Später

von Stephen King
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Mai 2021

Später

Gestern war gestern, heute ist jetzt. Was ist dann morgen? Später. Ein unspektakuläres Wort, aber dennoch dazu geeignet, einen Roman von Stephen King zu betiteln. Ja, tatsächlich trägt der aktuelle Roman den Titel „Später“. Wovon er handelt, hat ebenfalls damit zu tun. Es geht darum, was nach dem Ende passiert. Also danach.

Der Protagonist und Erzähler des Romans heißt Jamie. Jamie Conklin. Als er das Buch schreibt ist er Mitte 20, doch die Ereignisse, von denen er erzählt haben bereits in seiner Jugend begonnen. Ein wenig mutet die Geschichte wie der Film „The Sixth Sense“ an, denn Jamie kann die Geister toter Menschen sehen. Nicht lang, denn sie verschwinden relativ schnell nach ihrem Tod, aber eine Weile bleiben sie noch zurück. Und er kann ihnen Fragen stellen, die sie wahrheitsgemäß beantworten müssen. Es ist ein Geheimnis, das er lange Zeit für sich behält, bis er es irgendwann nach dem Tod einer Nachbarin seiner Mutter anvertraut, die das Talent nach einem Beweis zwar als Realität akzeptiert, davon aber nicht mehr reden will. Doch Jamies Mutter ist Verlegerin und kämpft nach einer Reihe riskanter Kapitalanlagen ums Überleben. Als ihr wichtigster Autor stirbt, kurz bevor er sein Magnum Opus vollendet, sieht sie nur eine Chance. Jamie muss mit dem Geist sprechen, um ihm den Plot für den letzten Roman zu entlocken. Doch das ist nicht das große Problem. Denn die Lebensgefährtin seiner Mutter ist Polizistin. Und sie sieht ganz andere Anwendungsmöglichkeiten für seine Fähigkeiten …

Stephen King hat schon über 60 Romane veröffentlicht, kurze wie lange. Langweilige waren jedoch kaum darunter und „Später“ (im Original „Later“) gehört ganz bestimmt nicht dazu. Man wird als Leser sofort von der Geschichte mitgerissen. Man bemerkt amüsiert, dass Stephen King es wie kein anderer vermag, ganz beiläufig Kritik an zeitgenössischen Fernsehserien als Teil der Handlung einzustreuen und selbst die Idee für das Werk in die Geschichte selbst einzuflechten. King erzählt die Geschichte eines typischen Heranwachsenden, als Sohn einer alleinerziehenden Mutter, mit den üblichen Problemen und den Herausforderungen, denen sich jeder stellen muss – mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass der Protagonist in der Lage ist mit kürzlich Verstorbenen zu sprechen. King hat auch ein paar Leckerbissen für Leser parat, die seine Romane schon seit Jahrzehnten verfolgen, denn es gibt hier mehr als nur Anspielungen. Ein ganz bestimmtes Ritual wird wieder hervorgekramt und es gibt auch einen Besucher aus einer nicht sehr einladenden Gegend. Was kann man nun von „Später“ halten? Ja, es handelt sich um einen Roman, der in deutscher Sprache gerade einmal knapp über 300 Seiten lang ist. Es ist kein großes Werk, erzählt keine epochale Geschichte vom Kampf zwischen Gut und Böse. Und trotzdem ist es ein hervorragendes Buch, das den Leser bis zum Ende nicht mehr loslässt. Es ist ein Roman, der für Kenner ohnehin Pflichtlektüre ist, aber auch einem Liebhaber von Gruselgeschichten etwas zu bieten hat, der noch niemals einen Roman von Stephen King gelesen hat.

„Später“ ist ein Roman von Stephen King, der sich um einen jungen Mann dreht, der seit seiner Kindheit in der Lage ist, mit den Seelen kürzlich Verstorbener zu sprechen. Und selbst wenn die Idee dem einen oder anderen Leser etwas bekannt vorkommen mag, überzeugt der Roman in seiner Einfachheit, mit seinen Charakteren und liefert Kennern sogar noch etwas Bonusmaterial. Das alles macht „Später“ zu einem Roman, den man als Fan unbedingt lesen sollte und der auch sonst zu gefallen weiß.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Later
  • Verlag:
  • Erschienen:
    03/2021
  • Umfang:
    304 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ISBN 13:
    9783453273351
  • Preis (D):
    22 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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