Harley Quinn

Harley Quinn - Familienbande


Familienbande
von Amanda Conner, Jimmy Palmiotti, Joseph Michael Linsner, Marc Deering, John Timms (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 04. Mai 2018

Harley Quinn - Familienbande

Harley Quinn bekommt Besuch. Von ihren Eltern. Was die davon halten, dass die bleiche Doktorin in einem Freak-Show-Haus wohnt und hunderte Welpen hortet? Zuerst muss Harley aber eine Bande hungriger Kannibalen loswerden. New York ist nicht mehr, was es mal war.

Drei Geschichten bietet der aktuelle Harley-Band auf. Zuerst geht es in „Rohes Fleisch“ um die High Society-Kannibalengruppe die im letzten Band eingeführt wurde. Eine Assistentin des Bürgermeisters bezahlt diese, damit sie die Stadt „sauber“ machen. Die Kannibalen entführen und essen nämlich nur Obdachlose. Harley bekommt von ihrem neuen Gönner, dem Polizeichef Spoonsdale, den Auftrag der Sache nachzugehen. Prompt fällt sie den Kannibalen in die Hände und massakriert diese – wenig überraschend – ohne allzu große Probleme. Die Sozialkritik wird hier in Harley-Manier mit dem Holzhammer ausgeteilt und auch wenn das ganze wohl mehr metaphorisch gemeint ist, bluttriefende Körperteile sorgen eher dafür, dass man hier nicht allzu nachdenklich sein kann. Obendrein killt Harleys Freund, Red Tool, mal so nebenbei einen unschuldigen Passanten mit dem Enterhaken. Wer moralisiert hier gleich noch mal?
Die nächste Geschichte folgt einem Faden der auch schon in früheren Ausgaben gesponnen wurde: Devani Kage, eine Art Batgirl aus der fernen Zukunft, unternimmt eine Zeitreise um Harley zu töten. Batman, der in der Zukunft als der größte Held aller Zeiten fast mythisch verehrt wird, soll nämlich von Harley Quinn ermordet worden sein. Devani will das verhindern und stellt Harley in ihrem Irrenhaus. Der heftige Zweikampf wird unterbrochen, als ein geheimnisvoller Dritter die beiden Kontrahentinnen gefangen nimmt. Zudem erfahren wir die verrückte Herkunftsgeschichte von Harleys Sidekick, Red Tool. Der „extrem gefährliche Idiot“ ist nicht nur eine reine Parodie auf den Liebling der Vorwitzigen, Marvels Deadpool, sondern auch eine interessante Figur, die im Harleyversum noch eine bedeutende Rolle spielen dürfte.

In der dritten und letzten Geschichte „Familienbande“ geht es dann endlich um das Ereignis, auf das alle gewartet haben. Harleys Eltern kommen auf Besuch. Erstaunlicherweise ist keiner von den beiden verrückt, bösartig oder sonst außergewöhnlich. Die beiden entpuppen sich als nette Florida-Spießer, auch wenn in Harleys Dad ein gutes Stück Bad Ass unter der harmlos wirkenden Oberfläche schlummert.
Der gesamte Band kommt etwas handzahm daher. Die richtig verrückten Einfälle fehlen und Harleys Familienbesuch hat sogar etwas beklemmend Spießiges an sich, das nicht wirklich zur Serie passen kann. Conner und Palmiotti jonglieren zwischenzeitlich mit allerhand Handlungsfäden die sich seit einiger Zeit im Harleyversum tummeln. Da wäre Harley Sinn, das „böse“ Gegenstück zu Dr. Quinn, der den untergetauchten Mason Macabre meucheln will. Der Polizeichef und seine Fehde mit dem Bürgermeister, der rein zufällig stark an den Präsidenten eines recht bedeutenden Landes erinnert. Aber auch die glücklosen Superschurken zweiter Kategorie, Clock King und Sportsmaster, die für schadenfrohe Lacher gut sind. Conner und Palmiotti haben mittlerweile eine reiche Welt aufgebaut die eine gewisse Komplexität aufweist und eigenständig innerhalb des DC-Universums bleibt.
Optisch bleibt es diesmal großteils in John Timms bewährten Händen. Genau wie der Band – nicht außergewöhnlich, aber auch nicht schlecht.

Fans der Serie die zahlreichen Storylines verfolgen, werden hier belohnt. Die Hintergründe zu Red Tool könnten für Aufsehen sorgen und bergen Potenzial für zukünftige Entwicklungen. Ansonsten gibt sich Ms. Quinn diesmal ein wenig zu zahm und Gelegenheitsleser verpassen in Band fünf nichts Weltbewegendes.

Details

Bewertung

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