Höllisches Intermezzo

von Bo Leander
Rezension von Stefan Cernohuby | 08. Januar 2018

Höllisches Intermezzo

Die Hölle, das sind nicht nur die anderen. Glaubt man der christlichen Mythologie, ist sie ein Ort, an dem die Seelen böser Menschen gefoltert werden – und betrieben wird der Laden von einem gefallenen Engel namens Luzifer, im Auftrag seines Ex-Chefs. Das ist das Grundgerüst, auf dem auch der Roman „Höllisches Intermezzo“ von Bo Leander aufbaut. Allerdings nimmt sich gegenüber den ursprünglichen Ideen einige Freiheiten heraus.

Denn Luzifer ist nicht der einzige gefallene Engel. Da gibt es unter anderem auch Azzael, der als dessen rechte Hand fungiert, aber dennoch beim Tagesgeschäft, wie der Beschaffung von Seelen, mithelfen muss. Da ist es natürlich etwas ungünstig, wenn er vollgepumpt mit Drogen und Alkohol einem Möchtegern-Casanova einen höllischen Vertrag andrehen will. Denn dabei trifft er nicht nur auf einen umherschleichenden Vampir, den er unschädlich macht, sondern auch auf eine unglaublich hinreißende, betörende, erotische Frau. So erotisch, dass sie sich umgehend einander hingeben. Alles scheint gut, bis sich herausstellt, dass Lilith nicht nur die Schwester des ehemaligen Vampirs ist, sondern ebenfalls dessen Spezies angehört. Denn da ist es sehr ungünstig, dass Luzifer Gott beim Treffen der G-2 verspricht, alle Vampire auszulöschen. Urplötzlich steht Azzael unter Zugzwang sein Geliebte und ihr ganzes Volk auszurotten. Da ist guter Rat teuer – und wenn alles nicht hilft, dann muss er das Äußerste wagen: Er muss die Band wieder zusammenbringen ...

Hölle und Himmel, Engel und Dämonen, Liebe und Hass – diese Gegensätze ergänzen sich im Rahmen einer Geschichte meist gut. Hier wird als überbrückendes Element Erotik verwendet, was ja auch nachvollziehbar ist, da man Sex getrost als „verbindendes Element“ bezeichnen kann. Die Geschichte ist verziert mit mehreren witzigen Situationen, zahlreichen Witzen und einigen pikanten Stellen. Das ist auch gut so, denn von der Handlung selbst wird man nicht wirklich mitgerissen. Es gibt hier eine Entscheidung, dann müssen alle springen, dann gibt es dort einen Streit und die Handlung dreht um 180 Grad. Vermutlich ist ein präsenterer Handlungsfaden im Fall der Ausrichtung des Romans nicht unbedingt notwendig. Denn Himmel und Hölle, Engel und Vampire, sehr persönliches Pfählen und Gags machen das Werk auch so leidlich unterhaltsam. Trotzdem lassen sie es nicht wirklich zu einem herausragenden Buch werden. Wer sich auf einen wilden Genremix, gepfeffert mit einigen erotischen Eskapaden, einlassen möchte, macht mit dem Kauf des Buchs sicher keinen Fehler. Wer Wert auf eine fein konstruierte Handlung mit subtilen Gewissenskonflikten, herausragend ausgearbeiteten Charakteren und zarte und romantische Liebesbande legt, sollte jedoch besser zu einem anderen Buch greifen.

„Höllisches Intermezzo“ von Bo Leander hält das, was es verspricht. Es erzählt eine seltsame und amüsante Geschichte von einem gefallenen Engel und seiner überraschenden Vampir-Geliebten. Zahlreiche rasche Wendungen, wechselnde Loyalitäten und einige Fettnäpfchen verleihen dem Buch positive Aspekte. Die mangelnde Überzeugungskraft der Charaktere und die eher seichte Handlung lassen das Werk, das bei Lysandra Books erschienen ist, leider nicht mehr als Mittelmaß erreichen.

Details

  • Autor*in:
  • Genre:
  • Erschienen:
    06/2017
  • Umfang:
    268 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783946376293
  • Preis (D):
    14,90 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik: