Batman Knightfall

Der verlorene Sohn

von Alan Grant, Doug Moench, Chuck Dixon
Rezension von Gabriel Zupcan | 19. Mai 2015

Der verlorene Sohn

Nachdem Jean-Paul Valley als Batman wieder abgesetzt wurde, hat Bruce Wayne einen Bat-Burnout und benötigt eine Auszeit von Gotham City. Während seiner Abwesenheit kann die Stadt jedoch nicht ohne Batman bleiben. Doch wem kann Bruce noch sein Vertrauen aussprechen, nachdem Jean-Paul es derart erschüttert hat? Dick Grayson, der erste Robin, gibt seine aktuelle Identität als Nightwing auf und übernimmt zum ersten Mal die Rolle des dunklen Ritters.

Wir sind im Epilog der Knightfall-Saga angelangt und zum ersten Mal ist die komplette Storyline, die Batman in den 90ern geprägt hat, in deutscher Sprache erhältlich. Der Sieg über den durchgeknallten Azrael war nämlich mitnichten das Ende der Odyssee. Endlich bekommt Dick Grayson seine Gelegenheit zu zeigen, dass er des Mantels würdig ist. Da wir aber alle wissen, dass er nicht Batman geblieben ist, stellt sich auch die spannende Frage wie und warum er den Mantel wieder abgegeben hat. Erzählt wird Dicks Run als Batman in einer Sammlung aller damaligen Batman-Einzeltitel zu "Prodigal" (so der originale Titel). Der Knightfall-Sammelband ist wieder ordentlich umfangreich geworden und man bekommt ganz schön viel Gotham City für seine Kröten. Das Gesamtwerk wirkt wie die Staffel einer Fernsehserie und auch der zeitliche Rahmen innerhalb der Welt entspricht wohl einigen Monaten.
Die Geschichte steigt jäh ein mit Bruce`s Abschied (selbstverständlich verrät er wie immer niemandem wohin er geht und warum) und Dick übernimmt seinen ersten Fall, als Killer-Croc wieder in Gotham auftaucht und Morde in der Hafengegend verübt. Trotz eindeutiger Erfolgen gegen Croc und auch andere Übeltäter, die seit Banes großer Gefängnissause auf freiem Fuß sind, stellt sich gespannte Atmosphäre ein. Commissioner Gordon ist misstrauisch, da er sehr rasch eine dritte Person als Batman erkennt. Da er von Valleys psychotischem Vorgehen sehr enttäuscht wurde, ist sein Vertrauen in die Maske zutiefst erschüttert. Dick wiederum hat große Zweifel ob er die großen Fußstapfen seines Mentors ausfüllen kann. Dazu muss er sich einer seiner Jugendängste stellen: Two-Face, der ihn seinerzeit gezwungen hat eine Geisel zu töten. Ein Trauma, das Dick noch nicht ganz verarbeitet hat. Zu dumm, dass die Gothamer Bürokratie Harvey Dent mit einem gewissen Harvey Kent verwechselt und ihn fälschlicherweise auf den freien Fuß setzt. Endlich wissen wir also, warum die wahnsinnigen Superschurken so oft aus der Haft entkommen - epische behördliche Inkompetenz! Es war ohnehin schon zu vermuten.
Und schließlich ist da noch Tim Drake, der gegenwärtige Robin, der Dick zur Seite steht, aber auch seine kleinen Probleme hat, die er alleine lösen muß. Eine Aufmerksamkeit benötigende Freundin, einen übermotivierten Vater, mit Kampfanzügen ausgestattete Massenmörder. Alltag im DC-Universum eben.

Chuck Dixon ist als Autor bei Batman und insbesondere Robin aus dieser Periode besonders gut in Erinnerung geblieben. So steuert die Story auch ganz klar thematisch auf ein Ziel zu, abseits von den Fällen der Woche und diversen B-Storylines: die Rückkehr von Bruce Wayne. Das Finale mündet in einem klärenden Streitgespräch zwischen Dick und Bruce, und das ist eine von Chuck Dixons großen Stärken, mit denen er auch später in seinem legendären Nightwing-Run begeistern konnte. Doch nicht nur Dick und Bruce, als Sohn und Vater, sondern auch Dick und Tim als großer und kleiner Bruder funktionieren als Charaktere wunderbar, der Grundstein für dieses nunmehr klassische Duo wird hier in den Seiten von Knightfall gelegt.
Das Artwork ist seiner Zeit entsprechend, ist aber für heutige Verhältnisse aber nicht allzu beeindruckend. Vieles davon wirkt eher rasch dahingefetzt, auch wenn es lobende Ausnahmen gibt, die auch in unserer modernen Zeit noch eine ausgezeichnete Figur machen (Ron Wagner!).

Unverzichtbar für Knightfall würde ich "Der verlorene Sohn" nicht nennen, aber für Nightwing-Fans ist es ein perfektes "Prequel" zu Nightwings Solo in Blüdhaven, auch Fans von Robin kommen voll auf ihre Kosten. Insgesamt ein würdiger Abschluss eines bis heute prägenden Batman-Events. Es ist natürlich optimal, die Knightfall-Saga endlich in ihrer Gesamtheit betrachten zu können, falls man bevorzugt auf Deutsch liest. Dieser lange Epilog weist zwar nicht mehr die Intensität der vorherigen Geschehnisse auf, die Charakterstudie von Dick Grayson macht das jdedoch wieder wett. Ebenso wird ergründet, wieso Bruce eigentlich Jean-Paul Valley zu Batman geschlagen hat.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
  • Illustration:

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