Warhammer 40.000

Das Handbuch des Radikalen

von Ross Watson
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. Juli 2011

Das Handbuch des Radikalen

Zu jeder Zeit gibt es Menschen, die gegen das Dunkel kämpfen. Egal ob in Form von Häresie, Verrat, Spionen oder gar in mythologischer Hinsicht. Doch um das Böse wirksam bekämpfen zu können, ist es manchmal notwendig, es verstehen zu lernen. Selbst wenn die Beschäftigung mit diesen Themen von anderen als Hochverrat ausgelegt werden könnten. Von jenen Taten und Personen handelt auch der Erweiterungsband für das Rollenspiel "Schattenjäger" im Warhammer 40.000 Universum, der den Titel "Handbuch des Radikalen" trägt.

Der Grat zwischen Ermessensspielraum und Verwendung von verbotenem Wissen ist äußerst schmal. So mancher gefeierte Inquisitor der Imperialen Inquisition wurde nach seinem größten Triumph gestürzt, weil er in der Wahl seiner Mittel alles andere als zimperlich war.
Das erste Kapitel zeugt vom Einsatz eines ganz besonderen Individuums für Missionen eines Inquisitors und wie weit diese ursprünglich klaren Aufgaben schlussendlich in Zweifel und Verrat abgleiten.
Kapitel 2 mit dem passenden Titel "Der Sündenfall" beschäftigt sich mit der Definition von Radikalismus und welche Möglichkeiten es gibt, dass ein Charakter auf diesen verbotenen Weg abdriftet. Von Fehlhandlungen über eine bestimmte Herkunft gibt es verschiedenste Varianten. Deshalb werden auch alternative Klassen und Steigerungen vorgestellt, die auf den Standardklassen basieren. Selbst extreme Beispiele von veränderten Charakteren, deren Pfad unweigerlich in Verdammnis und Zerstörung endet, werden dem Spielleiter geboten.
Das Kapitel "Fraktionen" behandelt genau jene. Radikale Organisationen, die aus ihrer Abweichung von der imperialen Norm eine Lebensart gemacht haben. Manche von ihnen agieren im Verborgenen, manche lassen ihre Taten für sich sprechen. Doch allesamt sind sie keineswegs akzeptierte Fanatiker, die mit heiligem Feuer geläutert werden müssen... oder?
Beschließt ein Charakter tatsächlich sich mit verbotenem Wissen, häretischen Waffen, Chaosritualen, Besessenen und Dunkeltech zu beschäftigen, hat er dank dieses Regelwerks ebenfalls die Möglichkeit dazu. Auch der Kontakt mit Xenos-Kreaturen und der Benutzung von deren Wissen und Werkzeugen wird behandelt.
Abgerundet wird das Werk von Tipps, wie man eine "radikale Kampagne" leiten könnte, sowie einigen Details zu "prominenten" Radikalen.

Oft ist es schon der erste Eindruck, der bei einem Buch zählt. In diesem Fall ist das Cover des Werks Das Handbuch des Radikalen" bereits ziemlich beeindruckend, wird auf ihm bereits anschaulich illustriert, wie ein Inquisitor den Kampf um seine Seele verliert. Da es nur teilweise um regeltechnische Änderungen und neue Karrierewege geht, setzt ein guter Teil des Werks auch darauf die entsprechende Stimmung wiederzuspiegeln. Stimmung die man erwartet, wenn man sich vom reinen Licht des Gott-Imperators abwendet, um zu einem Teil des Dunkels zu werden, um das Dunkel selbst zu zerstören. Klar ist, dass man Anfänger besser noch nicht mit einem Szenario konfrontiert, in dem ein NSC (Nichtspielercharakter) oder gar ein Mitspieler in eine Zwickmühle gerät und abtrünnig werden könnte. Sowohl die möglichen Abenteuer als auch die Spezialisierungskarrieren die in diesem Buch behandelt werden, richten sich in erster Linie an erfahrene Rollenspieler und - um die Sache auch etwas glaubwürdiger zu machen - auch an erfahrene Charaktere.
Qualitativ gibt es keinerlei Mankos. Die enthaltenen Informationen, Vorschläge und optionalen Regeln sind hervorragend ausgearbeitet und für den Calixis-Sektor maßgeschneidert. Ein wenig traurig ist maximal, dass einige der "bekannten" Radikalen aus den Warhammer 40k-Romanwelten nicht als Beispiele herangezogen werden.
Zusätzlich zu den Texten sind auch die meisten der Illustrationen hervorragend gewählt. Selbst die Eignung für Spielleiter steht außer Frage. Auch wenn selbige nicht wollen, dass ihre eigenen Spieler das Licht des Imperators aus den Augen verlieren, kann er ihnen doch glaubwürdige Gegner entgegenschicken, die sich dem Radikalismus verschrieben haben oder sie sogar auf die Jagd nach einigen der prominenteren Organisationen schicken. Der Kaufpreis von knapp 45 Euro ist diesem Umfang definitiv angemessen.

Wer sich selbst vornimmt die Dunkelheit dort zu bekämpfen, wo sie am Dichtesten ist, sollte für das Rollenspiel "Schattenjäger" im Universum von "Warhammer 40.000" nicht am Erweiterungsband "Das Handbuch des Radikalen" vorbeigehen. Denn dieser hat nicht nur viel Hintergrundwissen zu bieten, er schafft auch die richtige Stimmung für einen Spielleiter, der die Grenzen von "Richtig" und "Falsch" damit neu definieren kann. Ob es ersteres dann allerdings noch gibt, ist eine andere Frage. Auf jeden Fall kann man das Werk jedem Spielleiter nur wärmstens empfehlen, auch wenn der Preis natürlich nicht unbeträchtlich ist.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:

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