Von Hochverrätern und Galgenbäumen I – Der Botschafter

von C. Gina Riot
Rezension von Stefan Cernohuby | 25. September 2025

Von Hochverrätern und Galgenbäumen I – Der Botschafter

Es ist nicht leicht, ein Held zu sein, besonders in einer Welt, die alle Stufen von moralisch grau beherbergt. Genauso wenig ist es allerdings einfach, wenn man das Gegenteil davon ist. Ein Hochverräter, der überall gesucht wird, auf dessen Kopf ein riesiger Haufen Geld ausgesetzt ist und der im Grunde niemandem trauen kann. Wenn das jetzt irgendwie nach vielen Spoilern klingt, das zugehörige Werk trägt den Namen „Von Hochverrätern und Galgenbäumen I – Der Botschafter“ und stammt von C. Gina Riot.

Luic von Eoun hat nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Der ehemalige Heerführer wird wegen Hochverrats gesucht und ist nun mit seinem einzigen Freund Tax auf der Flucht. Als sich die Gelegenheit ergibt, in die Rolle eines Botschafters zu schlüpfen und die dunklen Hinterhöfe durch ein gut ausgestattetes Gasthaus zu ersetzen, nimmt er diese wahr. Doch er findet sich inmitten eines diplomatischen Schlachtfeldes wieder. Ein Krieg zieht auf und Andoulous ist mit beiden Kriegsparteien gut befreundet. Als sich ein Botschafter aus Wintergaard und der unbeliebte König von Thal als Gäste ankündigen, führt das natürlich zu diplomatischen Herausforderungen. König Rogen beschließt, dass man für den Herrn aus Wintergaard nicht nur mit einer Metverkostung aufwarten soll. Nein, man will auch ein Theaterstück aufführen, das auf einem beliebten Stück Schundliteratur beruht, nämlich „Die Hofdame und der Lustknabe“. Etwas, was Königin Lo´randre gar nicht zusagt. Und irgendwie will es das Schicksal, dass der „Botschafter“ des Landes Wristangul offenbar die perfekte Besetzung für die Rolle ist. Und das sind längst noch nicht alle Wendungen der Handlung, die auch des Öfteren mit Hurenhäusern, Kerkern und Prangern zu tun haben. Nicht notwendiger Weise in dieser Reihenfolge.

Wie schon eingangs erwähnt, ist es nicht einfach, einen Roman zu schreiben, der sich um jemanden dreht, der gewissermaßen vogelfrei ist und von allen gejagt wird. C. Gina Riot gelingt das jedoch sehr gut. Denn der Tonfall wechselt immer wieder von grundsätzlich heiter zu düster und depressiv. Der Hochverräter will leben, auch wenn er dafür andere töten muss, die ihm auf die Spur kommen. Und das sind Taten, die man nicht so einfach beiseiteschieben kann. Oder zumindest er kann das nicht. Drei Charaktere aus der Reihe „Diener des Ordens“ trifft man hier wieder, zwei als handlungstragende Personen, einen als Nebencharakter. Dadurch wird die Erdenwelt der Autorin noch facettenreicher und man lernt ihre verschiedenen Reiche aus einem anderen Blickwinkel kennen. Es gibt noch einen zweiten Band, der sich Hochverräter Luic und seinem uralten Freund Tax widmet. Dieser hat definitiv das Potenzial sehr düster zu werden, denn selbst die lebensfrohste Natur verliert irgendwann die Lebensfreude, wenn sie immer auf der Flucht ist. Trotzdem gibt es kaum einen Weg daran vorbei, denn das Werk fesselt beim Lesen, angesichts der verschiedenen skurrilen und dennoch ernstzunehmenden Charaktere.

„Von Hochverrätern und Galgenbäumen I – Der Botschafter“ ist ein Roman von C. Gina Riot, der viel Politik und einigen Klamauk, aber auch einen Protagonisten auf der Flucht enthält. Man nehme Intrigen, ein abgedrehtes Theaterstück und zahlreiche Kerkeraufenthalte und erhält ein spannendes und amüsantes Werk, von dem man gerne die Fortsetzung lesen möchte. Sehr empfehlenswert.

Details

Bewertung

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