Todes-Zyklus

Todesrache

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 25. Januar 2023

Todesrache

Für viele literarischen Ermittler kommt der Punkt, an dem sie nicht mehr weitermachen wollen. Das ist manchmal dem Autor geschuldet, aber vermutlich sogar öfter den vielen traumatischen Erfahrungen, welche die Detektive, Polizisten und Agenten in ihren Abenteuern machen. Und davor ist nicht einmal der erfahrenste und unhöflichste Ermittler, den wir Andreas Gruber zu verdanken haben, gefeit.

Der Einstieg in die Handlung ist düster. Marten S. Sneijder ist in seinem Haus, er hat all seine Freunde verloren und beschließt das Kapitel „Leben“ zu beenden. Bis zu dem Zeitpunkt, als er einen Anruf von seiner für tot gehaltenen Kollegin Sabine Nemetz erhält, die offensichtlich nicht bei dem schrecklichen Schiffsunglück verstorben, sondern stattdessen in die Hände von Verbrechern gefallen ist. Da ist sie jedoch nicht die einzige. Auch der pensionierte Richter Gerlach und seine Frau wurden entführt, unbeabsichtigt aber auch die beste Freundin ihrer Tochter. Als Sneijder ein schnelles Eingreifteam organisiert und sich von seinem neuen Chef Drohmeier eine Chance geben lässt, seinen Schützling zu retten, nimmt die Handlung schnell Fahrt auf. Insbesondere da der Vater des verschwundenen Mädchens selbst Kriminalermittler ist, mit Namen Walter Pulaski. Ein Ermittler, der ebenfalls eine gewisse Reputation für ungewöhnliche Vorgehensweise in Kriminalermittlungen aufgebaut hat. Da stellt sich heraus, die Situation ist weit komplizierter als erwartet und die Hintergründe für die aktuellen Verbrechen liegen viel tiefer in der Vergangenheit als erwartet.

Jeder, der schon länger die Romane von Andreas Gruber verfolgt, wird beim Namen „Walter Pulaski“ hellhörig. Kein Wunder, handelt es sich bei ihm doch um einen der beiden Hauptcharaktere aus der „Rache“-Reihe. Natürlich krachen die beiden Dickschädel Pulaski und Sneijder aneinander, was dadurch erschwert wird, dass einer von beiden seine Tochter retten will, der andere dagegen die wichtigste Person in seinem Leben. Was zuerst nach einem eher überschaubaren Fall aussieht, in dem ein pensionierter Richter kinderpornographisches Material gehortet hat, wird weit komplizierter. Denn die Drahtzieher der Verbrechen stammen zum Teil aus der ehemaligen DDR und haben das danach folgende westdeutsche Wirtschaftssystem dazu genutzt, ein ganz eigenes Geschäft aufzubauen.
Abgesehen von Spannung und dem notwendigen Einbringen von neuen Charakteren wird hier viel in die Funktionsweise und Psyche der Handelnden investiert. Das bezieht sich sowohl auf den Geist der bisherigen handelnden Personen als auch auf die Verhaltensmuster und Einschränkungen der neuen Charaktere, allen voran der Ermittlerin Myiu.
Wer die bisherigen Romane der Reihe verschlungen hat, wird in jedem Fall auch diesen siebten Band lieben.

„Todesrache“ ist nicht nur der siebte Band der „Sneijder“-Reihe des österreichischen Autors Andreas Gruber, das Buch ist auch tatsächlich so etwas wie ein „Crossover“ mit der zweiten Hauptserie des Autors. Wie immer ist das Werk nervenaufreibend, blutig und bis zur letzten Minute spannend. Eine bestimmte Anspielung auf den nächsten Frühling verrät auch schon den Titel des nächsten Romans. Für alle Kenner und Fans ist das Werk ein Pflichtkauf.

Details

Bewertung

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