Teufelsgold

von Andreas Eschbach
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. September 2016

Teufelsgold

Es gibt nachvollziehbare Träume der Menschheit und andere, die sich eher aus dem historischen Kontext ergeben. So macht es die Tatsache, dass der Mensch ohne Flügel geboren ist, nachvollziehbar, dass er vom Fliegen träumt. Der Wunsch Gold zu erschaffen hat allerdings keinen praktischen Zweck, abgesehen davon, dass das Material schon in der Antike als Zahlungsmittel diente. Und doch versuchten sich Alchimisten über Jahrhunderte an diesem Kunststück. Ein Thema, das auch Andreas Eschbach in seinem Roman „Teufelsgold“ aufgriff.

Gerade als Hendrik Busske, einem Angestellten in einer Investmentfirma, seine Feuertaufe als Vortragender für ein Seminar bevorsteht, stolpert er in einem Antiquariat über ein Buch. Dieses berichtet vom Wirken eines Alchimisten im 13. Jahrhundert. Der Verkäufer will ihm das Buch nicht verkaufen, daher entwendet Hendrik es kurzerhand. Er bindet dessen Inhalt, der sich unter anderem um eine goldene Rüstung dreht, auch thematisch in seinen Vortrag ein. Obwohl das Werk auf mysteriöse Weise verschwindet, bleibt ihm die Geschichte im Hinterkopf und das Wissen rund um die Vergangenheit erweist sich als Vorteil, als er auf einen modernen Alchimisten trifft. Nachdem Hendrik sich selbständig gemacht hat, wird dieser sein Förderer und lässt ihn auch in seinem Schloss wohnen. Eine unbezahlbare Publicitiy für Hendrik, der immer noch Vorträge über das Reichwerden und die innere Einstellung hält, die seines Wissens auch Alchimisten vorangetrieben hat. Erst als Jahre später die goldene Rüstung aus dem Buch entdeckt wird, glaubt er tatsächlich, dass mehr hinter den Worten steckt als nur eine Geschichte oder ein Gleichnis. Und er befindet sich schlagartig mitten in der Jagd nach dem Stein der Weisen – dem Material, mit dem man Gold herstellen kann. Gold, das jedem nur den Tod bringt.

Die vielfältigen Genres der Romane von Andreas Eschbach war schon immer eine Inspiration für andere Autoren. Sowohl das thematische Spektrum als auch die verschiedenen Grundgedanken, auf denen seine Romane aufbauen, sind bemerkenswert. Nachdem der letzte Roman „Todesengel“ sich der kontroversen Thematik Selbstjustiz gewidmet hat, wird in „Teufelsgold“ eine Geschichte mit höherem fiktionalen Anteil behandelt. Obwohl Eschbach wie immer gründlich recherchiert hat und der theoretische Ansatz den die Alchimisten im Buch verfolgen um Gold zu erzeugen, mit den richtigen Umgebungsbedingungen tatsächlich möglich wäre, gleitet das Buch an anderer Stelle noch weiter ins Phantastische ab. Natürlich kann man einem Werk, das von Alchimie und dem „Verwandeln“ der Realität handelt, erwarten, dass man irgendwo die rationalen Pfade verlässt und sich der Mystik widmet. Aber trotzdem, ob es nun um den Deutschen Orden, legendäre anscheinend unsterbliche Alchimisten oder die Nachfahren anderer Geheimnisträger geht, man wird nie völlig vertraut mit der Materie. Teilweise, weil wichtige Bereiche nur am Rande angeschnitten werden oder relevante Charaktere in der richtigen Szene „aus dem Hut“ gezaubert werden. Obwohl Eschbach wie immer sehr spannend schreibt und auch versucht die Handlung zu einem überzeugenden Ende für alle Beteiligten zu bringen, gelingt ihm das leider nur eingeschränkt. Insofern ist „Teufelsgold“ von den uns bisher bekannten Werken von Andreas Eschbach das schwächste. Denn obwohl es sich zweifelsohne sehr gut liest, fehlt dem Werk leider genau das Extra, das die anderen Romane aus der Masse hat ragen lassen.

„Teufelsgold“ ist der Titel des neuen Romans von Andreas Eschbach, der sich in selbigem unter anderem dem Thema Alchemie widmet. Leider driftet das Werk ab einem gewissen Zeitpunkt zu sehr in Richtung Phantastik ab und vermag den Leser nicht mehr vollständig zu überzeugen. Obwohl das Buch wie immer spannend und unterhaltsam ist, kann man es diesmal nicht zu den absoluten Highlights der Neuerscheinungen zählen.

Details

Bewertung

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