Zooloretto

von Michael Schacht
Rezension von Janett Cernohuby | 27. Januar 2009

Zooloretto

Seit 1979 wird der Kritikerpreis "Spiel des Jahres" verliehen. Ziel dieses Preises, oder besser gesagt des Vereins, ist es, das Kulturgut Spiel zu fördern. Gleichzeitig möchte man das Spielen im Familien- und Freundeskreis unterstützen. Damit sich Spielbegeisterte in dem großen Angebot an Brettspielen zurechtfinden, stellt der Preis gleichzeitig eine Orientierungshilfe dar. Weltweit ist "Spiel des Jahres" eine der bedeutendsten Auszeichnungen.
2007 wurde "Zooloretto" von der Jury zum besten Spiel des Jahres gewählt. Wir wollen sehen, ob dieses Brettspiel den Titel zu Recht trägt.

Als Grundidee diente dem Autor ein von Familien gern besuchtes Ausflugsziel, der Zoo. Die zwei bis fünf Spieler tauchen in die Rolle von Zoodirektoren und versuchen die meisten Besucher in ihren Tierpark zu locken. Dies erreichen sie, indem sie in ihren Gehegen die passenden Tiere sammeln, Verkaufsstände errichten und sogar den Zoo ausbauen.
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler eine Zootafel, auf der bereits drei Gehege und Standorte für zukünftige Verkaufsstände aufgezeichnet sind. Zusätzlich erhält jeder Spieler eine Ausbautafel, mit der er bei Bedarf seinen Tierpark um ein Gehege erweitern kann. Natürlich benötigt ein Zoodirektor auch Geld und so starten die Spieler mit zwei Münzen.
Nun geht es los. In der Mitte des Tisches liegen drei Transportwagen. Darum werden in verdeckten Stapeln gemischt Tierplättchen, Verkaufsstände und Münzplättchen verteilt. Jeder Spieler deckt nun ein solches Plättchen auf und legt es auf einen der Wagen. Sind alle Wagen voll, können die Spieler nun reihum einen der Wagen mit den für ihren Zoo passenden Tieren oder anderen Objekten nehmen. Natürlich müssen die Spieler dabei nicht warten, bis die Transportwagen voll sind. Sie können bereits vorher einen Wagen, auf dem vielleicht nur ein oder zwei Plättchen liegen, nehmen. Jedoch dürfen sie dann für den restlichen Verlauf dieser Spielrunde keine weiteren Aktionen durchführen. Alternativ zum Aufdecken der Plättchen, kann man in seinem Zoo auch Veränderungen durchführen. So kann eine Ausbautafel mit einem weiteren Gehege dazugekauft werden, Tiere in andere Gehege gesetzt oder sogar aus dem Stall verkauft werden. Denn alle Tiere, die in keinem Gehege mehr Platz finden, müssen in den Stall und bringen dem Zoodirektor weniger Besucher.
Das Spiel endet, wenn alle Plättchen aufgedeckt und die letzten Wagen genommen wurden. Nun wird abgerechnet. Für jedes volle Tiergehege erhält der Spiele die im jeweils dort angegeben Punkte. Fehlt in einem Gehege ein Tierplättchen, so erhält er eine niedrigere, ebenfalls am Gehege angebrachte Punktzahl. Fehlen mehr als zwei Tiere, bekommt man nur dann Punkte, wenn sich neben dem Gehege ein Verkaufsstand befindet. Für jedes Tier, das im Stall steht, werden zwei Punkte abgezogen. der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt. Sollte es Gleichstand geben, gewinnt derjenige mit den meisten Münzen.

Das Spielprinzip ist sehr einfach und schnell begriffen. Jedoch werden die Spieler ebenfalls sehr schnell feststellen, dass das Spiel keine besondere Tiefe oder Herausforderungen bieten kann. Zwar sollte man überlegen, welchen Transportwagen man sich nimmt, ob man wartet bis alle voll sind oder vielleicht doch schon früher zugreift, aber weitere taktische Anforderungen werden nicht gestellt. Fast ist es egal, in welches Gehege man die Tiere stellt, da man sie während des Spielens jederzeit in ein kleineres oder größeres umziehen kann. Keine Sorge, wenn zu viele Tiere im Stall stehen. Einfach verkaufen, dann bringen sie keine Minuspunkte mehr. Jetzt bloß keine Sorge, dass das Geld nicht reicht. Sobald man ein Gehege voll hat, gibt es eine entsprechende Anzahl von Münzen. Zusätzlich werden ja auch während der Spielrunden immer wieder Münzplättchen aufgedeckt, die man sich nehmen kann. Und zu guter Letzt können die Spieler untereinander Tiere, die sich im Stall befinden, abkaufen. Dadurch verdient man zusätzlich noch Geld. Weigern, ein Tier zu verkaufen, kann sich der jeweilige Spieler allerdings nicht. Er muss das einfach so hinnehmen.

Diese Möglichkeiten hören sich jetzt vielleicht raffiniert und vielseitig an und verleihen dem Spiel möglicherweise noch einen zusätzlichen Spaßfaktor. Jedoch wird man während des Spiels sehr schnell feststellen, dass diese Vorgehensweisen bei weitem nicht so unterhaltsam sind, wie sie anfangs erscheinen. Grund hierfür könnte möglicherweise die große Menge der aufzudeckenden Spielplättchen sein, durch die das Spiel fast endlos erscheint.

Insgesamt kann "Zooloretto" die Erwartungen, die man an ein "Spiel des Jahres" stellt, nicht ganz erfüllen. Einfache und taktikarme Spielzüge ziehen sich durch den Verlauf. Gerade ältere Kinder und Erwachsene werden sich schnell langweilen und nach einer Partie zu einem anderen Brettspiel greifen. Für jüngere Spieler kann "Zooloretto" durchaus Spaß und Unterhaltung bieten, jedoch hätte es dann den Kritikerpreis "Kinderspiel des Jahres" bekommen sollen. Für das "Spiel des Jahres 2007" gab es da schon anspruchsvollere Nominierungen.
Schade eigentlich.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2007
  • Umfang:
    diverse Spielmaterialien
  • Typ:
    Spiel
  • Altersempfehlung:
    8 Jahre
  • ASIN:
    B000R3G914
  • EAN:
    4011898030716
  • ISBN 13:
    4011898030716
  • Spieldauer:
    45 Minuten

Bewertung

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