Süßkartoffeln

von Jan Thorbecke Verlag (Hrsg.)
Rezension von Elisabeth Binder | 10. Februar 2017

Süßkartoffeln

Kochbücher, die ohne Umschweife zur Sache, nämlich den Rezepten, kommen, gibt es nur mehr selten. Die handlichen Themenkochbücher aus dem Thorbecke Verlag gehören dazu. Allerdings verrät das, laut Verlag, „erste Kochbuch zum Trendgemüse“ so gar nichts darüber, wie es zu diesem Trend kam.

Die Süßkartoffel ist eine ähnlich alte Kulturpflanze wie die Kartoffel und stammt ebenfalls aus Südamerika. Allerdings ist die botanische Verwandtschaft zwischen den beiden Knollen, trotz ähnlichem Aussehen, sehr weit entfernt. Da die Süßkartoffel ein Windengewächs ist, können auch die restlichen Teile der Pflanze gegessen werden. Die weltweite Verbreitung erfolgte ebenfalls, allerdings benötigt die Süßkartoffel ein subtropisches Klima. Daher spielt die Süßkartoffel ernährungstechnisch eine wesentliche Rolle in Afrika, Asien und (Süd)Amerika. In unseren Breiten haftete ihr daher immer noch der Ruf des Exotischen an, das änderte sich aber in letzter Zeit, nachdem die Süßkartoffel inzwischen sogar bei Diskontern auftaucht. Diverse Ernährungsmodeerscheinungen, wie Paleo oder Low Carb, singen wahre Lobeshymnen auf die bescheidene Knolle. Das mag verwundern, trägt doch die Süßkartoffel nicht umsonst das Adjektiv „süß“ im Namen. Dafür punktet sie beim Vitamin-A-Gehalt und den Ballaststoffen im Vergleich zur normalen Kartoffel. Geschmacklich liegt die Süßkartoffel irgendwo zwischen Kartoffel und Karotte, farblich auf jeden Fall eher bei letzterer, zumindest bei den auf unserem Markt üblichen Sorten.

Es entbehrt nicht einer gewissen, eventuell auch gewollten, Ironie, dass ein Kochbuch, das den Untertitel „Rezepte für den gesunden Genuss“ trägt, gleich mit einem Kapitel zu „Chip, Pommes, Snacks & Beilagen“ beginnt. Merke: auch das gesündeste Lebensmittel kann bis zur Unkenntlichkeit frittiert werden. In Folge gibt es noch Kapitel für Suppen, Salate, vegetarische und nicht-vegetarische Hauptspeisen sowie Desserts. Gerade bei den Desserts wird deutlich, dass die Süßkartoffel, im Vergleich zur Kartoffel, mehr ist als nur ein Stärke- und Masselieferant, sondern durchaus auch wegen ihres Geschmacks eingesetzt wird. Obwohl die Süßkartoffel auch roh, also wirklich gesund, gegessen werden kann, nutzt keines dieser Rezepte diese Eigenschaft.

Die Rezepte stammen von einer Foodfoto- und Rezeptagentur, deren Expertise, bei näherer Betrachtung, eindeutig im Bereich der Fotografie liegt. Auf den ersten Blick sind die Rezepte übersichtlich gestaltet. Es gibt Angaben zu Zubereitungs- und Garzeit, die Zutaten sind jeweils in der Reihenfolge ihrer Verwendung in einer eigenen Spalte links neben der Kochanleitung aufgelistet. Die Anleitungen selbst sind deutlich in Schritte gegliedert. Das mag für die meisten der Rezepte, die zu einem überwiegenden Anteil in den Schwierigkeitsgrad „leicht“ fallen, auch funktionieren. In einigen Fällen wäre aber eine fachlich kompetente Nachjustierung und Vereinheitlichung der Kochanleitungen durchaus angebracht. So ist durchaus anzuraten, die Rezepte im Vorfeld genau zu lesen und die Lücken und Inkonsistenzen mit der eigenen Erfahrung zu ergänzen. Die sehr appetitlich fotografierten Kroketten kommen mit einer selbstgemachten Mayonnaise (sehr ehrgeizig!), aber warum wird die erst gemacht, wenn die Kroketten schon fertig frittiert sind? Wer hier die Reihenfolge umdreht, erspart sich den Stress in der Küche und kann die Kroketten genießen, wenn sie wirklich frisch sind. Die Zubereitungs- und Garzeiten sind bei näherer Betrachtung missverständlich: Manchmal ist die Zubereitungszeit in der Garzeit enthalten, weil Arbeitsschritte gleichzeitig mit dem Weichkochen der Süßkartoffeln passieren, manchmal ist das hingegen nicht der Fall. Für den Alltagsgebrauch wäre jedoch die Zeit, die zwischen dem Auspacken der Zutaten und dem Servieren der Mahlzeit vergeht, hilfreicher.

Mit „Süßkartoffeln“ bekommen LeserInnen in 40, zumeist sehr einfachen und schnell nachgekochten Rezepten einen guten Überblick, wie vielseitig die Süßkartoffel eingesetzt werden kann.

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