Warhammer 40.000

Schattenjäger

von Kate Flack, Mike Mason, Owen Barnes
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Mai 2009

Schattenjäger

Es gibt Menschen, die sich eine Zukunft voller Hoffnung und unbegrenzter Möglichkeiten vorstellen - Optimisten reinster Güte. Natürlich gibt es auch einen Konterpart dazu, nämlich pessimistisch gestimmte Personen, welche die ferne Zukunft als düsteres Zeitalter in den schlimmstmöglichen Farben malen. Und dann gibt es Leute, denen genau das gefällt. Das Ergebnis war "Warhammer 40.000", zu dem jetzt endlich die deutschsprachige Ausgabe des zugehörigen Rollenspiels erschienen ist, das hierzulande den Titel "Schattenjäger" trägt.

Im einem gewaltigen Universum mit nahezu unendlich vielen Welten führt einen das Spiel in den Calixes-Sektor. Im Dienste einer der mächtigsten Organisationen versucht man nicht das richtige zu tun, sondern das was nötig ist: Für den unsterblichen Imperator!
In einer Welt, in der die Funktionsweise von Technologie schon lange wieder vergessen ist, in der Aliens, Ketzer, Dämonen und Chaosgötter die Menschheit bedrohen, gibt es eine Vereinigung, die sich all dem entgegenstellt, was dem Imperator und dem Imperium gefährlich werden könnte - und seien es nur Gedanken. Bei dieser handelt es sich um niemand geringeres als um die imperiale Inquisition, die mit Feuer, Schwert, Psionik und Technik alles ausradiert, was ihnen missfällt. So mächtig Inquisitoren auch sein mögen, sie können nicht überall zugleich sein (zumindest nicht alle!) und benötigen daher Unterstützung. Die Spieler schlüpfen nun in genau diese Rollen. Dabei kann es sich um unterschiedliche Persönlichkeiten und Klassen handeln. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Herkunft. Urzeitwelten, Makropolwelten, Imperiale Welten oder das All. Danach können die verschiedenen Charakterklassen gewählt werden.
Während hier Assassine und Soldat eher noch nachvollziehbar sind, gibt es auch andere Klassen, die man erst erklären muss. "Abschaum" entspricht einem notorischen Verbrecher oder Schmuggler. Adepten sind Gelehrte am Beginn ihres Weges, Arbitratoren sind Gesetzeshüter und Kleriker die Priester des Imperiums. Dann existieren noch imperiale Psioniker, fremdartige Individuen mit starken psionischen Kräften die sich sehr unterschiedlich manifestieren können und Techpriester, die ihr Fleisch willig gegen implantierte Maschinen austauschen.
Die Charaktererschaffung ist dem "Warhammer Fantasy Rollenspiel" relativ ähnlich. Man würfelt 2W10 und zählt bei jedem 20 Punkte hinzu. Fertigkeiten sind auch hier direkt von Attributen abhängig und Talente wirken sich auf Fertigkeiten aus. Definitiv anders funktionieren allerdings die Steigerungen, die sich auf militärische Ränge, Fertigkeiten und Talente auswirken. Auch Talente funktionieren anders. So kann man zahlreiche nur mit bestimmten Voraussetzungen erwerben.
Ausrüstung gibt es viel, vor allem gibt es zahlreiche Waffen. Oder besser gesagt viele Arten, denn an die Waffen heranzukommen dürfte weit komplizierter sein, so selten wie teure Waffen im Imperium sind. Gleiches gilt für teure Ausrüstung, Implantate und brauchbare Drogen. Man muss stets mit dem mindesten und schlechtesten auskommen und sollte über jede Verbesserung froh sein. Ein ganz eigenes Thema sind Psikräfte. Es gibt zahlreiche Disziplinen, die sich unterschieden entwickeln können. Aber beinahe am interessantesten sind Fehlschläge, wenn die Anwendung einer Psikraft plötzlich nach hinten losgeht. Das kann zu sehr problematischen Situationen führen.
Schicksalspunkte werden beinahe gleich wie in der Fantasy-Variante eingesetzt, auch Wahnsinnspunkte sind analog zu behandeln. Zusätzlich gibt es noch Verderbnispunkte, die zu Mutationen führen können.
Die dunklen Götter mit denen man es zu tun bekommt, sind die gleichen wie im Fantasy Rollenspiel. Damit man sich aber in einem so gewaltigen Universum zurechtfindet, gibt es noch ergänzende Kapitel zu Imperium, Inquisition und speziell zum Calixis-Sektor. Um zu wissen mit wem man es allem zu tun bekommen könnte, gibt es noch ein Kapitel mit potentiellen Antagonisten und ein Einsteigerabenteuer.

Viele Rollenspieler haben sich schon bei einem Spielleiter beschwert, dass sie ihre Charaktere nicht so krank ausspielen konnten, wie sie es sich immer wollten. Jetzt bekommen sie eine Aufgabe, die in einer Welt erfüllt werden muss, in der es kein Gut und Böse mehr gibt. In einem Univesum, in dem Feuer mit Feuer bekämpft werden muss, wird hart und erbarmungslos durchgegriffen und die Charaktere gehören zu der gnadenlosesten Organisation des ganzen Imperiums. Neben dem düsteren, blutrünstigen und apokalyptischen Setting hat "Schattenjäger" Regeln zu bieten, die kein ewiges Heldentum erlauben. Jeder Charakter hat ein Ablaufdatum und schon im Vornhinein ist es jedem Spieler klar, dass es unwahrscheinlich ist, jemals seine letzte Karrierestufe zu erklimmen. Zu voll ist das Universum mit Dämonen, Aliens und Häretikern. Zu gefährlich sind die Aufträge die man übernimmt, zu mächtig die Chaosgötter, mit deren Anhängern man sich beschäftigt. Kurzum, das Warhammer 40.000 - Rollenspiel "Schattenjäger" ist rundum gelungen. Zwar repräsentiert dieses Regelwerk nur einen winzigen Aspekt des gesamten Universums, in einem kleinen Sektor und mit einer eher minimalistischen Ausrichtung - der Unterstützung eines Inquisitors -, trotzdem werden sich viele Spieler in den Bann dieser Welt ziehen lassen. Wer sich nicht zu konservativ and "Sword & Sorcery"- Rollenspiele klammert und neue Möglichkeiten stets wahrnimmt, der kann "Schattenjäger" trotz der etwas fragwürdigen Übersetzung des Titels (Im Original "Dark Heresy") einiges abgewinnen. Wichtig ist nur, dass man an Rollenspieler gerät, die akzeptieren dass der Tod - oder schlimmeres - für einen Charakter einfach zum Charakterleben dazugehören. Dann steht iner Partie "Schattenjäger" nichts mehr im Weg.

Das Warhammer 40.000 - Rollenspiel "Schattenjäger" ist von der ersten bis zur letzten Seite gelungen. Obwohl nur ein kleiner Aspekt des Warhammer-Universums betrachtet wird, ist selbiger überaus überzeugend dargestellt. Spieler, die nicht zu sehr in konservativen Welten verhaftet sind, werden hiermit viel Freude haben. Aber selbst Spielleiter können sich endlich einmal ausleben, denn hier können die Spieler nicht wirklich ärgerlich sein, wenn ein Charakter stirbt. In "Schattenjäger" gehört das einfach dazu.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
    Keine Bewertung
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:

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