Wolverine
Wolverine
von Chris Claremont, Frank Miller
Rezension von Stefan Cernohuby
| 31. Juli 2013
Was kann man demjenigen antun, welcher der Beste in dem ist, was er tut, dabei aber keineswegs nett ist? Eine Möglichkeit wäre, ihn erkennen zu lassen, dass er tief in sich versteckt doch einen weichen Kern besitzt und dann genau diese Schwachstelle auszunutzen. Doch hier muss man vorsichtig vorgehen, denn gerade verwundete und in die Ecke gedrängte Krieger sind oftmals am Gefährlichsten. Das kann man auch im ersten Solo-Abenteuer von Wolverine lesen, für das unter anderem Frank Miller verantwortlich war.
Selbst Wolverine, den eigentlich normalerweise nichts erschüttern kann, hat einen wunden Punkt. In diesem Fall ist es die Frau die er liebt, die mit einem anderen verheiratet werden soll. Wutentbrannt reist er nach Japan und ist sich vollends bewusst, dass er dabei verschiedene Leute sehr nervös macht. Aber das ist ihm egal, weswegen er in das Haus seiner geliebten Mariko eindringt, um sie zu befreien. Doch ihr ist die Pflicht gegenüber der Familie noch wichtiger als ihre Liebe, was Wolverine nicht nur dazu bringt, eine Menge Auftragskiller zu töten, sondern auch Marikos Vater auf sehr rüpelhafte Weise anzugreifen. Das entehrt ihn in den Augen seiner Angebeteten und lässt ihn in einer Abwärtsspirale die Unterwelt Tokios kennenlernen. Doch da ist die etwas psychotische Yukio, die ihn auffangen möchte, aber dabei gleichzeitig mit jenem Lord Shingen unter einer Decke steckt. Eine Konfrontation ist unausweichlich...
Was ist das, was die X-Men am wenigsten von Wolverine erwarten? Eine Einladung zu dessen Hochzeit, ausgestellt vom japanischen Kaiser. Doch wie erwartet läuft nichts reibungslos, denn der Silver Samurai und seine Gefährtin Viper trachten nach dem Leben von Mariko - schließlich ist sie es, die seinem Anspruch Shingens Nachfolger zu werden im Wege steht. Doch es gibt noch weitere Personen, die keinerlei Interesse daran haben, dass Logan alias Wolverine in eine alte und mächtige Familie einheiratet...
Nicht jeder Hieb des Schicksals ist tödlich. Aber so mancher ist ganz schön schmerzhaft. Genau damit spielt die Handlung in beiden Geschichten. Denn auch wenn Wolverine körperlich nahezu unzerstörbar ist, ist es sein Inneres, das ihn angreifbar macht. Und in dieser Handlung wird genau jener wunde Punkt mehrfach attackiert. Das hat für den Protagonisten aber nachträglich gesehen eine Menge Vorteile gebracht. Denn endlich wurde aus dem coolen, geheimnisvollen und brutalen X-Men-Mitläufer ein eigenständiger Charakter, dessen Schwächen doch an anderen Stellen sitzen als erwartet. Natürlich würde der Zeichenstil von Frank Miller in diesem Band mit heutigen Werken nicht mithalten können, aber für die 80er war das Ergebnis nicht nur passend sondern auch besser als der Rest. Heute ist die Geschichte immer noch zeitlos und teilweise auch die Vorlage zum zweiten "Wolverine"-Kinofilm. Genug Gründe, um den Band in seine Sammlung aufzunehmen.
Der Band "Wolverine" ist nicht nur das erste eigenständige Abenteuer, das von Wolverine als Comic erschienen ist. Es ist gleichzeitig ein Teil der Vorlage für den neuen Kinofilm, ein integraler Bestandteil von Logans Biografie und ein Klassiker, an dem auch Frank Miller mitgearbeitet hat. Kurzum, ein empfehlenswertes Werk.
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