Geschichten aus der Nightside

Schärfer als der Schlange Zahn

von Simon R. Green
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. September 2010

Schärfer als der Schlange Zahn

Viele Gestalten in der Literaturgeschichte haben Probleme mit ihren Eltern. Einige heiraten die eigene Mutter, anderen will der Vater ans Leder und die dritten müssen sich mit übermächtigen Vorbildern auseinandersetzen. John Taylor aus Simon R. Greens "Geschichten aus der Nightside" hat allerdings ganz andere Probleme. Denn seine Mutter möchte die Welt ihres aktuellen Zustands berauben. Ein Synonym dafür, sie zu vernichten. Zum Versuch kommt es im Roman "Schärfer als der Schlange Zahn".

Die Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn beginnt allerdings an jenem Ort, an dem es immer drei Uhr Nachts ist, der Nightside. Und dort steht zuallererst eine Art Götterdämmerung an. Denn Johns Mutter, die niemand geringerer ist, als Lilith, des biblischen Adam erste Frau. Wie jeder Religionsexperte weiß, ist sie nicht nur die Mutter einer ganzen Heerschar an Monstern, sondern auch eine ziemlich durchtriebene Zeitgenossin. Und alle, die sich ihr und ihren Anhängern in den Weg stellen, müssen auch feststellen, dass sie auch eine außerordentlich mächtige Widersacherin ist, die keine Kompromisse und kurzen Prozess mit ihren Gegnern macht. Zudem muss John Taylor feststellen, dass er selbst als Werkzeug konzipiert wurde, mit dessen Hilfe seiner Mutter die Herrschaft und Zerstörung der Welt noch einfacher erreichen will. Daher gibt es nur eine Möglichkeit um herauszufinden, wie er seine Mutter bezwingen kann. Er muss in eine Zukunft reisen, in der die Welt bereits größtenteils zerstört wurde, um dort festzustellen, was er falsch gemacht hat. Doch auch seine Mutter begeht einen Fehler, als sie die Toten der Nightside wieder erweckt. Denn dort befindet sich auch ihr Ex-Mann und Johns Vater...

Die finale Konfrontation mit John Taylors Mutter erschüttert die Nightside nicht nur in ihren Grundfesten sondern zum Teil auch den Leser. Obwohl sich der Autor hütet, die wirklich wichtigen Charaktere zu eliminieren, wird unter den Nebencharakteren ganz schön gewütet. Dies führt unter anderem zu geänderten Besitzverhältnissen in einem nicht unwichtigen Lokal sowie stark verschobenen Machtverhältnissen. Man meint beinahe zu fühlen, wie Simon R. Green mit sich gerungen hat, als er diesen Roman schrieb. Sollte er sich noch eine Möglichkeit offen lassen, die Geschichten um John Taylor fortzusetzen oder doch einen dramatischen Endpunkt setzen? Wie seine Leser wissen, hat er sich für die erste Möglichkeit entschieden. Dennoch ist dieses Werk sehr gut gelungen. Allerdings verschiebt sich das Verhältnis von erzählter Geschichte zu "Actionszenen" ein wenig zum Negativen. So wird fleißig gemetzelt, geschnetzelt, in die Luft gejagt und erschossen. Auch an Zaubersprüchen und Monstereinsatz wird keineswegs gespart. Hier haben wir wirklich zu viel des Guten. Nur deshalb erhält "Schärfer als der Schlange Zahn" vom Verfasser dieser Kritik nicht die volle Bewertung. Fans der Reihe und des Autors werden aber dennoch auf ihre Kosten kommen. Denn selten ist es jemandem gelungen, so viel Unsinn und Wortwitz mit einer spannenden Erzählung zu kombinieren.

Simon R. Green lässt im fünften Teil seiner Reihe "Geschichten aus der Nightside" das finale Gefecht zwischen dem Bösen und ihrem Sohn stattfinden. Bissigem schwarzen Humor und spannender Erzählung stehen hier nur zu viele Actionszenen gegenüber, weswegen das Werk leider nicht zu den allerbesten Fantasyromanen gezählt werden kann. Trotzdem kann man sich das Buch ohne schlechtes Gewissen zu Gemüte führen, denn der Unterhaltungswert ist definitiv gegeben.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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