Collector

von Markus Heitz
Rezension von Gabriel Zupcan | 28. November 2011

Collector

Irgendwann in den 80ern war "Justifiers" ein mäßig bekanntes Sci-Fi-Rollenspiel, genretechnisch irgendwo zwischen Teenage Mutant Ninja Turtles und Star Wars angesiedelt. Das besondere ist, dass es damals eine der Lieblingsbeschäftigungen eines jungen Markus Heitz war, der sich nun - mittlerweile einer der bekanntesten deutschen Fantasy-Autoren - die Rechte an diesem Universum gesichert hat.

Neben einem neuen "Justifiers"-Rollenspiel (Pardon, "Abenteuerspiel") erscheinen auch Romane, die in diesem Universum spielen. "Collector" stellt hier als Erstling die Welt vor, selbstverständlich eingepackt in eine actionreiche Handlung. Dass das Projekt ehrgeizig ist, merkt man schon beim hineinblättern: Die Namen zahlreicher Charaktere werden schon zu Anfang in George R.R. Martin-artigen Listen zusammengeschrieben und Schauplätze und Protagonisten wechseln in den ersten paar Kapiteln relativ rasch hin und her.
In der Zukunft beherrschen transnationale Konzerne das Machtgeschehen und ermöglichen es der Menschheit mit rekonstruierten Alien-Artefakten zu den Sternen zu reisen. Ohne diese Technologie tatsächlich zu verstehen hat sich ein Netzwerk an Kolonien aufgebaut und es gibt auch Kontakte zu fremden Spezies. In dieses Space Opera-Setting platzen die Collectors oder Samariter. Eine technologisch überlegene außerirdische Rasse, die menschliche Kolonien einnimmt, um sie in Reservate zu verwandeln. Angeblich sind die Menschen nämlich gefährdet und vom Aussterben bedroht.
"Ja nee, is klar", würden gewisse Leute dazu sagen. Dass hier etwas oberfaul ist, dazu braucht man nicht mit dem gesamten Zaun auf den Leser einzuprügeln. Eine Truppe mutiger (und etwas verzweifelter) Justifiers, unsere Protagonisten, findet nach und nach zusammen und kommt den Geheimnissen der Collectors und anderer Gruppierungen auf die Spur.

Dem Universum und Collector haftet - und das kann man jetzt je nach eigener Facon als positiv oder negativ auslegen - ein 80er-Mief an. Die Charaktere sind recht eintönige, verwahrloste Antihelden, hart im Nehmen, härter im Austeilen. Böse, monolithische Konzerne und Verschwörungen ziehen die Fäden und obendrein laufen überall sogenannte "Betas" herum. Hierbei handelt es sich um gezüchtete, anthropomorphe Tiere, die aus menschlicher und verschiedener Tier-DNS kombiniert werden. Liebhaber von Furries wird das sicher freuen. Das alles ist irgendwie laut und neongrell und man hat beim Lesen sofort Filme wie "Total Recall" oder "Aliens" vor Augen. Viel Anspruch auf Tiefgang wird nicht erhoben, stattdessen stehen Action und (manchmal) flockig-coole Sprüche im passenden Augenblick im Vordergrund. Das kann zuweilen Spaß machen, manchmal nervt es ein wenig, denn die Coolness wirkt aufgesetzt und klappt schlicht nicht. Zudem wirkt bei Collector alles ein wenig so, als ob man es schon woanders gesehen hätte - und dann etwas besser. Nicht zufällig drängt sich auch ein Vergleich zur Welt von "Shadowrun" auf. Wenn man dann bedenkt, dass Markus Heitz´ anderer Ausflug in den Sci-Fi-Bereich eben Shadowrun gegolten hat, ist es wenig überraschend. Persönliche Geschmackspräferenzen scheinen klar erkennbar zu sein.

Das alles tut dennoch der Spannung gewisser Handlungsstränge keinen Abbruch und man ist durchaus ungewillt das Buch zur Seite zu legen. Das Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Zeitebenen, ergänzt mit einer großen Anzahl an Figuren haucht dem Werk ebenfalls Leben und Spannung ein. Fans von Shadowrun, Space Operas und Sci-Fi-Hard-Boiled oder sogar von klassischen 80er-Cartoons werden mit Collector und den Justifiers auf jeden Fall zufrieden sein. Das ganz große Epos ist hier nicht gelungen, ebenso wie es bessere Romane von Markus Heitz gibt, doch das Ergebnis ist gut unterhaltender Pulp mit Ausbaupotenzial.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    05/2010
  • Umfang:
    656 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453526503
  • ISBN 13:
    9783453526501
  • Preis (D):
    14,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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