Too Bad to be God

von Kristina Lohfeldt
Rezension von Stefan Cernohuby | 22. Juli 2012

Too Bad to be God

Höhere Wesenheiten und Geschöpfe aus der Mythologie beschäftigen die Menschheit schon seit Urzeiten. Kein Wunder, dass sich über all die Jahrtausende eine ganze Menge an Gottheiten, Aberglauben und anderen Verirrungen angesammelt hat. Was aber wenn man versucht diese teilweise sehr anachronistisch wirkenden Entitäten der heutigen Zeit anzupassen - möglicherweise in einem Institut? Davon handelt Kristina Lohfeldts Buch "Too Bad to be God".

Manchmal haben Glauben und Missverständnisse seltsame Auswirkungen. Bartholomäus Pille, von Beruf Apotheker - also Pillendreher - erwacht eines Tages als Pillendreher - also Mistkäfer oder Skarabäus - und weiß nicht wie ihm geschieht. Zum Glück stößt er (beim Internetsurfen!) auf die GHS, die Gotthochschule im pittoresken Dingenskirchen. Hier glaubt er, sich in ganz neue Höhen aufschwingen zu können, indem er diverse Kurse besucht und sowohl Inhalte als auch das Verhalten allseits bekannter Gottheiten studiert. Doch das führt zu etlichen chaotischen Episoden. Nach einer ersten Einführung von GHS-Chefin Ligiosa Mantisre und der generellen Regeln und Grundlagen des Instituts werden in einzelnen Kapiteln oder eigenen Kurzgeschichten - je nachdem wie man es versteht - die verschiedenen Kurse abgehandelt. Und diese sollen Göttern und übernatürlichen Wesen helfen, sich auf die neuen Gegebenheiten, Technologien und Verhaltensweisen einzustellen, um seinen Gläubigen (nicht Gläubigern) immer noch etwas bieten zu können.
Das umfasst Frontalvorträge über das sozialisieren im Kollektiv, einen fatalen Ausflug ins anschließend nicht mehr ganz so friedliche Paradies mit diversen Kriegsgöttern und viele weitere Halb-Katastrophen. Eine Konfrontation mit dem animalischen führt zur Beinahe-Adoption eines Vierbeiners durch das Oberhaupt eines anderen Göttergeschlechts, ein Schauspiel-Workshop stößt auf totale Ablehnung und eine Liebesgöttin erkennt ihre martialische Seite. Man scheitert gemeinsam beim Teamwork und gewinnt dadurch, dass man ein Spiel verliert - und ganz nebenbei findet man zum eigenen Selbst und löst einige alte Legenden inklusive göttlicher Verwicklungen auf. Letztlich gibt es noch eine Konfrontation von alten Göttern mit neuen, technischen...

Die Menge göttlicher Wesen, wie es sie in verschiedenen Kulturkreisen gibt, ermöglicht ein beinahe unbegrenztes Repertoire an Charakteren und Kombinationsmöglichkeiten. Kristina Lohfeld bedient sich unterschiedlichster Quellen - teilweise auch des Wortwitzes wegen. Und obwohl der Ansatz des Buchs sehr gut ist, liegt in der humoristischen Verwendung von Begriffen der Schwachpunkt des Buchs. Besonders zu Beginn ist das augenscheinlich. Jeder Charakter, der in die Handlung geworfen wird, muss gleich einen sprechenden Namen haben, der den ihm innwohnenden Witz sogleich auf seine Stirn tackert. Fußnoten - beliebtes Stilmittel bei Satirikern wie Adams oder Pratchett - müssen zwecks Witzerweiterung noch eine Fußnote der Fußnote der Fußnote mitliefern. Hier war die Autorin definitiv etwas überambitioniert. Zum Glück beruhigt sich der Stil danach merklich und präsentiert die verschiedenen Episoden deutlich gelungener. Trotzdem kommt man nicht umhin nach dem roten Faden zu suchen. Der vermeintliche Protagonist ist es nicht, dafür bleibt er zu blass, auch die Chefin der Institution kann die Handlung nicht durchgängig lenken. Selbst die Ereignisse der einzelnen Episoden wirken, obwohl sie zumindest teilweise aufeinander aufbauen, etwas willkürlich und aus dem Kontext gerissen.
Doch trotz aller Kritik muss man eines mit Bestimmtheit festhalten. "Too Bad to be God" ist bestimmt kein schlechtes Buch. Es greift nur ein wenig nach dem Göttlichen, um dabei die Sterne nicht ganz erreichen zu können. Autorin, Text, Cover und Bindung haben eine Qualität, die sich hinter jener von aktuellen Werken, wie beispielsweise aus dem Hause Piper, keineswegs verstecken muss. Auch der Preis von 10,95 ist für einen kleineren Verlag sehr fair!

"Too Bad to be God" von Kristina Lohfeldt enthält zusammenhängende Kurzgeschichten, welche sich der Konfrontation des (überholten) Göttlichen mit dem (überdreht) Menschlichen der Gegenwart auseinander setzen. Leider schießt der überbordende Humor der Autorin teilweise etwas über das Ziel hinaus und ein roter Faden ist auch nicht immer erkennbar. Dennoch erhalten Liebhaber satirischer Fantasy hier einiges an spannender und unterhaltsamer Lektüre zu einem angemessenen Preis.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2012
  • Umfang:
    353 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3940928097
  • ISBN 13:
    9783940928092
  • Preis (D):
    10,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung