Shadowrun

Schattenstädte

von Rob Boyle
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. März 2010

Schattenstädte

Eine der wichtigsten Umgebungen ist für uns Menschen die Urbane. In einer Zeit, in der immer mehr Leute zusammenleben, wenn sich Technologie rasant weiterentwickelt und immer mehr Siedlungen sich zu Metropolen entwickeln, sind es die Städte, die das Zentrum der Existenz darstellen. In einer gar nicht mehr so fernen Zukunft des Rollenspiels "ShadowRun" sind es allerdings die "Schattenstädte", auf die es ankommt.

Übernimmt ein Verlag die Aufgabe, ein komplettes Rollenspiel neu zu verlegen, muss er sich wohl oder übel auch jenen Werken widmen, die bereits vor der Übernahme veröffentlicht wurden. Um einen solchen Quellenband handelt es sich bei "Schattenstädte", der im Jahr 2006 bereits in einer ersten Auflage bei Fanpro erschienen ist. Was sind Unterschiede, Neuerungen und vor allem Inhalte?
Früher - in den Tagen der dritten Edition von Shadowrun - war es meist Seattle, das Runner anzog wie unappetitliche Dinge Fliegen. Das hat unter anderem daran gelegen, dass sich die meisten Regelwerke, Ausnahmen bestätigen die Regel, um eben jene Region gedreht haben. In "Schattenstädte" versucht man den Runnern eine alternative Auswahl ihres Betätigungsfeldes ein wenig zu erleichtern. Beschrieben werden in diesem Fall nämlich die Städte Hongkong, Seattle, Hamburg und Marseilles, mit einem Seitenblick auf einige andere nicht uninteressante Metropolen.
Was macht nun die vorgestellten Städte so besonders? Hongkong ist vor allem eine Mischung aus westlichen Einflüssen und Traditionalismus. Omnipräsent ist der Konzern Wuxing, der überall seine Hände im Spiel hat, aber dennoch nicht versucht, die Macht an sich zu reißen. Ein interessantes Pflaster, besonders für Shadowrunner.
Seattle ist der Klassiker unter den Runnerstädten, die Heimat der Schattenlegenden und auch vieler Spielercharaktere. Daher wird in diesem Kapitel versucht, sowohl der Vergangenheit Platz einzuräumen, als auch die Gegenwart zu beleuchten. Nostalgie versus Wireless. Trotzdem bleibt es bei einem kurzen Überblick.
Hamburg ist eine Stadt, die hauptsächlich für deutschstämmige Runner interessant ist, zeigt aber, dass auch für andere ein Sprung über den großen Teich interessant ist. Besonders die ungebrochene Chrom-Begeisterung, die in den UCAS längst überholt ist, macht die Hafenstadt sehr amüsant.
Marseille ist eher ein kurzes Kapitel, das interessante Möglichkeiten bietet, auch einmal in Frankreich Halt zu machen. Die übrigen Städte zeigen eher Eventualitäten auf, als viel zu beschreiben. Und das machen auch die zahlreichen Kurz-Abenteuerideen im Anschluss.

"Schattenstädte" ist, wie eingangs erwähnt, eine Neuauflage eines Fanpro-Quellenbandes. Zahlreiche Überarbeitungen wurden vorgenommen, einige Inhalte mehr auf die aktuelle Zeit getrimmt. Trotzdem fehlt einem etwas. Das Werk wirkt eher lieblos zusammengeflickt, oberflächlich und rudimentär. Vielleicht liegt es daran, dass für die dritte Edition sogar ein eigenes Werk zum Thema Seattle erschienen ist. Daran, dass mehr auf das Leben selbst als die demographischen Eigenschaften und die Konzernaktivitäten einer Stadt eingegangen werden könnte. Um den wirklichen Stil einer Metropole zu erfassen, braucht man mehr als das - und für Seattle würde das bedeuten, die alten Regelwerke heranzuziehen, denn dort ist zu diesen Themen mehr herauszuholen. Fairerweise muss man sagen, dass der Band auf seinen 221 Seiten durchaus wissenswerte Informationen enthält. Für den Spielleiter sind es wirklich wichtige Details und spannende Gelegenheiten. Aber einen für das Spielen von Shadowrun zu begeistern, indem er einfach nur durch diesen Band blättert, wird nicht gelingen. Irgendwie hat man das Gefühl, dass dieser Effekt, der einem in der zweiten und dritten Edition immer wieder begegnet ist, absichtlich unterbunden wurde. Denn wie die vierte Edition allgemein richtet sich auch dieser Quellenband eher an alte Hasen und stellt zu großen Teilen ein "Update" dar. Schade, hier hätte man durch die Möglichkeit der Überarbeitung einiges mehr herausholen können, denn auch die Fanpro-Version war nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.

"Schattenstädte", ein Shadowrun-Quellenbuch für die vierte Edition, soll das Leben in der sechsten Welt in großen Metropolen am Beispiel einiger weniger erläutern. Doch es kann nicht ganz die Erwartungen erfüllen. Zwar liefert es wissenswerte Informationen für Spielleiter, interessante Details für einzelne Städte und Anregungen für andere, doch was nicht überzeugt, ist der Gesamteindruck. Denn weder will der Funke überspringen, noch wirken die Inhalte besonders inspiriert. Daher hat man leider einmal einen nur durchschnittlichen Quellenband für Shadowrun vorliegen. Der Preis von knapp 30 Euro ist vermutlich eher nur für Spielleiter interessant, die sich selbst auf den aktuellsten Stand bringen lassen wollen und einige zusätzliche Anregungen brauchen.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2010
  • Umfang:
    221 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3941976001
  • ISBN 13:
    9783941976009
  • Preis (D):
    29,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
    Keine Bewertung
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:

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