Superman

Superman Sonderband - Clark Kent ist Superman

von Brian Michael Bendis, Greg Rucka, Matt Fraction, Bryan Hitch, Jody Houser, Kevin Maguire
Rezension von Gabriel Zupcan | 25. Oktober 2020

Superman Sonderband - Clark Kent ist Superman

Wie gut, dass niemand weiß, dass Clark Kent, der unauffällige Reporter aus dem Kaff Smallville in Wirklichkeit SUPERMAN, der größte Held der Erde ist! Doch was würde geschehen, wenn seine Geheimidentität auffliegen würde? Oder würde gar Clark selbst vor aller Welt zugeben wer er ist? Um die Diskussion abzukürzen: er hat es soeben getan. Badumm-tisch!

Superman wurde schon getötet, wiedergeboren und auf diverse andere Arten zerlegt und wieder zusammengesetzt. Was noch keiner wirklich gewagt hat, ist ihn den (Movie)-„Tony Stark“ hinlegen zu lassen: vor aller Welt zugeben, wer er tatsächlich ist. Brian Michael Bendis wagt sich in der aktuellen Superman-Serie an diese ambitionierte und spannende Idee. Die Konsequenzen von Clarks Pressekonferenz sind für das DC Universum weitreichend und um genau diese Reaktionen einzufangen, widmet man dem Event einen eigenen Sonderband, der selbstverständlich auch in den aktuellen „Villains“ Event hineinreicht. „Clark Kent ist Superman“ beinhaltet zwei Teile. Zunächst die Reaktion von Supermans Freunden und danach die seiner Feinde, sowie ein kurzes Essay von Lois Lane als Epilog.
Der erste Teil liefert keine allzu dramatischen Überraschungen. Die meisten Angehörigen der internationalen Superhelden-Clique stehen hinter Clark und seiner Entscheidung, auch wenn sie den einen oder anderen Kommentar schieben. Und selbstverständlich ist Bruce Wayne alles andere als begeistert (milde ausgedrückt). Die Konsequenzen eine Geheimidentität aufzugeben sind alles, was Batman möglicherweise noch Angst macht, und man merkt in dem in düsteren Tönen gehaltenen Kapitel deutlich seine Anspannung. Etwas leichtgewichtiger ist Clarks Begegnung mit seinem alten Lehrer und seinem einzig wahren Kumpel, Jimmy Olsen. Vor allem das Kapitel um Jimmy fängt das ein, was die Superman-Serie auszeichnet: hier agieren Normalos. Der etwas stockende Dialog zweier Freunde, die wissen, dass nichts mehr so ist wie vorher, aber natürlich immer noch am Ende zusammenhalten wollen, fühlt sich aus dem Leben gegriffen an. Viele haben schon ähnliche Gespräche in der realen Welt gefühlt. Schön zu lesen, dass auch Superman solche Gespräche haben kann.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit Supermans Schurkengalerie und ist für manchen Gag gut. Mit einem dicken Lacher fängt es an. Lex Luthor hat 98 Sprachnachrichten auf seinem Anrufbeantworter, von einem gewissen Mr. J … Auch der Welteneroberer Mongul wird stutzig, als er das wahre Wesen seines großen Widersachers herausfindet. Ein Gott der vorgibt ein Insekt zu sein? Völlig unverständlich für einen ultramächtigen Megalomanen. Die erstaunlichste Reaktion kommt hingegen vom Toyman… doch diese zu spoilern wäre an dieser Stelle zu schade.
Die Idee ist interessant und die Umsetzung überaus gelungen. In kleinen Episoden liest man von der Reaktion von Supermans Welt auf seine große Enthüllung. Reaction Videos auf YouTube sind derzeit recht beliebt. Man interessiert sich aktiv für die Meinung einer anderen Person. Dieser Comic ist die fiktive und gedruckte Variante davon. Mal nachdenklich, mal amüsant, dann wieder herzerwärmend. Ein kleiner Tie-In zu den Plots der aktuellen Serie ist auch vorhanden, aber ansonsten kann man den Band sogar als für sich stehend betrachten.
Als spezielles „Bonbon“ (oder „Zuckerl“ wie man in der Gegend sagt, wo der Rezensent herkommt) sind die kleinen Episoden auch von unterschiedlichen Zeichnern gestaltet worden. Wie die Stimmung, so auch der Zeichenstil. Und dieser kann sich sehr wandeln. Manch einem ist das vermutlich nicht nach dem Geschmack, aber der anthologiehafte Charakter des Sonderbands wird damit schön getroffen. Fans einheitlichen Artworks mögen hier einen Stern der Wertung abziehen.

Dieser Band ist als bedeutendes Ereignis in Supermans Karriere nicht nur sehr sammelbar, sondern bietet auch wunderbare Unterhaltung mit Hirn und Herz für Fans des Mannes in Blau und Rot. Beinahe ist er zu kurz geraten. Es hätten auch gerne ein paar Seiten mehr sein können.

Details

Bewertung

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