Todes-Zyklus

Todesurteil

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. März 2015

Todesurteil

Man hat sehr schnell ein Urteil über etwas oder über jemanden gefällt. Doch es ist ein deutlicher Unterschied von einem persönlichen Urteil auf emotionaler Basis zu sprechen und von einem, das gravierende Folgen hat. Wie beispielsweise einem Todesurteil. Der österreichische Autor Andreas Gruber hat in seinem gleichnamigen Roman eine ganze Menge düsterer Szenarien verarbeitet. Darauf waren wir sehr gespannt.

Aus manchen Jobs kommt man nur sehr schwer wieder heraus, beziehungsweise wird man nicht ernst genommen. Sabine Nemez, die geraume Zeit im Kriminal Dauer Dienst gearbeitet hat, wird für eine Spezialausbildung in Wiesbaden ausgewählt, sogar ohne die schwierigen Aufnahmeprüfungen bestehen zu müssen. Ihr Ausbilder ist niemand geringeres als der berühmt-berüchtigte und gefürchtete Maarten S. Sneijder, ein gebürtiger Niederländer, mit dem gemeinsam Sabine im Vorjahr einen Serienmörder in Wien hatte ausforschen können. Doch dies gereicht ihr nicht zum Vorteil, denn Sneijder drangsaliert "Eichkätzchen", wie er Sabine nennt, genauso wie ihre wenigen Kollegen in der Ausbildung, vielleicht sogar mehr. Doch das ist nicht alles, was Sabine beschäftigt. Ihr (Ex)-Freund Erik Dorfer befindet sich in einem Wiesbadner Krankenhaus, nachdem ihm bei einem Einsatz in den Kopf geschossen wurde. Und da ist noch die Tatsache, dass Sneijder seine Studenten immer an ungelösten Fällen arbeiten lässt. Fälle, die etwas miteinander zu tun zu haben scheinen und die auch Erik Dorfer bearbeitet hat.
Melanie Dietz ist Staatsanwältin in Wien. Als in einem Waldstück ein misshandeltes Mädchen auftaucht, das ein Jahr zuvor verschwunden war, wird sie aktiv. Nicht nur, weil sie auf derartige Fälle spezialisiert ist, sondern auch weil es sich um die Tochter ihrer ehemals besten Freundin handelt. Eine schreckliche Tätowierung über den ganzen Rücken des Mädchens scheint auf einen Verbrechensreihe hinzudeuten. Eine, die möglicherweise mit den Ereignissen rund um Wiesbaden in Verbindung steht.

Der Roman beginnt mit der etwas weniger dominanten Handlung und wechselt im Laufe des Werks permanent zwischen den beiden Erzählsträngen hin und her. Spannend bleibt es trotzdem laufend, denn Andreas Gruber nimmt die kleinen "Hooks" an den Kapitelenden sehr ernst. Tatsächlich ist die Geschichte vom Anfang bis zum Ende fesselnd und hält mehr als nur eine unerwartete Wendung parat. Dabei sind die Charaktere sehr stark gezeichnet, auch wenn die permanenten Witze über Maarten S. Sneijder und seinen Quasi-Messiasstatus ein kleinwenig übertrieben sind. Davon aber einmal abgesehen weist das Werk keine wirklichen Schwächen auf. Auch wenn Puristen vermutlich über das Wertesystem der Ermittler diskutieren würden, weil diese die Aufklärung eines Verbrechens regelmäßig über die rechtliche Zulässigkeit der verwendeten Methoden stellen, macht das die verbissenen Charaktere glaubwürdiger - eben weil sie nicht buchstabengetreu an jedes Gesetz halten. Auch der Preis von unter 10 Euro ist ein weiterer Grund, warum man das Werk bedenkenlos erwerben kann. Für alle Fans und Kenner von Andreas Gruber ist der Roman ein Muss.

"Todesurteil" ist nicht nur eine hierzulande nicht mehr zulässige Bestrafung für ein Verbrechen, sondern auch der neue Roman von Andreas Gruber. In einer mehrschichtigen Handlung mit zahlreichen Wendungen wird der Leser nicht nur mit grausamen Verbrechen konfrontiert, sondern auch mit sehr speziellen Ermittlern. Ein Werk, bei dem man sich mit Recht auf weitere Fortsetzungen freuen darf, und das wir mit gutem Gewissen empfehlen können.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2015
  • Umfang:
    576 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3442480256
  • ISBN 13:
    9783442480258
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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