken lässt. Batman sieht aus wie Batman, Alfred sieht aus wie Alfred. Es ist düster, brutal, aber immer ästhetisch. Der Text hingegen entfaltet sein eigenes Markenzeichen. Batman ist hier nicht ganz so wortkarg wie man ihn sonst kennt, noch offenbart er sich mit inneren Monologen. Tatsächlich wirkt er oft sarkastisch, liefert gerne Kommentare ab und ist etwas gereizt. Die leicht zynische Persönlichkeit, die so vielen von Ellis Charakteren innewohnt. Dieser Zug lässt ihn jünger erscheinen, wie einen Batman in seinen frühen Jahren, nur von Alfred begleitet. Tatsächlich finden sich bis auf Gordon keine weiteren bekannten Batman-Charaktere in der Geschichte. Auch einige der Bösewichte sind obskure Auswahlen der früheren Jahre, beziehungsweise komplett neue Figuren.
Im ersten Band gelangte Batman auf die Spur einer größeren Verschwörung. Eine mysteriöse Organisation, die Scorn-Armee hat einige Opfer gefordert und am Ende einen Großangriff auf das Arkham Asylum gestartet. Hinter der Scorn-Armee steht eine Person, ein geheimnisvoller Gegenspieler von Batman, der einen radikalen Plan verfolgt, bei dem ihm nicht nur Batman im Weg steht. Um seine Macht zu beweisen, sprengt er zu Beginn gleich einmal das Batmobil mit einer Autobombe. Selten einmal ist das einem Gegner gelungen und Batman weiß, dass er in diesem Fall alles wird geben müssen.

Die Detektivarbeit geht weiter. Batman puzzelt sich das Profil seines Gegners zusammen und eines vorweg: es ist kein bereits bekannter Charakter, sondern ähnlich wie seinerzeit bei Hush, eine Neuerfindung des Autors. Die gesamte Situation in der sich Batman findet, erinnert auch irgendwie an frühere Storylines, insbesondere an Knightfall, als Bane Batman an seine Grenze gebracht hat, um ihn dann zu brechen. Auch hier kassiert Bruce Wayne Verletzung um Verletzung, die keine Zeit zum Ausheilen finden. Schmerzhaft grafisch dargestellt schleppt er sich von Kampf zu Kampf, um schließlich auch mal in der Dusche zusammenzubrechen. Ein Moment der Schwäche, aber auch der normalen Menschlichkeit. Batman ist schließlich immer noch ein Mensch ohne Superkräfte. Etwas, das man gerne in moderneren Stories vergisst. Das Highlight sind die scharfzüngig geführten Unterhaltungen zwischen Bruce und Alfred, in die allerhand Kommentare zur Figur des dunklen Rächers gepackt werden. Alfred ist hier bemerkenswert offen. Ellis, selbst Brite, schafft es jedoch seinen berühmten Landsmann dennoch auch ohne steife Butler-Klischees authentisch britisch wirken zu lassen. Besonders erwähnenswert ist hier eine Stelle, wo Alfred, der ehemalige Geheimagent einen tödlichen Serienkiller in Wayne Manor stellt. Und ihm eiskalt in den Kopf schießt. Nur um danach auf Nummer sicher zu gehen und noch ein paar Kugeln abzufeuern. Was zunächst schockierend ist, wird umgehend rückgängig gemacht. Nur „Spezialmunition“. Die berühmten Gummigeschoße lassen grüßen… Ebenso schockierend ist, dass Gordon einen Verdächtigen bei der Festnahme ermorden lässt. Er sieht einfach weg. Einer der wenigen integren Männer im GCPD. Man erwartet jeden Augenblick, dass auch Batman mörderisch wie der Midnighter loslegt, aber so weit durften Ellis und Hitch am Ende wohl doch nicht gehen… oder wollten sie nicht? Der Charakterzug, dass Batman nicht töten will, bleibt erhalten.
Die Auflösung ist dramatisch und memorabel, aber irgendwie zündet die Persönlichkeit des Gegenspielers „Scorn“ nicht so wirklich. Alles erinnert an die Christopher Nolan-Interpretation der Knightfall-Storyline („The Dark Knight Rises“): der Tonfall der Akteure, die nahe an der Realität angesiedelte Technik (allein der Look des Batmobils spricht Bände), die Vorgangsweise der Gegenspieler. Dass Hitch & Ellis Fans der Nolan-Trilogie sind, ist wohl unbestritten, wenn man sich „Batmans Grab“ durchliest. Das ist nicht schlecht, aber es wirkt nicht allzu originell. Die Messlatte für zwei derartige Legenden ist nun einmal etwas höher angelegt.

Die Erwartungen waren groß, die Erwartungen sind zum Teil erfüllt. Grafisch liefern Ellis und Hitch einen Hochglanz-Band ab. Die Story wirkt bekannt, die Emotionen sind echt. Kontrovers wie seinerzeit The Authority ist das aber beileibe nicht. Batman ist nach wie vor Batman und weder woke noch ein Killer.

Details

  • Originaltitel:
    The Batman's Grave
  • Serie:
  • Band:
    2
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2021
  • Umfang:
    164 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • EAN:
    4193166019200202
  • ISBN 13:
    9783741622441
  • Preis (D):
    19 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration:

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