Todes-Zyklus

Todesschmerz

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. Oktober 2021

Todesschmerz

Es gibt Tage, an denen man glaubt, eine sehr wichtige Aufgabe zu haben. Wird man dann von selbiger abgelenkt oder gar abgezogen, führt das mitunter zu Unmut. Um wie viel mehr eine derartige Aktion einem BKA-Profiler vom Kaliber eines Maarten S. Sneijder übel aufstoßen würde, ist ein Thema, das im neuen Roman von Andreas Gruber durchaus eine Rolle spielt. Doch „Todesschmerz“ behandelt noch ganz andere Elemente.

Es gibt Morde und besondere Morde. Die einfachen werden mitunter für eine Weile verfolgt, irgendwann aber zu den Akten gelegt. Ganz anders sieht es mit Morden an Diplomaten aus. Diese sind so wichtig, dass man sogar einen der wichtigsten Ermittler des BKA ins Ausland schickt. Denn nachdem die deutsche Botschafterin in Norwegen auf perfide Art und Weise getötet wird, soll der niederländische Spezialist Maarten S. Sneijder den Fall untersuchen. Dieser ist davon noch weniger angetan als sonst, was bei seiner sprichwörtlich üblen Stimmung, seinen Clusterkopfschmerzen und seiner nicht gerade ausgeprägten Sozialkompetenz gar nicht so einfach ist. Denn er ist gerade einem Maulwurf im BKA auf der Spur und hat das Gefühl, dass man ihn aus dem Weg haben will, um seine Ermittlungen zu behindern. Und als sich nach kurzer Zeit der Ermittlung plötzlich sein ganzes Team in Norwegen einfindet, wird diese Vermutung für ihn zur Gewissheit. Das einzige was ihm bleibt, ist, den Fall so schnell wie möglich zu klären. Doch plötzlich befinden sich Sneijder, Nemez, Horowitz und Konsorten inmitten eines anderen Mordkomplotts, das sich gegen einen Berufskriminellen richtet. Und auch dieser hat noch einen weiteren Fall zu lösen.

Was sind die Unterschiede zwischen den bisherigen Sneijder-Romanen und dem aktuellen? Zum einen wird ein schwieriger Charakter in die Fremde geschickt. Und dort gilt es mitunter tatsächlich mit Vorsicht zu agieren, da deutsche Polizisten im Ausland selbstverständlich keinerlei Befugnisse besitzen – insbesondere in einem Land, wo niemand Waffen trägt, ist eine allzu ruppige Vorgehensweise nicht empfehlenswert. Zum anderen lernt man den großen Maarten S. Sneijder tatsächlich ein wenig privater kennen, was man fast nicht mehr erwartet hätte. Gleichzeitig muss man schon zu vorab für potenzielle Leser festhalten, dass das Werk sich im Laufe der Handlung von einem Roman, in dem die „Ermittlerfamilie“ vergleichsweise harmonisch an die Materie herangeht, zu einem waschechten Drama entwickelt – und am Ende wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Wer sich davon überfordert fühlen könnte, sollte also besser die Finger von dem Werk lassen. Es gibt komplexe Verflechtungen, organisiertes Verbrechen und BKA-Ermittler, die weit über ihre Befugnisse hinausgehen. Zusammengefasst also ein beinahe typischer Roman der Reihe, der noch einmal einen draufsetzt und mit einem Ende aufwartet, das man in dieser Form vermutlich nicht erwartet hätte.

„Todesschmerz“ ist der mittlerweile sechste Roman der Reihe rund um die Ermittler Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder. Diesmal geht es exterritorial zu – genauer gesagt geht es um einen Mord an der deutschen Botschafterin in Norwegen. In einem komplizierten Fall, der internationale Ausmaße annimmt, ändert sich vieles. Und manches, so viel kann man schon verraten, wird sich nicht wieder einrenken. Absolute Pflichtlektüre für alle Fans von Andreas Gruber.

Details

Bewertung

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