Fireman

von Joe Hill
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. Juli 2017

Fireman

Je mehr geschrieben wird und umso mehr neue Bücher erscheinen, umso öfter wird es passieren, dass sich bereits existierende Muster wiederholen. Darüber hinaus gibt es auch Autoren, die absichtlich Elemente aus bekannten Werken entlehnen um etwas Neues daraus zu schaffen. Einer dieser Autoren ist Joe Hill, der drei Jahre an seinem Roman „Fireman“ geschrieben hat, der nun hierzulande bei Heyne erschienen ist. Wir waren sehr gespannt.

Eine geheimnisvolle Erkrankung

Harper Grayson ist Lehrerin, als die Seuche losbricht. Eine seltsame Krankheit, die sich erst wie Tätowierungen auf den Körpern der Infizierten zeigt und letztendlich zu steigender Körpertemperatur bis zur Selbstentzündung führt. Als alles chaotisch wird, meldet sie sich freiwillig und unterstützt die längst überlasteten Pfleger und Ärzte im Krankenhaus. Dabei lernt sie auch einen seltsamen Feuerwehrmann kennen, der einen Jungen mit Blinddarmdurchbruch auf der Station einliefert. Das ist kurz, bevor alles den Bach hinuntergeht und auch das Krankenhaus abbrennt.

Überlebenskampf als Infizierte

Eines Tages stellt Harper fest, dass auch sie selbst infiziert ist und sich die seltsamen Zeichnungen auf ihrem Körper ausbreiten. Ihr Ehemann, dem sie gerade erst mitgeteilt hat, schwanger zu sein, gerät in Panik. Zuerst verlässt er das Haus, danach kehrt er – in der festen Überzeugung sie hätte ihn angesteckt – zurück, um einen gemeinsamen Selbstmord einzufordern. Dazu ist Harper nicht bereit, die versuchen möchte, das Kind zu bekommen. Als die Situation eskaliert, Strom und Warmwasser bereits ausgefallen sind und sie versucht, vor ihrem ganz offensichtlich wahnsinnig gewordenen Ehemann zu fliehen, wird sie gerettet. Von jenem Fireman, der ihr schon im Krankenhaus begegnet ist. Er bringt sie zu einer Gemeinschaft von Erkrankten, die es geschafft haben, Dragonscale – so wird die Seuche genannt – soweit unter Kontrolle haben, dass sie sich nicht entzünden. Doch der Fireman ist anders. Er selbst hat volle Kontrolle über das Feuer und kann es nach seinen Wünschen lenken. Leider gibt es unzählige „gesunde“ Menschen, welche alle „Burner“ tot sehen wollen und ständig auf der Suche nach ihnen sind. So kommt es bald zum Zusammenstoß zwischen Killerkommandos und der gar nicht so heilen religiösen Dorfgemeinschaft.

Über Entlehntes und Geklautes

Joe Hill stellt in seinem Vorwort klar fest, dass er sich einige Bestandteile des Werks geborgt hat. Den Titel des Romans von einer bekannten Kurzgeschichte von Ray Bradbury und zahlreihe Zitate aus „Mary Poppins“ und anderen Werken. Und er behauptet, dass er den Rest von seinem Vater geklaut hat – der ja niemand geringerer als Stephen King ist.Als Kenner dessen Romane weiß man nach der Lektüre von „Fireman“, dass diese Aussage des Autors irgendwo zwischen Wahrheit und Übertreibung angesiedelt ist. Das Szenario ist sehr ähnlich angelegt wie in „The Stand“. Auch einige der Charaktere sind sehr ähnlich. Die schwangere Protagonistin, der taubstumme Nick (kommt in beiden Werken mit identischem Namen vor) und nicht zuletzt ein Nebencharakter namens Harold, der niemals eine Frau abbekommen hat und ganz eigene Pläne verfolgt. Die Beschreibung der Endphase der Dragonscale-Erkrankung wurde wohl aus „Die Augen des Drachen“ übernommen, in der ein König mit Drachensand getötet wird und sich dann genau so selbst entzündet. Macht das „Fireman“ jetzt zu einem schlechten Buch? Absolut nicht. Das Werk hat zwar bei etwa 950 Seiten seine Längen, ist aber insgesamt dennoch sehr spannend. Trotz des Titels ist die eigentliche Protagonistin des Romans Harper Grayson. Die Charakterentwicklung des Fireman, dessen Hintergründe erst spät offenbart werden, verläuft dabei nicht ganz linear. Auch werden die Fähigkeiten, über die einige verschiedene Charaktere verfügen, nie wirklich nachvollziehbar – was aber auch nicht notwendig ist.Wer Joe Hill schon kennt, wird mit „Fireman“ sicherlich keinen Fehlkauf tun. Das Werk stellt einen Endzeitroman mit einigen phantastischen Elementen dar, der zwar ein wenig Überlänge hat, aber trotzdem bestens unterhält.

Mit „Fireman“ hat Joe Hill eine interessante Mischung aus eigenen Ideen, bekannten Konzepten und einigen Elementen aus den Romanen seines Vaters Stephen King geschaffen. Noch nie zuvor war so offensichtlich, dass die beiden Autoren verwandt sind. Kenner von Joe Hills Romanen können sich hier mit einem Werk auseinandersetzen, das zwar etwas lang geraten ist, aber dennoch sehr spannend und unterhaltsam. Wer genügend Zeit zum Lesen hat wird mit dem beinahe 1000 Seiten langen Wälzer sicher viel Freude haben.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    The Fireman
  • Verlag:
  • Erschienen:
    05/2017
  • Umfang:
    960 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783453318342
  • Preis (D):
    17,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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