Shadowrun

Iwans Weg

von David Grade
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. August 2018

Iwans Weg

Es gibt viele Wege und in allen Universen. Den Königsweg, den Weg des Kriegers. Manche Sänger singen von ihrem Weg und selbst in der Welt von Shadowrun gibt es einen Weg in die Schatten und Flynns Weg. Doch natürlich tun alle alles weiter auf ihre Art und Weise. Insofern ist es kein Wunder, dass einer der neuen Shadowrun-Romane aus deutschen Landen den Titel „Iwans Weg“ trägt. David Grade war der Autor desselben und wir haben uns dem Werk näher gewidmet.

Iwan kommt aus mehr als problematischen Verhältnissen. Seine Mutter ist tot, sein Vater Alkoholiker. Nur durch viel harte Arbeit und Stunden an Selbststudium hat er ein Stipendium ergattert, mit dem er und sein Vater überleben können. Doch der junge Techbastler und Hobbyhacker hat einen Fehler gemacht. Und genau wegen einer kleinen Verfehlung verliert er sein Stipendium und somit die einzige Einkunftsquelle für seine Familie. Eigentlich hat er vor, sein Leben zu beenden, aber dann kommt es doch anders. Er wird von einer Fee namens Mae gerettet, die jedoch alles andere es freundlich ist. Um sich und die ihren zu schützen, hat sie bereits vielfach gemordet. Die ihren sind ihre Geister.
Rhoslyn ist ein bereits hunderte Jahre alter grimmiger Zeitgenosse, der auf der Suche nach seiner Tochter Mae ist. Diese ist seiner Meinung nach dem Bösen anheimgefallen und er will alles tun, um sie aufzuhalten – und wenn dabei Metamenschen ums Leben kommen oder er mal wieder Finger verspeisen muss, ist ihm das völlig egal. Doch auch jemand anders ist so sehr daran interessiert, ein Kopfgeld für die Fee zu kassieren, dass er alles daransetzt, einen längst im Ruhestand befindlichen Runner zu reaktivieren. Etwas, was auch so manche Schattengröße registriert.

Der Autor des Werks baut die verschiedenen Handlungsfäden gelungen auf. Iwan bleibt trotz seiner Fehlentscheidungen sympathisch, Rhoslyn ist zwar ultrabrutal, man kann seine Handlungen aber dennoch nachvollziehen. Und dann ist da die komplett irrational agierende Fee Mae, die schon mehr Einfluss auf den titelgebenden Helden des Romans hatte, als man zu Beginn des Werks gedacht hätte. Über zwei Drittel des Romans wird die Stimmung konstant und gelungen aufgebaut, dann kommt die Eskalation. Leider mehrfach, reichlich chaotisch und irgendwie ein wenig überbordend. Eine Klimax hätte schon gereicht, aber Werk und Autor geben sich damit nicht zufrieden. Und so dauert der Abschnitt, in dem geschossen, gezaubert, gefoltert und anderweitig verraten und geköpft wird, länger als er eigentlich müsste – und das tut dem Werk leider nicht gut. „Iwans Weg“ von David Grade hätte das Zeug zu einem wirklich guten Shadowrun-Roman gehabt, sich leider durch den letzten Abschnitt ein wenig selbst ausgebremst. Dennoch bleibt das Buch grundsolide und muss sich vor den letzten aus dem Englischen übersetzten Romanen nicht verstecken. Zu den Besten der Reihe gehört er allerdings auch nicht.

„Iwans Weg“ ist nicht nur hart und steinig, sondern auch mit zahlreichen Schicksalsschlägen und Schmerzen gepflastert. Der seit langem erste deutschsprachige Shadowrun-Roman von David Grade legt einen tollen Start hin, baut einen verheißungsvollen Mittelteil auf und baut leider im letzten Drittel ein wenig ab. Dennoch kann man das Werk allen Fans des Rollenspiels empfehlen, da es sicherlich nicht schwächer ist, als die letzten, ebenfalls bei Pegasus erschienenen, Übersetzungen.

Details

Bewertung

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  • Gewalt:
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  • Erotik:

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