Metamorphosen - Auf den Spuren H. P. Lovecrafts

von Manuel Bianchi, Nina Horvath, Sabrina Eberl
Rezension von Stefan Cernohuby | 07. Dezember 2009

Metamorphosen - Auf den Spuren H. P. Lovecrafts

Veränderungen sind auf gewisse Art und Weise unvermeidbar. Doch oft geschehen sie unerwartet, unvorhergesehen und gegen die Wünsche derer, die davon betroffen sind. So ist das Leben eben. Doch manchmal sind derartige Veränderungen so tief greifend, dass man sie beinahe als Verwandlungen bezeichnen muss. Von diesen erzählt die Anthologie "Metamorphosen", die Geschichten auf den Spuren von H. P. Lovecraft beinhalten soll. Ob dies der Fall ist, muss man genauer untersuchen.

Christian Damerow eröffnet den Band mit "Der gute Gott". Dabei handelt es sich im Normalfall um eine Floskel. Doch ob jener Gott, der aus den Tiefen des Meeres aufsteigen soll, es tatsächlich gut mit der Menschheit meint, darf zumindest bezweifelt werden.
Viele Leute mögen Schokolade. Doch für all diese Leute wird Jan-Christoph Prüfers Geschichte wenig appetitanregend sein, wird doch eine einzigartige Zutat zur Verfeinerung seines Rezepts herangezogen. Doch Leuten mit schwarzem Humor könnte diese Geschichte durchaus munden.
"Zombies für einen Tag" möchten viele Fans von Horrorfilmen sein. In Nina Horvaths Geschichte geht dieser Wunsch für einige Leute in Erfüllung. Und doch hat der scheinbar amüsante Ausflug ein Ende, mit dem die betroffenen Personen keineswegs gerechnet haben.
"Die Ausstellung" von Sabrina Eberl präsentiert nicht nur altägyptische Artefakte, sondern auch eine sehr interessante Formel für Langlebigkeit. Nur als kleine Anmerkung, es empfiehlt sich nicht, jeden Text als uralten Folianten einfach auszusprechen.
Chris(tine) Schlicht erzählt mit "Symbiose" einerseits von Menschen, Dämonen und Tätowierungen und liefert andererseits auch das Titelbild, das auch in ihrer Geschichte vorkommt. Hierbei handelt es sich um den Beweis, dass Symbiosen zu Metamorphosen führen und gleichzeitig auch optische Früchte tragen können.
In "Der Journalist" berichtet Sascha Erni von jemandem, der sich in eine Sekte einschleusen möchte, um einen Artikel über sie zu schreiben. Doch nicht nur Körper können sich verändern, sondern auch Meinungen. Ein interessanter Ansatzpunkt.
Diese und weitere acht Kurzgeschichten finden sich in "Metamorphosen". Alle zu behandeln würde jedoch den Rahmen dieser Betrachtung sprengen.

Hält man das im Torsten Low Verlag erschienene Werk "Metamorphosen" in Händen, glaubt man schon allein aufgrund seiner optischen Erscheinung einen guten Kauf getätigt zu haben. Selten hat ein dem "Cthulhu-Mythos" gewidmetes Werk seine Zugehörigkeit auf den ersten Blick und derart eindrucksvoll offenbart. Aber konnten die Herausgeber Sabrina Eberl, Nina Horvath und Manuel Bianchi auch dafür sorgen, dass der Inhalt dem Erscheinungsbild völlig gerecht wird? Diese Frage muss leider mit "Nein" beantwortet werden. "Metamorphosen" enthält zwar einige sehr gute Kurzgeschichten, die sich ohne Probleme dem "Cthulhu-Mythos" zuordnen lassen, mehrere eher durchschnittliche Erzählungen, aber leider auch Geschichten, die besser nicht ihren Weg in dieses Buch gefunden hätten.
Während die meisten der im Inhaltsteil dieser Rezension erwähnten Kurzgeschichten und auch die meisten der nicht behandelten Werke in die ersten beiden Kategorien einzuordnen sind, gibt es auch Erzählungen in diesem Band, über die man eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Liest man zum Beispiel ""3,5"" von Samuel White, bekommt man das Gefühl, vor einem Text zu sitzen, dessen Autor alle gut gemeinten Ratschläge (und auch einige nicht zu diskutierende Korrekturen) des Lektors einfach ignoriert hat. Die Wahl des falschen Artikels, fünfzeilige Sätze, umgangssprachliche Ausdrücke oder eine Unzahl an Adjektiven; man trifft hier auf diverse Kardinalsfehler. Um bei der Beurteilung einer Anthologie fair und objektiv zu bleiben, bleibt einem nichts anderes übrig, als einen Mittelwert über alle Erzählungen zu bilden. Und angesichts einiger Ausreißer kann "Metamorphosen", das aus einem Projekt der Geschichtenweber, einem lockeren Zusammenschluss von Autoren, hervorgegangen ist, leider nur als durchschnittliche Anthologie bezeichnet werden, die allerdings über eine herausragende Titelgestaltung verfügt. Liebhaber des "Cthulhu-Mythos" können allerdings bedenkenlos zugreifen. Denn für Fans ist der Kauf schon allein wegen der besseren Erzählungen und des Covers von Chris Schlicht zu empfehlen.

Das Cover der Anthologie "Metamorphosen" weckt große Erwartungen, die leider nicht vollständig erfüllt werden können. Das im Verlag Torsten Low erschienene Werk kann aufgrund einiger negativer Ausreißer leider nur als durchschnittlich gelungen bezeichnet werden. Wen man allerdings Geschichten über Cthulhu & Co besonders gerne liest, wird man auch mit diesem Werk seine Freude haben.

Details

Bewertung

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  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: