Weiberabend

von Joanne Fedler
Rezension von Janett Cernohuby | 05. Mai 2011

Weiberabend

Es gibt einige Aussagen zum Muttersein, die man eigentlich erst dann versteht, wenn man selbst Mutter ist. Etwa "ein Baby zu haben bedeutet mehr Arbeit, als nur spazieren zu gehen" oder "für die Kinder auf etwas zu verzichten". Phrasen, die jedem bekannt sind. Aber was es wirklich mit schlaflosen Nächten oder dem Verzicht auf ein neues Outfit, um für das Kind eine neue Hose zu kaufen, bedeutet, kann man erst dann verstehen, wenn man selbst ein Kind hat. Joanne Fedlers Roman "Weiberabend" schlägt genau in diese Bresche.

Acht Frauen aus unterschiedlichen Schichten, mit unterschiedlichen Interessen, Hobbys und Ansichten haben dennoch eine Gemeinsamkeit, die sie regelmäßig zusammenführt: Kinder. Nun steht ein weiteres, solches Treffen an. Die acht Freundinnen treffen sich zu einer Übernachtungsparty. Es gibt ein üppiges und extravagantes Menü und Schokolade bis zum Abwinken. Jede der Frauen hat ihre Probleme und Sorgen, mit ihren Kindern, mit der Familie, mit ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Je weiter der Abend voran rückt, desto mehr erzählen die Frauen von ihren Problemen, ihren Nöten, ihren Sorgen. Es wird über Gluten geschimpft, hochbegabte Sprösslinge werden gelobt und auch über den jüngsten Spross geklagt und dass er auch mit sechs Jahren noch ins Bett macht. Irgendwann, nach zahlreichen Erdbeer-Daiquiris kommen dann aber auch Themen auf den Tisch, welche die Freundschaft der Frauen auf eine harte Probe stellen.

"Weiberabend" verspricht ein Buch zu sein, welches Tabus bricht und die tiefsten Geheimnisse von Müttern preisgibt. Tatsächlich entpuppt es sich aber immer mehr zu einer Jammergeschichte. Es werden Probleme angesprochen, über vermeintliche Unzulänglichkeiten des eigenen Mutterseins, über die Last der Kinder oder des Alleinerziehens. Über Ehemänner, die weit entfernt vom Traummann und Traumvater sind und - wie sollte es auch anders sein - von den Zusammenbrüchen und Depressionen, die mit dem ganzen Dasein als Mutter einhergehen. Darauf folgen Antidepressiva in Form von Prozac.
Liebe Nichtmütter, es ist bei weitem nicht so dramatisch und schlimm, wie von der Autorin beschrieben. Ja, Kinder verlangen einem viel ab, sie verändern das ganze Leben, stellen es quasi auf dem Kopf. Aber nein, man braucht weder Antidepressiva noch ist es das Ende vom schönen Leben. Denn so klingt das Buch größtenteils. Ja natürlich, die beschriebenen Schattenseiten gibt es und ja, Mütter untereinander klagen sich oft ihr Leid, jammern über bestimmte Gegebenheiten oder Unarten der Sprösslinge. Und dennoch fügt man am Ende solcher Seufzer stets hinzu "aber ich möchte es nicht missen".
Neben dieser etwas überzeichneten Mutterschaft ist aber auch die Schreibweise sehr mühsam. Geschrieben in der Ich-Form, liest man mühsam Seite um Seite, wartet auf eine Wendung und findet sich irgendwann am Ende des Buches, ohne die im Klappentext versprochenen Tabus oder aufregenden Enthüllungen gefunden zu haben. Vielmehr sind es Themen, wie sie wohl jede Mutter mehr oder weniger kennt. Es sind alltägliche Dinge, und diese nicht einmal aufregend oder spannend in Szene gesetzt.

Das Buch mag zwar durchaus realistisch sein, aber man verpasst nichts, wenn man es nicht gelesen hat. Ebenso findet eine geplagte Mutter auch keinen Trost in den Seiten, sondern schüttelt wohl eher den Kopf über soviel Selbstmitleid und Gejammer. Man kann also keine Lese- bzw. Kaufempfehlung aussprechen und muss sogar soweit gehen und sagen, man verpasst auch nichts, wenn man das Buch nicht liest. Das ist schade, versprach doch der Klappentext so viel mehr.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2009
  • Umfang:
    432 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783426637975
  • Preis (D):
    8,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung