Es gibt Romane, an denen man als passionierte literaturbegeisterte Person irgendwann einfach nicht vorbeikommt. Ein Beispiel dafür ist „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson. Sei es, weil jede Bibliothek das Buch vorrätig hat, sei es, weil das Werk als gemeinfreier Inhalt bei allen eReadern mitgeliefert wird. Im Coppenrath Verlag ist nun ein Schmuckband des Klassikers erschienen, der von Kai Würbs illustriert wurde.
Von Seeleuten und ihrer Vergangenheit
Wer in einem Gasthaus arbeitet, in dem Seeleute ein- und ausgehen, trifft irgendwann unvermeidlich auch mit zwielichtigen Gestalten zusammen. Jim Hawkins arbeitet im Betrieb seiner Eltern und träumt von Abenteuern, bis ihn das Abenteuer selbst findet. Der alte Kapitän Billy Bones quartiert sich bei ihnen ein und hat Angst vor einem Mann namens John Silver, nachdem Jim Ausschau halten soll. Als er irgendwann Besuch von einem anderen Schurken erhält, gibt es zuerst eine Auseinandersetzung und dann einen Schlaganfall, an dem der Kapitän stirbt. Doch damit ist die Geschichte für Jim noch längst nicht vorbei.
Schätze, Meutereien und Piraten
Denn in all jenen Auseinandersetzungen ging es um den Schatz des Kapitän Flint, dessen Schatzkarte Jim von Billy Bones überlassen wurde. Mit dem Gutsherrn Trelawney und Dr. Livesey bricht der Junge auf Schatzsuche auf. Nur um dort mit all jenen Schurken zusammenzutreffen, die er bislang nur aus Erzählungen kannte. Allen voran dem einbeinigen „Long“ John Silver, dem ehemaligen Quartiermeister und Schiffskoch. Es gibt Verschwörungen und vorangegangene Ereignisse, die erst im Laufe der Handlung bekannt werden – aber deutlich mehr Abenteuer, als Jim Hawkins ursprünglich im Sinn hatte.
Handlung und Gestaltung
Über die Handlung und ihre Wirkung muss man nicht mehr viele Worte verlieren. In früheren Zeiten wurde das Werk in einem Atemzug mit „Tom Sawyer“ oder „Robinson Crusoe“ genannt. Das Werk ist auch heute noch in der Lage, Lesende zu fesseln und gleichermaßen Grusel und Schauer von Abenteuer über den Rücken laufen zu lassen. Die Illustrationen von Kai Würbs sind jedoch stark Geschmackssache. Er stellt insbesondere die Piraten absichtlich unattraktiv (um es höflich auszudrücken) dar, seine übrigen Darstellungen sind eher minimalistisch und wenn Farben verwendet werden, bleibt die Palette klein. Einige der Inlays sind interessant (unter anderem jene von historischen Filminterpretationen), andere jedoch so rudimentär, dass es kaum einen Unterschied gemacht hätte, zum Beispiel einen Brief im Buch selbst abzudrucken. Insgesamt hat man trotz des schönen Einbands nicht das Gefühl, dass die Gestaltung des Schmuckbandes dazu beiträgt, die Lektüre des Romans zu genießen. Das ist etwas schade, weswegen man sich vor dem Kauf unbedingt den Stil der Illustrationen ansehen sollte, um für sich selbst zu entscheiden, ob der Preis für einen gerechtfertigt ist
„Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson ist ein absoluter Klassiker, der nun auch bei Coppenrath als Schmuckausgabe erschienen ist. Ob die Illustrationen, die Kai Würbs verwendet hat, einem zusagen, sollte man sich aber im Vorfeld ansehen. Denn bei uns war das nicht unbedingt der Fall, weswegen das Gesamtergebnis aus Roman, Bildern und Inlays leider nur als durchschnittlich zu bezeichnen ist.
Details
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Originaltitel:Treasure Island
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Übersetzer*in:Elisabeth Kessel
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Erschienen:10/2025
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Umfang:32,00
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Typ:Hardcover
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ISBN 13:9783649651673

