Shadowrun

Krisenzonen

von Jason Hardy
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Mai 2010

Krisenzonen

Wenn man in einer Welt, in der schon das tägliche Überleben für manche einen ständigen Kampf darstellt, von "Krisenzonen" spricht, muss es sich um wahre Brandherde der Unruhen handeln. Und tatsächlich ist das gleichnamige bei Pegasus erschienene Werk für das "Shadowrun"-Universum in erster Linie für all jene geeignet, die als Spieler etwas mehr Action bevorzugen. Aber kann dieser Band überzeugen?

Begonnen wird mit einem der mörderischsten Orte der dritten Welt, nämlich Chicago. Als 2055 beim Stürmen der "Universellen Bruderschaft" tausende Insektengeister freigelassen wurden, gab es nicht nur Quarantäne und Krieg. Da zahlreiche Geister menschliche Wirte bevorzugten, gab es auch eine Unzahl an zivilen Opfern. Viele der Wesen von anderen Ebenen konnten zwar im Verlauf einer Dekade beseitigt werden, aber Chicago erholte sich nie mehr völlig von dem Schlag. Die Bankrotterklärung der Stadt nach dem zweiten Crash und die Ausbreitung von Verbrechersyndikaten sind nur einige wenige Folgen, mit denen sich nun auch Runner auseinandersetzen müssen, die mit dem Gedanken spielen, Chicago aufzusuchen. Denn dort sind selbst Grundbedürfnisse nur schwer zu erfüllen. Elektrizität und sauberes Wasser sind Luxusgüter. Ghule, Mutanten und eine stark ausgeprägte Parafauna sind ebenso präsent, wie diverse mit dem MMVV-Virus infizierte Angehörige aller Metamenschgruppen. Und alle sind untereinander verfeindet. So gibt es durchaus Geld zu verdienen - für sehr mutige oder sehr verzweifelte Charaktere.
Während gewisse Teile der ersten Welt zu Krisenzonen geworden sind, gibt es große Bereiche der dritten Welt, die es natürlich noch schlimmer erwischt hat. Als 2011 in Nigeria VITAS I ausbrach, starben etwa 75% der Einwohner, hauptsächlich betroffen war die Stadt Lagos. Kein Wunder, dass sich in der Zeit des magischen Erwachens Heiler, Wahrsager, Priester und Hexendoktoren ansiedelten. Doch nur Jahrzehnte später wütet VITAS II und kostet wieder einem Viertel aller Metamenschen das Leben. Nach der Gründung einer Ghulnation war es vor allem der Islam, der sich stark ausbreitete. Doch tatsächlich sind es Konzerne und Nachbarnationen, die Probleme machen. Im Kampf um Rohstoffe gibt es zahlreiche Auseinandersetzungen, in die natürlich auch die örtlichen Armeen involviert sind. Stoff genug, für einige harte Abenteuer.
Weitere Krisenherde werden weit kürzer behandelt. Dabei handelt es sich unter anderem um Bogota in Kolumbien und Genf in der Schweiz. Zuletzt gibt es Spielinformationen, die einem Abenteuerideen in den behandelten Städten liefern und zudem einige Rahmenbedingungen erläutern, auf die es unter Umständen zu achten gilt.

Rollenspiel lebt von seiner Vielseitigkeit. Aber irgendwann, wenn Charaktere den zwanzigsten Detektivfall gelöst haben oder zum wiederholten Mal bei Konzernen eingebrochen sind, empfiehlt es sich, ihnen in Erinnerung zu rufen, dass sie auf dem falschen Pflaster und unter erhöhtem Druck genauso in Problemen stecken können, wie Normalsterbliche, selbst wenn sie vor Cyber-, Bioware oder magischen Fähigkeiten nur so strotzen. Dafür bietet "Krisenzonen" gute Anregungen. Auch die Möglichkeit, eine Low-Tech-Kampagne in einem der beiden Hauptgebiete zu spielen ist durchaus vorhanden und sicherlich für einige Rollenspielergruppen interessant. Die Ausarbeitungen sind zwar nicht lückenlos und leider auch nicht so stil- und stimmungsvoll, wie sie letztendlich sein könnten, sie bieten jedoch genügend Informationen, um jeden Spielleiter zufriedenzustellen. Letztendlich kommt es ja auch darauf an, wie gut dieser in der Lage ist, die ihm zur Verfügung stehenden Informationen umzusetzen.
Insgesamt kann man den Band "Krisenzonen" bedenkenlos empfehlen und nach Abwechslung lechzenden Gamemastern nur wärmstens ans Herz legen. Der Preis von knapp 25 Euro ist zwar nicht gerade niedrig, für die enthaltenen Informationen, Layout und Bindung jedoch gerechtfertigt.

Der Quellenband "Krisenzonen" zum Rollenspiel "Shadowrun" ist ein Werk, das vor allem für Vielspieler und ihre Spielleiter empfehlenswert ist. Hier bietet sich die Möglichkeit, wirklich harte und von sich selbst überzeugte Runner an ihre Grenzen stoßen zu lassen. Denn in den behandelten Krisenzonen gibt es immer noch einen größeren Fisch. Das Werk selbst ist für 25 Euro zwar nicht ganz billig, liefert aber viele wichtige Informationen und Anregungen. Einzig und allein die Stimmung der Krisenzonen hätte noch etwas besser transportiert werden können. Dies ist jedoch nichts, was den Kauf des Werks in irgendeiner Form weniger rechtfertigen würde.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2010
  • Umfang:
    128 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3941976087
  • ISBN 13:
    9783941976085
  • Preis (D):
    24,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:

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