Die Abenteuer von Hergé

von Jean-Luc Fromental, Jose-Luis Bocquet, Stanislas
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Juni 2009

Die Abenteuer von Hergé

Tim und Struppi sind wohl jedem, der sich irgendwann einmal für Comics interessiert hat, ein Begriff. Der im Original als "Tintin" bekannte Held hat über Jahrzehnte das Gesicht der europäischen Comics geprägt. Dabei vergessen viele, dass auch der Zeichner des Strips ein mehr als bemerkenswertes Leben hatte. Um diesem Rechnung zu tragen hat der Carlsen Verlag bereits 2001 eine als Comic gestaltete Biografie des Künstlers Georges Prosper Rémi, besser bekannt unter dem Namen Hergé, auf den Markt gebracht, die 2007 nochmals überarbeitet wurde.

Humoristisch wird auf die ersten Abschnitte in Hergés Leben eingegangen. Ein belgischer Jugendlicher, von dem niemand weiß, was einmal aus ihm werden soll. Er scheitert als Reporter, als Fotograph, bis man ihm klarmacht, dass er aus seiner zeichnerischen Begabung etwas machen sollte. Als Tims erstes Abenteuer erscheint, unterschätzen alle die politischen Implikationen, welche die Geschichte mit sich bringt. Denn der erste Band "Tim im Lande der Sowjets" wird sehr stark für Propagandazwecke gegen das bolschewistische Reich eingesetzt. Auch zeigen seine ersten Bände noch eine gewisse Naivität. Erst als er in China Tschang kennenlernt, den er auch in einem Comic verwendet, wird seine Sichtweise etwas kritischer.
Ihm selbst wird nach dem zweiten Weltkrieg vorgeworfen, sich mit den Besatzern arrangiert zu haben, etwas was auch im Comic dargestellt wird. Wie so oft in seinem Leben hat Hergé allerdings Glück. Während sein Zellengenosse erschossen wird, kommt er wieder einmal mit einem blauen Auge davon.
Doch auch die Nachkriegsjahre sind turbulent. So widmet sich Tims Vater unterschiedlichsten Hobbies und schlussendlich auch einer anderen Frau. Dies lässt schlussendlich seine Ehe scheitern. Nach über 40 Jahren trifft er seinen Jugendfreund Tschang wieder, was auch für medialen Aufruhr. Bei zunehmend schlechter werdender Gesundheit gelingt es ihm in späteren Jahren nicht mehr, regelmäßig seine Comics zu veröffentlichen, bis er 1983 stirbt. Eine seiner letzten Ehrungen empfing er im Jahr zuvor, als ein kurz zuvor entdeckter Asteroid nach ihm benannt wurde.

Relativ unzusammenhängend und lückenhaft wird Hergés Leben im Comicband "Die Abenteuer von Hergé" geschildert. Manche Episoden sind einfach nur humoristisch gestaltet, andere weisen zum Teil massive Gesellschaftskritik auf. Dennoch ist der Band nicht Fleisch, nicht Fisch. Für eine richtige Biografie besteht das Comic aus zu vielen Zeitfragmenten, die aus dem Zusammenhang gerissen sind. Für eine Aneinanderreihung an Episoden geht der Band wiederum zu chronologisch vor. Es wird zwar sehr gerne auf das eingegangen was Hergé widerfahren ist, so richtig kann man aber seine Prägung durch diese Erlebnisse nicht immer nachvollziehen. Das Comic ist für jeden "Tim und Struppi"-Fan eine Bereicherung, so viel ist sicher. Denn zweifelsohne ist die Schaffung dieser Biografie in Comicform stilistisch sehr gut gelungen. Auch erfährt man mehr über Meilensteine in Hergés Leben. Doch mir persönlich war das etwas zu wenig. Vermutlich muss man wirklich ein Liebhaber seiner Helden sein, um den Band richtig schätzen zu können.

Tim und Struppi waren herausragende Gestalten der europäischen Comicgeschichte, nicht weniger als ihr Autor selbst. Aus diesem Grund wurde ihm mit "Die Abenteuer von Hergé" eine Biografie in Comicform gewidmet. Diese ist aber eher nur für Sammler und wahre Fans zu empfehlen, aus zu vielen unzusammenhängenden Fragmenten besteht der Band. Liebhaber der Serie wird der Band aber sicher trotzdem viel Freude bereiten.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung
  • Illustration: