Geistkrieger

Geistkrieger: Libellenfeuer

von Sonja Rüther
Rezension von Stefan Cernohuby | 31. März 2022

Geistkrieger: Libellenfeuer

Es gibt viele Abenteuer, bei denen man das Gefühl hat, erst am Anfang zu stehen. Bei vielen gibt es dann eine Fortsetzung und man kann zum Glück erfahren, wie es mit der Handlung und vor allem liebgewonnenen Protagonisten weitergeht. Bei anderen bleibt man leider in der Luft hängen. Sonja Rüther hat mit „Geistkrieger: Libellenfeuer“ nun zum Glück einen zweiten Band ihrer Alternativwelt-Reihe geschrieben, der jetzt gemeinsam mit dem Vorgänger bei Knaur als Taschenbuch erschienen ist.

Viel hat sich verändert, seit Finnley Whittle seine Bestimmung gefunden hat. Die Verbindung mit dem nordischen Totem Fenris, seine Liebe und Verlobung mit Taima Inyangke und seine volle Akzeptanz als Geistkrieger könnten aber problemloser laufen. Denn dass er dank seines Totems mit seiner Kollegin Chenoa ein gesegnetes Kind produziert hat, führt auf vielen Ebenen zu Problemen, vor allem als „Steinmann“, als Nicht-Einheimischer. Hier erwartet man, dass er sich schnell für die Mutter seiner Tochter und gegen seine Verlobte entscheidet, deren Familien schon seit Generationen miteinander im Zwist liegen. Doch vorerst gibt es andere Probleme. Der Gabensammler, der in der Lage ist, spezielle Fähigkeiten anderer Menschen zu entfernen und für sich zu nutzen, treibt immer noch sein Unwesen. Und zu allem Überfluss breitet sich ein seltsames, magisch aktives Bakterium immer schneller aus. Dieses scheint in der Lage zu sein, das Verhalten von Menschen zu beeinflussen, sie von außen kontrollierbar zu machen. Und obwohl es definitiv wichtigere Themen gibt, wird von ganz oben versucht, die Einheit der Geistkrieger aufzulösen. Wie hängen all diese Dinge zusammen?

Sonja Rüther hat mit dem zweiten Band sehr viele aktuelle Themen eingebracht. Ein sich schnell ausbreitendes Bakterium, gegen das es offenbar kein wirksames Heilmittel gibt ist nur die eine Hälfte der Medaille. Gleichzeitig gibt es Personen, die allen Katastrophen zum Trotz hauptsächlich daran interessiert sind, Ansehen, Einfluss und Macht zu erlangen. Diese Kombination ist wirklich sehr nahe an der Realität. Darüber hinaus gibt es viel Zeit für Charakterentwicklung. Finnley muss sich an ihm unbekannten Maßstäben messen lassen und scheint dabei immer zu versagen – tatsächlich muss er jedoch versuchen, seinen eigenen Weg zu finden. Spannend an „Geistkrieger: Libellenfeuer“ ist, dass die Gesellschaft, in welcher der Roman angesiedelt ist, ein wenig ihren Zauber verliert. Im Vorgängerband wirkte die Darstellung ein wenig wie eine Utopie, jetzt wird aber klar, dass es genauso Korruption und Machtmissbrauch gibt, wie in unserer Welt. Hat hier die Realität die Autorin beeinflusst, um dadurch eine weniger ideale Gesellschaft zu erzwingen?
Ebenfalls im Buch enthalten ist eine Novelle von Markus Heitz, die auch in Sonja Rüthers alternativen Realität angesiedelt ist – in dieser geht es aber um ziemlich andere Operationen.

„Geistkrieger: Libellenfeuer“ setzt da an, wo der Vorgänger geendet hat. Sonja Rüther lässt jedoch nicht nur ihre Charaktere persönliche Dramen rund um Totems und gesegnete Kinder erleben. Sie offenbart auch eine Gefahr, die sich wie ein Lauffeuer durch eine ganze Gesellschaft fressen könnte. Somit gibt es viel Persönliches aber auch Gefahr und Action. Eine gelungene Fortsetzung, die man mit gutem Gewissen empfehlen kann.

Details

Bewertung

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