Batman

Batman ´89


Schatten
von Joe Quinones, Sam Hamm
Rezension von Gabriel Zupcan | 26. März 2023

Batman ´89

Wer glaubt, dass der moderne Superheldenfilm erst durch Iron Man 2008 erfolgreich wurde, hat ein kurzes Gedächtnis. Es war auch nicht der höchst erfolgreiche Spider-Man von 2002, der das Wort „Marvel“ in aller Munde brachte. Über 10 Jahre vor der „Spinne“ brach Batman alle Rekorde und entfesselte den ersten Superhero-Hype in den Zeiten von MTV und Sommer-Blockbustern.

Der beste Batman auf der Leinwand? Bale? Affleck? Viele würden darauf souverän mit „Michael Keaton“ antworten. Und wer diesen legendären Darsteller nur als „Vulture“ aus Spider-Man: Homecoming kennt, wird dieses Jahr deutlich daran erinnert werden, was er in Wirklichkeit ist. Michael Keaton darf seine Rolle als der leibhaftige Batman im „Flash“-Film wiederholen. Unter der Regie von Kult-Regisseur Tim Burton schlüpfte Keaton 1989 und 1992 in den schwarzen Gummianzug des nächtlichen Rächers. Was heute vielleicht für ein übersättigtes, jüngeres Publikum nicht mehr so beeindruckend wirkt, fegte Ende der 80er die Kinobesucher weltweit aus den Sitzen. Ein düsterer Held, der es in der alptraumhaft-retroartigen Umgebung des fantastischen Gotham City mit komplett durchgeknallten Irren aufnahm. Es war gruselig, es war visuell beeindruckend, düster und bunt zugleich. Burton, der Mann mit einer Vorliebe für Finsternis, inszenierte etwas, was man so noch nie erlebt hatte und festigte endgültig die dunkle Umgestaltung, die Batman im Laufe der 80er Jahre in den Comics erfahren hatte. Nach zwei Filmen war leider Schluss mit Keaton und Burton, doch die Batman-Filme der 90er hatten noch weitere Inkarnationen und verfielen zusehends in die würdelose Albernheit der Zeit vor Batman 1989.

Damit klar ist, welcher Batman gemeint ist, komm das „´89“ gleich in den Titel, zusammen mit dem markanten schwarz-goldenen Logo-Schriftsatz, der seinerzeit in den Augen manch eines jugendlichen Fans glitzerte. DC hat es geschafft, Tim Burtons ehemaligen Drehbuchautor, Sam Hamm, dazu zu bewegen das „Burton-Batverse“ fortzusetzen. Basierend auf einigen Drehbuchideen für eine Fortsetzung, inszeniert Sam Hamm „Batman ´89“ als Fortsetzung von „Batmans Rückkehr“. Der dritte Teil einer Trilogie, ist zwar kein Millionen Dollar teurer Film, aber ein wunderbar von Joe Quinones gezeichneter Comic. Quinones versteht es dabei insbesondere die von Michael Keaton und Billy Dee Williams (Two-Face) besetzten Rollen eindeutig erkennbar zu zeichnen, so dass man immer genau weiß um welchen Batman es sich hier handelt.

In der Welt von „Batman ´89“ begeben wir uns erst einmal nicht in das Jahr 1989, sondern vermutlich in das Jahr 1994 (erkennbar am Prototyp einer Sony Playstation 1). Die Ereignisse schließen an „Batmans Rückkehr“ an. Obwohl dieser Film nicht mehr von Sam Hamm geschrieben wurde und vom Stil her vom ersten Film abweicht, werden seine Ereignisse stark thematisiert. Catwoman ist tatsächlich nicht tot (wie man vom Ende weiß…) und verfolgt undurchsichtige Pläne. Währenddessen ist Staatsanwalt Harvey Dent dabei, der neue, große Held der Stadt zu werden. Er ist überaus populär, geht mit Commissioner Gordons Tochter Barbara aus und hat große Ambitionen in die Politik zu gehen. Nebenbei rettet er Leute auf der Straße. Doch Harveys Höhenflug bricht, wie man als alter Batman-Experte vermuten kann, bald ab. Er wird in einen Brandanschlag verwickelt und kommt dort nicht mehr unbeschadet raus. Sein Körper und seine Psyche nehmen schweren Schaden, und plötzlich ist es die geworfene Münze, die über Harveys weitere Aktionen entscheiden soll… Neben Batman ist auch ein anderer nächtlicher Rächer unterwegs. Er nennt sich zwar nicht ausdrücklich „Robin“ und es ist nicht Dick Grayson, sondern ein junger Schwarzer namens Drake Winston, doch das Kostüm und die Fähigkeiten sprechen Bände.

„Batman ´89“ braucht ein wenig Aufbau, um in die Gänge zu kommen. Dann allerdings verspürt man richtig, dass man einen 90er Jahre Superheldenfilm, der nie gedreht wurde in den Händen hält. Wie bei „Batmans Rückkehr“, spielt der titelgebende Held eine etwas kleinere Rolle. Im Vordergrund ist der Gegenspieler, in diesem Fall vor allem der von Billy Dee Williams (bekannt als Lando Calrissian aus „Star Wars“) dargestellte Two-Face. Dieser wurde bereits im Batman 1989-Film als Charakter aufgebaut, fehlte jedoch bei „Batmans Rückkehr“. So wie der Joker eine wahnsinnige Gestalt ist, die aus Gothams kriminellem Untergrund kommt, ist es hier Harvey Dent, ein Vertreter von Recht und Ordnung, der ebenfalls aus Gothams Untergrund stammt. Beide diese Superschurken erleben einen tiefen Fall, der mit einer physischen Verunstaltung einhergeht. Beide scharen einen Haufen nihilistischer Clown-Psychos um sich (Tim Burton muss diese Art von Schergen sehr lieben) und bedrohen die Stabilität von Gotham. Nur Batman, eine im Burtonverse weiterhin von der Polizei verfolgte Rächerfigur hat die Möglichkeit sie aufzuhalten. Der Batman von Burton ist eine tragische Figur, abseits des eiskalt-kalkulierenden Meisterdetektivs der normalen Batman-Comicserien. Tief getroffen durch seinen persönlichen Schmerz, versucht er das Richtige zu tun. Dabei wirkt er nie wie ein klassischer, unfehlbarer Superheld, sondern wie das, was über Batman oft behauptet wird: „nur“ ein normaler Mensch mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten und technischer Ausrüstung. Dabei kommt man nicht umhin, jedes mal die charakteristischen Synchronstimmen von Keaton und Williams im Kopf zu hören, wenn ihre Charaktere sprechen.

Durchaus gelungen, intelligent erzählt und mit einigen Überraschungen wartet die Fortsetzung von Tim Burtons Batman-Filmen auf. Wer sich immer über Joel Schumachers wirre Videoclips geärgert hat, muss hier unbedingt zugreifen und den ikonischsten aller Kino-Batmans in seiner Welt noch einmal in Aktion erleben.

Details

  • Originaltitel:
    Batman ´89
  • Serie:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    12/2022
  • Umfang:
    148 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • EAN:
    4193497619001
  • ISBN 13:
    9783741630170
  • Preis (D):
    19 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration:

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