Die Ruhmreichen Rächer
Die Initiative
von Brian Michael Bendis, F. Cho
Rezension von Stefan Cernohuby
| 18. Juni 2009
Eine Institution in der Welt der Marvel-Comics waren immer "Die Rächer", im englischen Original "The Avengers". Wie sich das Marvel-Universum wandelte, so veränderten sich die Unterserien mit ihm. Aus den Rächern wurden "Die neuen Rächer" und nach dem Umsturz der Gesellschaft im Zuge der "Civil War"-Reihe entsteht nun die neueste Inkarnation, "Die Ruhmreichen Rächer". Ob es sich dabei um eine Serie mit Zukunft oder nur eine Eintagesfliege handelt, wird sich allerdings erste erweisen müssen.
War das Team der Rächer früher einmal ein Zufallsprodukt, das sich aus Notwendigkeit und Schicksal zusammengefunden hatte, kann Tony Stark im „Civil War“-Ableger aus dem gesamten Pool aller registrierten Mutanten schöpfen. Daher stellt er gemeinsam mit Ms. Marvel ein Team zusammen, das an Schlagkraft und taktischen Möglichkeiten nicht mehr zu übertreffen ist. Es besteht neben ihm als „Iron Man“ noch aus zahlreichen hochkarätigen Vertretern der Gattung Superheld. Zu finden ist unter anderem „Sentry“, der mächtigste Mutant aller Zeiten. Tony Stark rekrutiert sogar den Kriegsgott Ares, mit „Wasp“ eines der Gründungsmitglieder und mit „Wonder Man“ einen unzerstörbaren Zeitgenossen. „Black Widow“, die russische Waffen- und Taktikexpertin komplettiert das Team. Und wie es das Schicksal so will, dauert es genau vierzehn Minuten, bis die Truppe ihren ersten Einsatz hat. Und so wie im „Civil War“-Universum üblich, endet dieser mit einer Tragödie. Mitten im Kampf gegen Kreaturen der Tiefe und während das Wetter der gesamten Erde verrückt spielt, wird Iron Mans Rüstung plötzlich zum Zentrum des Interesses. Von einem Moment auf den anderen ist er verschwunden und an seiner Stelle befindet sich eine nackte junge Dame. Eine Dame, die auf den Namen Ultron hört...
Ein Gegner, der scheinbar nicht einmal von unendlicher Kraft aufgehalten werden kann. Über allem schwebt noch eine bange Frage: Ist Iron Man tot?
Für jemand, der nur gelegentlich in Marvel-Comics hineinliest, ist dieser neuer Rächerband oder sogar die Serie, die sich daraus ergibt, nur bedingt zu empfehlen. Zu schnell wird man in eine Handlung geworfen, die eine fatale Wendung nimmt. Das Muster heißt in etwa: „Rächer gegründet, Fünfzig Prozent Gründungsmitglieder verschwunden, was nun?“
Dabei wird besonderer Wert auf innere Monologe gelegt, die sich dann in der Hitze des Gefechts in Bedeutungslosigkeit auflösen. Es gibt nun theoretisch zwei Möglichkeiten. Es folgt eine geniale Handlung, welche die vielen losen Fäden, die im ersten Band ausgeworfen werden, so verknüpft, dass man als Leser völlig überzeugt ist oder man lässt innerhalb von drei Bänden alle Mitglieder der verbliebenen Rächer einen grausamen Tod sterben und führt somit das Heldensterben in dieser Welt fort.
Als Einzelband betrachtet ist „Die Ruhmreichen Rächer 1: Die Initiative“ aber eine ziemliche Enttäuschung. Kein „Warum“ wird erklärt. Nicht die Schaffung der Rächer, nicht die wüste Zusammenstellung des Teams, nicht die Wetterumschwünge der Erde und schon gar nicht das Auftauchen Ultrons. Die Frage, die man sich eigentlich stellt ist: „Ist die Bezeichnung ‚Ultron’ für eine Frau nach dem Gleichstellungsparagraphen überhaupt noch zeitgemäß“?
Der erste Band von „Die Ruhmreichen Rächer“ kann nicht wirklich überzeugen. Zu wenig nachvollziehbare Handlung kann auch im „Civil War“-Universum nicht bestehen. Einzige Möglichkeit einer positiven Wendung wäre eine wirklich gute Fortsetzung. Doch als Einzelband bleibt der Comicband enttäuschend.
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