Perry Rhodan

Perry Rhodan - Das größte Abenteuer

von Andreas Eschbach
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Mai 2019

Perry Rhodan - Das größte Abenteuer

Deutschland und Science-Fiction. Das geht so gar nicht. Zumindest nicht in der Literatur, hört man immer wieder. Dass deutschsprachige Bestsellerautoren von Zeit zu Zeit Abstecher in die Science-Fiction starten, misstrauisch beäugt, man rechnet dem aber in der Regel keine großen Erfolgschancen aus. Dabei übersieht man in manchen Fällen den Hintergrund. Im Fall von Andreas Eschbach beispielsweise, dass dieser ursprünglich aus dem Genre kommt und andererseits immer wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist. So ist der über 800 Seiten lange Roman „Perry Rhodan – das größte Abenteuer“ nicht nur ein Prequel zu fast 60 Jahren Seriengeschichte, sondern auch eine Erscheinung bei einem der größten Publikumsverlage Deutschlands.

Am Vorabend der Vernichtung

Gerade sieht es so aus, als würde der amerikanische Raumfahrer Perry Rhodan den dritten Weltkrieg auslösen. Offenbar im Alleingang hat er die großen Nationen der Welt gegen sich aufgebracht. Aber wie und warum ist es dazu gekommen?
Wann sonst hat man die Chance, Leben und Werdegang einer Person besser zu reflektieren und zu analysieren, als in so einer Situation. Wer waren Perry Rhodans Eltern? Wie ist er aufgewachsen und was hat ihn zu dem Mann gemacht, der er später geworden ist.
Der Leser springt in die Zeit und erlebt mit, wer seine besten Freunde sind. Wie sich über eine Vorliebe für Bücher und Astronomie, eine Militärschule und einen Onkel, der ihn für die Fliegerei begeistert, entwickelt. Es wird dargestellt, wie er durch seine überragenden Reflexe nicht nur zu einem der besten Piloten der Air Force wird, sondern sich auch moralisch höchste Maßstäbe auferlegt. Dabei steht das Projekt, an dem er mitarbeitet, unter keinem guten Stern. Denn der kalte Krieg und der experimentelle Atomantrieb werden als eine Provokation gesehen, die man in den 1960ern nicht brauchen kann, in denen die USA und Sowjetunion sich auf einem Langstreckenlauf um die Eroberung des Weltalls befinden. Und eigentlich hat Perry Rhodan schon damit abgeschlossen, kein Astronaut zu werden, als etwas Unerhörtes geschieht … und ihm eine zweite Chance beschert.

Über Kanon und Zeitgeschichte

Die klassische Reihe von Perry Rhodan, die im Jahr 1961 gestartet wurde, hat damit begonnen, dass Rhodan und sein Team auf dem Mond ein außerirdisches Raumschiff finden. Dabei treten seine charakterlichen Vorzüge und seine besonderen Fähigkeiten immer mehr zutage und machen ihn zum Helden einer Heftromanreihe, die Band 3.000 bereits überschritten hat und in nahezu unzähligen Sammelbänden erschienen ist. Während die Reihe aus dem Jahr 1961 im Jahr 1971 angesiedelt war, hat Andreas Eschbach die Möglichkeit genutzt, den Plot mit der Realität und den Ereignissen ab 61 abzugleichen. Einige Ereignisse wurden dadurch etwas nach vorne verlegt und der Autor hat es sich auch herausgenommen, den „Kanon“ ein wenig zu verändern um bekannte Charaktere, beziehungsweise ihr erstes Treffen, ein wenig früher anzusiedeln. Das nimmt man ihm aber nicht übel, sind die dadurch entstandenen Dialoge doch sehr witzig, obwohl es ein wenig verwirrend ist, dass Perry Rhodan und Bully Scherze darüber machen, ob Elvis nicht doch noch lebt – acht Jahre vor dessen Tod im Jahr 1977.

Längen und Fans

Man kann hier natürlich immer päpstlicher als der Papst sein. Natürlich handelt es sich bei „Perry Rhodan – das größte Abenteuer“ um einen fiktiven Roman, der sich etwas näher am tatsächlichen Zeitgeschehen orientiert, als das Original – und auch als der „Neo“-Ableger der Reihe. Minimale Abweichungen von bekannten Inhalten sind kein Problem, streckenweise sind es eher jene Kapitel im letzten Drittel des Romans, die versuchen, die Ereignisse in einen größeren Gesamtkontext zu setzen, die Tempo aus der Handlung herausnehmen. Aber auch das kann wahre Fans nicht abschrecken. Denn insgesamt ist das Werk eine runde Angelegenheit, ganz im Stil der frühen Heftromane verfasst – und so kann man sich von Kapitel zu Kapitel hanteln, von Cliffhanger zu Cliffhanger.

„Perry Rhodan – das größte Abenteuer“ ist nicht nur ein über 800 Seiten starkes Werk von Andreas Eschbach, es ist auch das Prequel der größten deutschsprachigen Science-Fiction-Reihe, die es bis zum heutigen Tag gibt. Und obwohl es einige Kleinigkeiten gibt, bei der sich die hartgesottensten Fans über Nicht-Kanon-Ereignisse ereifern könnten oder gewisse Passagen, welche die eigentlich temporeiche Handlung mitunter ausbremsen, ist das Werk doch Pflichtlektüre für alle Fans der verschiedenen Reihen von Perry Rhodan.

Details

Bewertung

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