Justice League

No Justice

von Scott Snyder, James Tynion IV., Joshua Williamson, Francis Manapul, Marcus To, Riley Rossmo (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 15. Februar 2019

No Justice

Keine Grenzen mehr: der Quellenwall hat einen Riss. Was zuvor unvorstellbar schien, ist seit „Dark Nights: Metal“ eine Tatsache im DC-Universum. Durch den Riss dringen unvorstellbare Kräfte und unbekannte Energien in das Multiversum. Um diese zu stoppen, wird die Justice League vielleicht nicht ausreichen.

„No Justice“ kommt in zwei extra dicken Einzelheften daher und schließt an die Ereignisse des Megaevents von „Dark Nights: Metal“ an. Da es eine abgeschlossene Story darstellt, hätte man vielleicht auch einen einzelnen Sammelband verwenden können, der sich schöner im Regal macht, als die Einzelhefte, aber dafür kommt man wiederum in den Genuss der Full Size Cover. Auch nicht schlecht.
Zunächst werden wir bei „No Justice“ Zeuge davon, wie Brainiac aus dem Handgelenk heraus einigen der größten Helden (und Bösewichter) der Erde ihre Grenzen aufzeigt und sie auf sein Raumschiff entführt. Die künstliche Intelligenz hat einen Plan und erstaunlicherweise hat er diesmal nicht mit dem Sammeln von geschrumpften Städten zu tun. Brainiac ist sich der Gefahr, die durch den Riss im Quellenwall ausgeht, bewusst und hat die Gefangenen persönlich ausgewählt, um einen von ihm ersonnenen Plan umzusetzen. Auf Brainiacs Heimatplaneten Colu hat sich einer von vier Omega-Titanen eingefunden. Diese uralten kosmischen Götter verkörpern verschiedene Konzepte: Entropie, Weisheit, Neugier und Mysterium. Sie sind nun durch den Riss zurückgekehrt, um sich an den frei werdenden Energien zu nähren. Colu ist dem Untergang geweiht, wenn nicht vier neue Teams an Justice Leaguern Brainiacs Plan erfüllen. Doch dann gibt es noch Amanda Waller, die von der Erde aus, einen überaus ambitionierten Plan verfolgt…

Scott Snyder darf nach Batman die Karten im DC-Universum mischen. Er übernimmt nun den Platz von DC-Mastermind Geoff Johns und bastelt an den großen Storylines, die das Multiversum erschüttern. Ihm zur Seite stehen James Tynion IV (u.a. „Batman Eternal“) und Joshua Williamson (Scotts Mitstreiter bei „Metal“). Das Trio stürzt sich auf den ambitionierten Job mit Enthusiasmus. „No Justice“ soll einen neuen Status Quo etablieren und das rasant und mit Cliffhanger-artigen Schnitten. Das gelingt. Die Schockeffekte funktionieren und lassen einen wie bei einer spannenden Fernsehserie gleich die nächste Folge einwerfen. Was ebenfalls funktioniert, ist das Zusammenspiel der Charaktere. Die Autoren haben hier bewusst ungewöhnliche Kombinationen an Teams gewählt und hatten sichtlich Spaß daran, diese interagieren zu lassen. Luthor und der Martian Manhunter liefern sich intelligente Dialoge, Starro und Lobo ätzen Sprüche heraus, Batman muss mit dem Teenie Beast Boy klarkommen. In all diesen Momenten zeigt die Justice League ihre Stärke: spannende Charaktere mit viel Persönlichkeit und eine reiche Geschichte mit Kontinuität. Doch Cliffhanger und Dialog-Hickhack sind leider nicht alles. Die Hauptstory ist etwas dünn. Weitere kosmische Titanen, die Planeten aussaugen. Diese sind im DC-Universum nicht allzu unbekannt. Die Frage ist auch, wie das neue Spektrum der vier Konzepte mit der bestehenden Mythologie des DC-Universums harmonieren wird: dem Farbspektrum und den ihm zugrunde liegenden Energien. Noch wirkt alles ein wenig wie aus dem heiteren Himmel herbeigeholt – oder besser gesagt: von jenseits des Quellenwalls. Die Autoren haben in zukünftigen Stories einiges zu tun, das in die Mythologie zu rücken. Ebenso ist es etwas zurückhaltend ein derart kosmisches Ereignis in gerade einmal etwas über 100 Seiten zu behandeln. Wenn man sich dagegen die dicken Bände eines wirklich epischen Ereignisses ansieht, wie „Blackest Night“, fehlt hier etwas Fleisch auf den Knochen. Aber das war wohl auch nicht die Absicht dahinter. Vielmehr soll „No Justice“ als eine Brücke zwischen „Dark Nights: Metal“ und gleich drei neuen Justice League Serien dienen. Neben der klassischen Justice League und der mit Horror und Magie hantierenden Justice League Dark, hört sich vor allem Justice League Odyssey, das in den Weiten des Weltraums spielen soll, besonders interessant an.
Noch ein Wort zum Artwork: während dieses sich betont modern gibt und durchaus solide ist, wirkt die Colorierung etwas zu poppig-zahm. Weiche Violett- und Grüntöne sehen mehr nach dem Inneren eines Hipster-Shops aus. Kräftige Farben und mehr Kontrast hätten hier wahre Wunder wirken können.

Eine neue Ära der Justice League beginnt hier. Viel neues aber auch viel bewährtes finden sich in dieser Miniserie. Ein guter Zeitpunkt um einzusteigen, oder weiter im Justice League-Raumschiff sitzen zu bleiben. Kosmische Megabedrohungen oder schwache Farben – die Liga wird mit allem fertig werden.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: