Warhammer 40.000

Deathwatch

von Christian T. Petersen
Rezension von Stefan Cernohuby | 22. Januar 2012

Deathwatch

Jeder, der sich schon einmal mit dem Universum von Warhammer 40.000 auseinandergesetzt hat, ist ihnen schon begegnet. Den mächtigen, gnadenlosen und bis an die Zähne bewaffneten Space Marines. Doch selbst unter den gewaltigen Streitern des Imperators gibt es eine Truppe, die mit Fug und Recht behaupten kann, sie beherberge die Besten der Besten: Die Deathwatch. Um genau jene Einheit, die aus der Elite aller Marine-Orden besteht, dreht sich das gleichnamige Grundregelwerk für die Rollenspielvariante. Also, lasst die Kettenschwerter warmlaufen und bringt die Bolter auf Vordermann!

Nach einer Einleitung, die sich der Geschichte des Warhammer 40.000 Rollenspiels allgemein und den Space Marines im Speziellen widmet, folgt ein Übersicht der einzelnen Kapitel mit Kurzinhalten und eine schnelle Einführung ins Thema Rollenspiel. Dann geht es mit den Space Marines selbst weiter. Die Entstehung der Krieger - genetische Nachfahren der Primarchen zu Zeiten des Imperators -, die Auswahl der Rekruten und die vielen schmerzhaften Operationen, Konditionierungen von während der Ausbildung bis hin zu den Meistern des Ordens skizziert.
Kapitel 1 widmet sich der Charaktererschaffung. Besonders relevant sind hier neben der üblichen Bestimmung der Werte die Auswahl des Ordens und die darauf folgende Spezialisierung. Die Berechnung und das Auswürfeln funktionieren ähnlich wie bei den anderen 40k-Spielen. Interessanter sind hier die unterschiedlichen Orden und ihre Ausrichtung. Jeder hat einen bestimmten Hintergrund, der sich von seinem Gründer ableitet. Von rechtschaffenem Fanatismus über Einheiten mit stilisierten Bärenklauen bis zu Kämpfern aus einer Welt des Blutes ist einiges dabei. Dann kommt es zu Spezialisierungen die je nach Einheit unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Neben den Vertiefungen in den "normalen" Ordensklassen gibt es ziemlich exotische Ausprägungen. Darunter Apothecarius oder Techmarine, aber auch notwendige Klassen wie Sturmmarine oder Taktischer Marine. Und natürlich eine Unzahl an Talenten und Fertigkeiten. Auch Ausrüstung und Psi-Kräfte gibt es zu Hauf - und den Space Marines steht im Gegensatz zu einfachen Truppen so ziemlich die beste Ausrüstung zur Verfügung, die es gibt. Auch diese ist allerdings je nach Einheitsherkunft unterschiedlich.
Eine weitere Besonderheit von "Deathwatch" ist der Teammodus, bei dem man gezielt andere Mitglieder des Teams unterstützen kann. Dabei kann man spezielle Fähigkeiten einsetzen. Das Gegenstück dazu ist der Einzelkämpfermodus.
Weitere Informationen in diesem Kapitel drehen sich darum, wie man Missionen in Deathwatch anlegt.
Kapitel VIII geht näher auf den Kampfmodus und Kämpfe als solches ein während Kapitel IX dem Spielleiter nahelegt, wie man den Hintergrund vermitteln kann oder wie man hochstufige NSCs und Helden einbringen kann. Auch sinnvolle und angemessene Belohnungen, die Erschaffung eigener Missionen und die mannigfaltigen Auswirkungen von Chaos und Wahnsinn auf die Charaktere werden hier ausgeführt. Kapitel X stellt quasi einen Überblick des Imperiums, seiner Geschichte und seiner Funktionsweise dar, während sich Kapitel XI der Deathwatch selbst widmet. Ein unverzichtbarer Teil des Buchs.
Auch Kapitel XII sollte man nicht überlesen, wird hier doch der Sektor des Alls vorgestellt, in dem "Deathwatch" grundsätzlich angesiedelt ist.
Selbst den Antagonisten, den verschiedenen Xenos-Rassen sowie Chaos-Kreaturen wird hier Platz eingeräumt.
Den Abschluss des Bands macht ein erstes Abenteuer mit dem Namen "Evakuierung".

Wie gut können Spieler mit Macht umgehen? Dies ist eine der bestimmenden Fragen, wenn man sich dem Universum von "Warhammer 40.000" beschäftigt. Betrachtet man die unterschiedlichen bisher existierenden Rollenspiele, so kann man eines eindeutig feststellen. In "Dark Heresy" (zu Deutsch "Schattenjäger") bietet dem Spieler eine erste Einstiegsmöglichkeit in die Welt und beginnt mit Charakteren, die mehr oder weniger "normale" Menschen sind, oder aber Helden zu Beginn ihrer Karriere. "Rouge Tradder" alias "Freihändler" lässt die Spieler bereits mit hochstufigen Charakteren spielen, die unter Umständen bereits über ein gewaltiges Raumschiff verfügen, mit dem man gegebenenfalls ganze Welten ausradieren könnte. Doch trotzdem ist "Deathwatch" nochmal eine Stufe höher einzuschätzen. Hier spielt man Charaktere, die höchstpersönlich die Schicksale ganzer Welten entschieden haben. Und trotzdem ist es wichtig, die einzigartige Stimmung und das Setting, unbedingt zu berücksichtigen. Auch wenn man ein unbarmherziger Streiter für das Imperium ist - nicht unbedingt gleichbedeutend mit "dem Guten" -, bedeutet das keineswegs, dass man alten Frauen über die Straße hilft oder hilflose Kinder rettet, wenn gleichzeitig ein Chaospriester getötet werden kann. Und genau diese Kombination stellt vermutlich die größte Herausforderung für die Spieler dar. Dementsprechend ist das Rollenspiel nur für wirklich erfahrene Spieler und Kenner des Universums empfehlenswert. Da aber die Ausarbeitung, der Hintergrund und auch die Aufmachung sehr gut gelungen sind, ist das die einzige Einschränkung. Und natürlich sollten auch Leute, die für eine klare Unterscheidung zwischen "Gut und Böse" sowie "Richtig und Falsch" sind, ebenfalls einen Bogen um dieses Rollenspiel machen. Denn diese wird man in "Deathwatch" nicht finden.

"Deathwatch" ist das dritte Grundregelwerk im Universum von Warhammer 40.000. Hier stößt man nun auf das obere Ende der Nahrungskette. Kein spielbarer Charakter ist als Individuum mächtiger als ein Space Marine, kein Space Marine erfahrener und versierter als Mitglieder der "Deathwatch". Hat man die richtigen Spieler zur Hand ist es vermutlich DAS Spiel in der fernen und grimmigen Zukunft. Doch nur jene die wissen, dass der Unterschied zwischen Gut und Böse manchmal nur eine falsche Aussage ist, werden es auch zu schätzen wissen. Allen Kennern kann dieses Regelwerk nur ans Herz gelegt werden.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:

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