Geschichten aus der Nightside
Wer die Nachtigall hört
von Simon R. Green
Rezension von Stefan Cernohuby
| 01. Februar 2024
Viele wollen schon einmal die „andere Seite“ einer Stadt gesehen haben. Jenseits von lichtdurchfluteten Straßen und öffentlich zugänglichen Plätzen gibt es meist irgendwo eine Zone, in der ewige Nacht zu herrschen scheint. Simon R. Green hat diesem Gebiet zumindest in literarischer Hinsicht Leben eingehaucht. Denn in seiner Serie „Geschichten aus der Nightside“ erlebt John Taylor sein bereits drittes Abenteuer, das den Titel „Wer die Nachtigall hört“ trägt.
John Taylor ist Privatdetektiv in der Nightside, dem Bereich in London, in dem immer drei Uhr Nachts ist. Der berühmt-berüchtigte Ermittler besitzt eine Gabe, nämlich die Möglichkeit alles zu finden, das er sucht. Zusätzlich hat er von mütterlicher Seite nicht unbeträchtliche magische Fähigkeiten und latente Gaben, denen er sich nicht völlig bewusst ist, geerbt. Nach seinem letzten erfolgreichen Fall hat er genug Geld um für eine Weile etwas leiser zu treten, doch seine Klienten sind anderer Meinung. Nach einem unerfreulichen Intermezzo mit einem alten Freund bekommt John die Aufgabe, bei einer aufstrebenden Sängerin nach dem Rechten zu sehen. Denn seit einiger Zeit beginnen sich ihre Fans während und nach ihrer Konzerte umzubringen. Etwas, was in der Nightside durchaus einen Reiz ausübt, weswegen die Auftritte stets ausverkauft sind. Doch vermutlich steckt mehr dahinter. Denn Rossignol (die französische Bezeichnung für Nachtigall) wird von den geheimnisvollen Cavendishs gemanagt. Etwas, was John zu weit mehr Schmerz und Entbehrung führt, als er es eigentlich geplant hat. Doch zum Glück gibt es einige alte Bekannte, an die er sich wenden kann. So nimmt das Verhängnis also seinen Lauf...
Spätestens mit seiner „Todtsteltzer“-Reihe ist Simon R. Green zumindest den meisten Liebhabern von Space Operas ein Begriff. In seiner Serie „Geschichten aus der Nightside“ wechselt er das Genre und widmet sich vielmehr einer Mischung aus Fantasy und Horror, gespickt mit zahlreichen literarischen Anspielungen und humorvollen Anekdoten. So glaubt man manchmal eine Prise Cthulhu wahrzunehmen, während gleichzeitig ein Passwort mit dem Namen „Schwertfisch“ ins Spiel gebracht wird. Eine Mixtur aus Science-Fiction, Fantasy und Horrorelementen und Humor erwartet den interessierten Leser. John Taylor selbst ist als Hauptcharakter allerdings schwer einschätzbar. Sein Machtpotential schwankt zwischen kaum vorhanden und unendlich. Auch im Buch selbst weiß niemand, was er von ihm halten soll. Vor allem was seine Familienverhältnisse angeht, bleiben noch viele Fragen unbeantwortet, die vermutlich in einem der weiteren Werke näher behandelt werden sollen. In jedem Fall ist der dritte Band der Serie „Wer die Nachtigall hört“ auch gut lesbar, wenn man die Vorgänger nicht kennt. Alle vorkommenden Charaktere werden nochmals vorgestellt und auch die Ereignisse der ersten beiden Bücher werden zumindest schemenhaft umrissen. Ob einem der Band allerdings gefällt ist vermutlich dennoch Geschmackssache. Teilweise wird die Dichte an Anspielungen und Hommagen auf gewissen Seiten bedenklich hoch, etwas was bestimmt nicht jedem gefällt. Aber wenn man sich durch solcherlei stilistische Freiheiten nicht abschrecken lässt, kann man mit dem Buch viel Spaß haben.
„Wer die Nachtigall hört“ ist der dritte Band von Simon R. Greens Serie „Geschichten aus der Nightside“. Da alle Werke eher nur lose zusammen hängen, kann das Buch jedem Leser, der eine Mischung aus Science-Fiction, Fantasy, Mystery und Humor mag, durchaus empfohlen werden. Wer eine Vermischung verschiedener Stilrichtungen nicht mag, sollte hiervon eher die Finger lassen.
Details
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Originaltitel:
Nightingale's Lament
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