Cthulhu

New York - Im Schatten der Wolkenkratzer

von Heiko Gill
Rezension von Stefan Cernohuby | 04. Dezember 2010

New York - Im Schatten der Wolkenkratzer

Manche nennen die Stadt "The Big Apple", andere sehen sie als Zentrum der Dekadenz und des Bösen. Fakt ist allerdings, dass es wenige Städte auf der Welt gibt, wie die größte Stadt der Vereinigten Staaten von Amerika. Kein Wunder, dass sie mit ihrer bewegten Geschichte nicht nur interessant für Historiker ist, sondern auch für all jene, die sich mit ihr in einer fiktiven oder alternativen Vergangenheit auseinandersetzen. Dementsprechend hat das Cthulhu-Regelwerk "New York - Im Schatten der Wolkenkratzer" sicherlich seine Existenzberechtigung.

Auch wenn es die USA erst seit einer überschaubaren Zeitspanne gibt, existiert das Gebiet um New York, besonders die Insel Manhatten doch bereits erheblich länger. Schon 3000 vor Christus war das Gebiet von Indianerstämmen besiedelt. Doch erst mit der Gründung der Stadt Neu-Amsterdam 1624 wird es wirklich interessant. Von den Engländern umbenannt wird die Stadt eine Anlaufstelle für verschiedene Volksgruppen. Juden, Iren, Schwarze… was über die Zeit immer wieder zu Problemen und Unruhen führt. Im beginnenden 20. Jahrhundert ist New York ein überkochender Topf aus verschleierten Verbrechen, einer boomenden Wirtschaft und einzigartigen Persönlichkeiten. Hier setzt der Band an.
Die Gesellschaftliche Zusammensetzung und das Verkehrsnetz der Stadt leitet das Buch ein. Es folgen eine Aufzählung von einigen wichtigen Adressen, einige nicht ganz so ernst gemeinte Tipps für Touristen sowie Zahlen, Daten und Fakten über New York. Und das war erst Kapitel 1.
Das zweite Kapitel nennt sich „Die Unterwelt“, man hat also schon eine ungefähre Vorstellung, worum es sich dreht. Vom Allgemeinen geht es hin zu Speziellen. Mafiafamilien, das antisoziale Potenzial der Prohibition, verschiedene Gangs sowie spezielle Persönlichkeiten bieten diverse Möglichkeiten, schon auf nicht-chthuloide Weise in Abgründe einzutauchen.
Mit dem folgenden Kapitel „Echtes Grauen in New York“ erhält man Ansatzpunkte, wie grauenhafte reale Geschichten mit den uralten Schrecken verbinden könnte, die aus Lovecrafts Welten stammen.
Kapitel vier bis zehn widmen sich den verschiedenen Stadtteilen New Yorks, inklusive der wichtigsten Punkte, Ereignisse und Personen
Auch drei Abenteuer sind im Regelwerk enthalten. Eines der beiden trägt den Titel „Pinselstriche“ und stammt von Alexander Dotor und Peter Schott. In ihm geht es um Maler, Farben und Rache - sowie einen alten Bekannten aus einer anderen Welt.
„Tunnel mit Aussicht“ ist ein interessantes Abenteuer, beginnt es doch mit einer Situation, mit der andere oft enden… einem gescheiterten Ritual zur Beschwörung eines großen Alten.
Das letzte Abenteuer, „Der Fluch des Schwarzen Mannes“ widmet sich einigen Personen, die eine prominente Katastrophe überlebt haben - nämlich den Untergang der Titanic. Doch dies ist damals nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen...
Zu guter Letzt gibt es noch eine zeitgenössische Karte von Manhatten.

Was weiß der durchschnittliche Europäer von New York. Einige Fakten, viel Hörensagen und noch mehr urbane Legenden. Doch fundiertes Hintergrundwissen über die amerikanische Metropole, die in etwa so viel Einwohner hat wie ganz Österreich, kann kaum jemand vorweisen. Nun hält man mit „New York - Im Schatten der Wolkenkratzer“ ein Werk in Händen, das eigentlich als Ergänzung für ein Rollenspiel gedacht ist. Kann ein solches Buch auch geschichtliches Wissen auffrischen? Ja, das kann es.
Selbst wer das vorliegende Werk nicht mit der Absicht liest, ein „Cthulhu“-Abenteuer in der titelgebenden Stadt anzusiedeln, kann sein Wissen vervielfachen. Denn um Anregungen zu geben, wo und wie man Abenteuer ansiedeln könnte, werden so viele geschichtliche Informationen und Exkurse unternommen, dass man danach einen gebürtigen New Yorker vermutlich verblüffen könnte. Einzig und allein die Tatsache, dass man sich sehr auf „echtes Grauen“ und Fakten konzentriert, könnte einen hartgesottenen „Cthulhu“-Spielleiter ein wenig stören, denn richtig cthuloide Inhalte kommen nur zwischen den Zeilen oder in den einzelnen Kapiteln als Randbemerkungen vor. Das tut der Qualität des Bandes aber keinen Abbruch. Jeder Spielleiter, der seine Gruppe in Übersee mit dem Werk der Großen Alten konfrontiert, sollte sich diesen Ergänzungsband unbedingt kaufen.

Wie gewohnt präsentiert sich auch der Ergänzungsband „New York - Im Schatten der Wolkenkratzer“ für das Rollenspiel „Cthulhu“ in bewährter Qualität. Zwar sind die Werke der Großen Alten in den verschiedenen Regionen der Stadt eher subtil eingebunden, die Hintergründe sind allerdings wie immer hervorragend ausgearbeitet. Fügt man nun noch Bindung und Relevanz für das Rollenspiel hinzu, sind die knapp 30 Euro eine Investition, die man Spielleitern nur ans Herz legen kann.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    07/2010
  • Umfang:
    224 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3941976052
  • ISBN 13:
    9783941976054
  • Preis (D):
    29,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
    Keine Bewertung
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Spieltiefe:

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