Der Nobelpreis

von Andreas Eschbach, Stephan Benson (Sprecher*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. Januar 2006

Der Nobelpreis

Wenn man über einen Autor mit dem Namen Andreas Eschbach spricht, dann kann man diesen relativ klar dem Genre der Science-Fiction zuordnen. Eines von Eschbachs herausragenden Talenten ist es jedoch, sich verschiedensten Fachgebieten in seinen Romanen so anzunähern, dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht amateurhaft, sondern durchwegs professionell klingt. Für den Roman „Der Nobelpreis“ hat er seine üblichen Pfade verlassen, und sich in den Dunstkreis der Thrillerautoren begeben.

Als Gunnar Forsberg im Gefängnis von seinem Schwager Hans-Olof Andersson besucht wird und dieser von der Entführung seiner Tochter, einer versuchten Erpressung und einem gar wahnwitzigen Plan die Verleihung des Nobelpreises zu manipulieren erzählt, ist der ehemaligen Einbrecher und Industriespion kaum mehr zu halten. Zum Glück kann ihn jener Schwager aus dem Gefängnis holen. Gunnar stellt seine alten Kontakte wieder her, frischt sein Inventar auf und macht sich auf den Weg, um Informationen zu sammeln. Er überprüft Fakten, befragt Lehrerinnen und trifft Leute aus seiner Vergangenheit. Er muss auch seine (nicht wirklich) eingerosteten Fähigkeiten als Schlossknacker wieder ans Tageslicht bringen, und setzt dabei mehr als einmal sein Leben aufs Spiel - alles aus Liebe zu seiner Nichte. Seine Nachforschungen führen ihn dabei scheinbar ohne zu erkennende Zusammenhänge von einem Pharmakonzern über das Nobelkomitee bis hin zu jeder Menge düsterer Geheimnisse. Was er aber nicht findet, ist auch nur eine einzige Spur der entführten Kristina.
Erst als er kurz davor ist sich sein Scheitern einzugestehen, passiert etwas, das einiges in ganz anderem Licht präsentiert, als er es vorher angenommen hat. Etwas, was mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun hat. Mit seiner, und der seiner mittlerweile verstorbenen Schwester, mit der er als Kind gemeinsam aus dem Waisenhaus ausgebrochen war. Uns lag dieser Roman als Hörbuch vor, das von Stephan Benson gesprochen wurde.

Andreas Eschbach, der sich erstmals auf dem zumindest inhaltlich kriminellen Gebiet des Thrillers versucht, spielt geschickt mit seinen Lesern. Offensichtlich wollte er als Autor nach geraumer Zeit einmal ein anderes Genre erforschen, und wie man es bei ihm gewohnt ist, tut er das in beispielhafter Manier. Nicht nur, dass er dem Leser die komplexe Maschinerie rund um den Nobelpreis vorstellt, man würde dem Autor auch nicht anmerken, dass er das Genre zum ersten Mal heimsucht. Und mehr als das. Denn bis zur Mitte des Romans gaukelt er vor, den Gesetzen konventioneller Thriller zu folgen, dann reißt er das Ruder um 180° herum und steuert die Geschichte in eine völlig andere RIchtung.
Sowohl die Qualität des Romanstoffes, der hier als Hörspiel präsentiert wird, als auch der Sprecher Stephan Benson präsentieren sich als herausragend. Eschbachs gewissenhafte Recherche über Nobelpreis, Ausscheidung und Komitee machen den Roman in diesem Fall zu einem beinahe siebenstündigen Hörgenuss, der von der wandlungsfähigen Stimme Bensons akustisch hervorragend untermalt wird. Für jeden Fan von Andreas Eschbach, der auch noch Hörbücher mag, ist die Hörbuchproduktion von „Der Nobelpreis“ beinahe ein Pflichtkauf.

Jeder, der Hörspiele und Thriller gerne hat, und sich etwas von konventionellen Dan Brown-Thriller-Gefilden entfernen will, hat hier die Chance positiv überrascht zu werden. Denn Andreas Eschbach hat mehrere spannende Wendungen in seinen Roman „Der Nobelpreis“ eingearbeitet. Auch die Stimme Stephan Bensons vermag zu begeistern. Allen, die jedoch lieber lesen, sei der Roman selbst ans Herz gelegt, der sicherlich genauso überzeugen vermag.

Details

Bewertung

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