A Game of Thrones - Das offizielle Kochbuch

von Chelsea Monroe-Cassel, Sariann Lehrer
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. Januar 2014

A Game of Thrones - Das offizielle Kochbuch

Fremde Welten oder Zeiten üben auf Leser eine seltsame Faszination aus. Eine Faszination, die in manchen Fällen über das Erleben von Gesellschaft und Ereignissen hinausgeht. George R. R. Martin hat in seiner Reihe "A Song of Ice and Fire" mit Beschreibungen von kulinarischen Genüssen keineswegs gegeizt. Im Gegenteil, er hat sie geradezu zelebriert. Ist es daher ein Wunder, dass ein offizielles Kochbuch zu "A Game of Thrones" erschienen ist, das auf Basis der Erwähnungen in den Romanen beruht? Dieses Werk wollten wir uns unbedingt näher ansehen.

George R. R. Martin hat viele Talente und viele Vorlieben. Doch wenn es um lukullische Genüsse geht, ist er laut eigener Aussage im Vorwort eher als Konsument tätig - was auch seine äußere Erscheinung beweiset -, denn als Koch bezeichnet er sich selbst als ziemlichen Versager. Und doch ist seine bildliche Beschreibung derartig aussagekräftig gewesen, dass die beiden Fans Chelsea Monroe-Cassel und Sariann Lehrer die vorkommenden Gerichte als Vorlage für ein ganz besonderes Kochbuch verwendet haben
Doch was unterscheidet das vorliegende Werk von anderen Kochbüchern zu Fantasy- oder gar Science-Fiction-Welten? Denn selbige gibt es zur Genüge. Ganz einfach, es wurden keine fiktionalen Rezepte verwendet, sondern mittelalterliche Gerichte, inklusive spezieller, heute zum Teil nicht mehr verwendeter Zutaten. Hierzu werden sowohl Tipps gegeben, wie man diese selbst herstellen und besorgen kann oder durch welche zeitgemäße Entsprechung man sie gegebenenfalls ersetzen könnte.
Dann widmet sich das Werk Spezialitäten aus den verschiedenen Regionen von Westeros und auch der Regionen jenseits der "Narrow Sea" und beginnt dabei in der unwirtlichsten Region, nämlich auf der Mauer, wo die Nachtwache ihre Aufgabe versieht. Und nun kommt der Clou: Zusätzlich zu den mittelalterlichen Rezepten gibt es, überall wo es sich lohnt, zusätzlich zu den passenden Kompositionen zu "A Game of Thrones" noch moderne Entsprechungen. Hier kann man also nicht nur alt und neu gegenüber stellen, sondern auch überlegen, welche Version des Gerichts einem eher zusagt. Oder man wagt sich sogar an ein mehrgängiges Menü. Zusätzlich zu jedem Rezept findet man auch ein Zitat zu dessen Erwähnung im jeweiligen Roman und den historischen Ursprung des Gerichts. Natürlich wird dies ergänzt mit einem aussagekräftigen Bild und - wie für Kochbücher üblich - einer Auflistung der benötigten Zutaten. Eine ausführliche, schrittweise Anleitung lässt anschließend bei der Zubereitung keine Fragen offen.
So hangeln sich die Autorinnen von der Mauer über den Norden, den Süden bis nach King´s Landing. Aber auch Dorne und wie schon erwähnt Übersee erhalten ihre Kapitel. Dabei findet man von einfachen Rezepten, wie mittelalterlichen Apfelküchlein oder Bohnen-Speck-Suppe über süße Schweinefleischpastete und geschmortes Kaninchen bis hin zum gebratenen Auerochsen mit Lauch äußerst unterschiedliche Rezepte, sowohl vom Standpunkt der Komplexität als auch von den regionalen Ausrichtungen. Auch mit Süßspeisen wird nicht gegeizt.

Um noch einmal auf den Unterschied zwischen Fan-Kochbüchern für andere phantastische Welten und das Kochbuch zu "A Game of Throne" oder "A Song of Ice and Fire" zurückzukommen, dieser ist sehr einfache erklärt. Andere Kochbücher, wie zum Beispiel zu "Star Wars" sind als Gag gedacht. Dieses hier ist ernst zu nehmen. Man merkt, wie sich die Autorinnen eingehend mit der Materie mittelalterlicher Rezepte auseinander gesetzt haben. Und nicht nur, dass die Rezepte stets Erwähnungen in den Romanen nachempfunden sind, man kann sich geradezu in die Szenen hineinversetzen, in denen sie vorkommen - ja, man blättert sogar nach, ob es sich tatsächlich so verhält wie beschrieben. Auch der Schwierigkeitsgrad der Rezepte ist so gehalten, dass zwar nicht jeder Hobbykoch alles kochen kann, jedoch ein breites Spektrum an Gerichten auch dann nachkochbar ist, wenn man sich selbst nicht zu den Meisterköchen zählt. Ist man zudem auch noch Fan des Autors und der Reihe, ist das Werk tatsächlich ein Schmuckstück. Denn die überaus ausführlichen Beschreibungen von Gerichten und deren Wirkung auf den Gaumen der Charaktere haben sicherlich bei so manchem Leser zu lautem Magenknurren geführt. Nun hat jener Leser einerseits die Möglichkeit durch einige der Rezepte zu blättern (und dabei das Magenknurren wieder aufleben zu lassen) und andererseits die Chance, sich selbst an vergleichbaren Gerichten zu versuchen - oder den modernen Entsprechungen, falls die historische Variante zu gewagt erscheint. In jedem Fall ist das Kochbuch, das in deutscher Sprache beim Verlag Zauberfeder erschienen ist, nicht nur Fans von Buch- oder Fernsehserie zu empfehlen. Auch Liebhaber der mittelalterlichen Küche werden ihre Freude haben. Ein Werk, das wir nur empfehlen können.

Auch wenn George R. R. Martin selbst kein brillanter Koch ist, sind seine Beschreibungen von Gerichten den beiden Autorinnen Chelsea Monroe-Cassel und Sariann Lehrer Inspiration genug gewesen, um ein Kochbuch zu verfassen. Das auf mittelalterlichen Rezepten basierende Werk bietet eine völlig andere Möglichkeit in die Welt des Autors einzutauchen und ist darüber hinaus noch sehr gut gelungen. Es handelt sich um ein Kochbuch, wie es wohl kaum ein zweites gibt, und das wir ohne Bedenken empfehlen können.

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