Ritenstreit

von Roman Carus
Rezension von Janett Cernohuby | 27. Januar 2009

Ritenstreit

Vatikanthriller gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und alle ähneln sich in ihrem Wesen. Zählten diese Romane vor einigen Jahren noch zu den Bestsellern, möchte, nein kann man sie heute gar nicht mehr sehen. Da hat es ein Verlag, der sich als Themenschwerpunkt auf Kirchenkrimis festgelegt hat, besonders schwer, seine Produkte erfolgreich zu vertreiben. Abwechslungsreiche Themen sind also gefragt, die nicht gleich Gedanken oder Vergleiche mit den weit verbreiteten Klischee-Vatikanthrillern aufkommen lassen. "Ritenstreit" aus der Feder Roman Carus verspricht ein solches Thema.

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Der Ritenstreit war eine kirchliche Auseinandersetzung im 16. und 17. Jahrhundert zwischen Franziskanern, Dominikanern und Jesuiten. Das Kernthema betraf die Art und Weise der christlichen Mission in China und Indien. Obwohl dieser Streit Jahrhunderte zurückliegt, scheint er plötzlich wieder Interesse gewonnen zu haben. Verschiedene Parteien suchen einen Brief des chinesischen Kaisers Kang Xi an Papst Benedikt XIV. Doch dieser scheint spurlos aus dem vatikanischen Geheimarchiv verschwunden zu sein. Das Interesse an jenem Schreiben scheint so groß zu sein, dass die Suchenden offenbar auch vor Mord nicht zurückschrecken. Die Aufklärung jener Gewalteten geben Questore Bustamante Rätsel auf. Zudem drängt die Zeit, drohen die Vorkommnisse schwerwiegende Auswirkungen auf die Beziehungen zu China zu haben. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem sich auch noch eine chinesische Bischofsdelegation in Rom aufhält.

Weckt der Titel "Ritenstreit" noch Neugier, wird diese während der Lektüre jedoch nicht zur Zufriedenheit gestillt. Stattdessen offenbart sich dem Leser ein mittelklassiger Krimi, im gegenwärtigen Rom und mit religiösem Hintergrund. Sicherlich erfährt man so einige historische Fakten über den Ritenstreit, jedoch verfällt der Autor dabei oft in zu spezielles Fachwissen mit den entsprechenden Fachtermini und verzettelt sich mit langen Erläuterungen. Auch gelingt es ihm nicht, das vergangene Geschehen spannend in die Handlung einzuflechten. Stattdessen serviert er trockene und ernüchternde Fakten. Auch sonst können die Sprache und der Schreibstil nicht richtig überzeugen. Zu sehr wirkt das Buch wie ein nüchterner Bericht als ein fesselnder Roman. Anstatt auflockernde und unterhaltsame Dialoge einfließen zu lassen, serviert Roman Carus seinen Lesern eine eher aufgesetzte und fast schon erzwungene Handlung. Einen Spannungsbogen zu finden ist sehr schwer. Kaum hat man als Leser ihn gefunden, reißt er auch schon wieder ab und gleitet in langatmige Beschreibungen über. Man fiebert keinem Höhepunkt entgegen, sondern lediglich der letzten Seite, um das Buch als "erfolgreich gelesen" ins Regal stellen zu können.
Doch nicht nur die Sprache und der Aufbau der Geschichte überzeugen wenig, auch die Charaktere sind unbefriedigend. Zu oberflächlich dargestellt, zu wenig beschrieben und vor allem ohne eigene Stimme, begleitet man sie seitenlang durch das Geschehen, ohne eigentlich eine Beziehung zu ihnen aufbauen zu können.

Zusammengefasst verspricht der Kirchenkrimi "Ritenstreit" ein interessantes Thema, kann letztendlich aber nicht vollends überzeugen. Zu künstlich und zu aufgesetzt erscheinen Handlung und Personen auf den Leser. Zu trocken und spannungsarm wurde die Handlung geschrieben, wodurch man sich durch das relativ dünne (gerade einmal 192 Seiten lange) Buch kämpft, um den Ausgang der Ereignisse zu erfahren. Man kann das Buch nicht wirklich empfehlen, auch wenn es eine willkommene thematische Abwechslung zu den meisten Vatikanthrillern darstellt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2007
  • Umfang:
    192 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783782009027
  • Preis (D):
    16,9 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung