Einraumpalast

von Sonja Rüther
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. Januar 2023

Einraumpalast

Jeder hat in seinem Leben andere Prioritäten. Während die einen nach Macht und Geld streben, sehnen sich die anderen nach Wissen und wieder andere suchen Erfüllung in Liebe und Beziehung. Der Protagonist von Sonja Rüthers aktuellem Roman „Einraumpalast“ hat jedoch ganz andere Pläne mit seinem Leben. Doch wie so oft kommt es dann anders als geplant.

Matthis Pappke beibt selten lange in einem Job. Er kann sich überall schnell einarbeiten und erfüllt die jeweilige Aufgabe mit der nötigen Sorgfalt. Doch ein Beruf ist für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Er will sein Leben genießen und möglichst viel erleben. Dabei sind ihm Konzerte das größte Anliegen, insbesondere Metal-Konzerte haben es ihm angetan. Sein neuester Job in der Postabteilung des Bojack Verlags macht da keinen großen Unterschied für ihn, abgesehen von der Tatsache, dass er sehr gerne liest, weswegen ihm das Umfeld auch gefällt. Das ändert sich jedoch, als zwei unerwartete Dinge geschehen. Seine Vorgesetzte, die ihn einlernen soll, wird krank und kann nicht mehr arbeiten, weswegen er die gesamte Poststelle übernehmen muss. Und er lernt beim Frühstück seine Kollegin Lovis kennen. Eine ernste, verschlossene junge Frau, die ihn auf Grund seines Kleidungsstils auf Anhieb unsympathisch findet. Etwas, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Und doch verbindet die beiden die Liebe zur Literatur. Alles wird etwas verwirrend, als sich herausstellt, dass Lovis die Tochter des Verlagsinhabers ist und sie Matthis bittet, sie auf ein Konzert mitzunehmen. Denn beinahe gegen seinen Willen fühlt er sich zu der Frau, die irgendein dunkles Geheimnis mit sich herumschleppt, hingezogen. Und plötzlich findet er sich irgendwo zwischen ihr, ihrem Verlobten, dem Verlag und einer überraschenden Daueranstellung wieder. Und mit ihr gemeinsam in seinem Einraumpalast. Ob das gutgehen kann?

„Einraumpalast“ ist ein Roman, den man auf mehreren Ebenen betrachten kann. Natürlich steht in seinem Zentrum eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, das Buch ist aber gleichzeitig eine Liebeserklärung an die Literatur selbst. Und diese überschreitet im Rahmen der Handlung Grenzen zwischen sehr verschiedenen Lebensentwürfen. Sie lässt Personen vieles hinterfragen und Prioritäten neu setzen. Es gibt Veränderungen, man blickt hinter Kulissen und letztendlich nimmt die Handlung eine Wendung, mit der man nicht gerechnet hat. Krankheiten und damit verbundene Vorkommnisse sind dabei sogar ausgenommen. Es gibt Drama, es gibt Liebe, Sex und noch mehr Drama. Aber dadurch, dass die Handlung in einem Setting angesiedelt ist, das der Literatur so sehr verbunden ist, kann einem das Werk auch gefallen, wenn man sonst mit starken Gefühlen und dramatischen Entwicklungen hinsichtlich der Protagonisten wenig am Hut hat.

„Einraumpalast“ ist ein Roman von Sonja Rüther, der verschiedene Inhalte behandelt, aber in dessen Zentrum auf jeden Fall die beiden Protagonisten stehen, die ihr Leben gegenseitig umkrempeln und über ihre bisherigen Lebensentwürfe reflektieren müssen. Das ist bitter notwendig, um auch nur die Möglichkeit eines Happy Ends in Betracht zu ziehen. An erster Stelle steht jedoch die Liebe zum geschriebenen Wort, was das Buch auch für Lesende interessant macht, denen Liebe und Gefühl sonst zu sehr im Zentrum stehen würden.

Details

Bewertung

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