Die Satten

von Susanne Preusker
Rezension von Janett Cernohuby | 04. Mai 2014

Die Satten

Wer kennt das nicht. Es kommt die Frage, was man heute zu Mittag oder zu Abend essen möchte - und man weiß keine Antwort darauf. Nichts von dem, was unser reichhaltiges Angebot an kulinarischen und exotischen Speisen umfasst, interessiert uns. Wir wollen etwas Anderes, Neues. Man ist übersättigt vom Gewohnten, Alltäglichem. Auf dieses Sattsein trifft man nicht nur in Fragen um die Wahl der Speise, sondern auch in manch anderem Lebensbereich. Susanne Preuskers neuer Kriminalroman "Die Satten" behandelt ein ähnliches Thema. Sie erzählt von gesättigten Reichen, die nach etwas Neuem suchen...

Sie haben wirklich alles: Geld, eine große Eigentumswohnung, die natürlich mit exquisiten Designermöbeln eingerichtet ist, und zwei Autos. Er hat einen gut bezahlten Job, sie genießt den Luxus, nicht arbeiten zu müssen, sondern ihre Zeit im eigenen Atelier verbringen zu können. Gezeichnet hat sie freilich noch nichts, oder zumindest schon lange nicht mehr. Urlaub macht man natürlich im Sommer nur in exotischen und an luxuriösen Orten, im Winter geht´s zum Skifahren in die Schweizer Alpen. Man ist Mitglied in den besten Fitness-Studios. Die Ersparnisse, die natürlich nicht gering sind, will man gewinnbringend aber sicher anlegen. Und natürlich auch so, dass nichts an Staat oder gar Griechenland verschenkt wird. Eigentlich hat man alles und doch fehlt etwas. Abwechslung. Unterhaltung. Neues. Es fehlt der Kick, der das Leben so lebenswert macht. Doch wozu hat man Geld, mit dem man sich eben jenen Kick kaufen kann. Nicht in Drogen, versteht sich. Das wäre zu banal, zu unwürdig, zu stillos. Den Kick sucht man sich im Spiel mit Menschen, Machtspielen und dem Zufügen von Gewalt.
Doch irgendwann ist das Geld ausgegeben, irgendwann ändern sich die Spielregeln, irgendwann fällt jeder von seinem hohen Ross...

Wovon Susanne Preusker in ihrem neuen Roman "Die Satten" erzählt, verschlägt dem Leser wieder einmal die Sprache. Gleichzeitig fesselt die Handlung mit den Darstellungen von der Gier nach Macht, der Bereitwilligkeit zur Unterwerfung und dem trügerische Schein, der nach Außen getragen wird.
Stakkato-gleich erzählt Susanne Preusker von einem Ehepaar, deren Namen nie genannt wird. Beide werden nur mit Personalpronomen angesprochen oder der einen, immer gleichbleibenden Eigenschaft betitelt. Zwei Handlungscharaktere, deren Vergangenheit unbedeutend ist, deren Gegenwart von Geld bestimmt wird und deren Zukunft nicht interessiert. Hin und wieder kommt noch eine dritte Person hinzu, die Freundin der Blonden, über die man jedoch noch weniger erfährt. Eine Nähe oder einen Bezug zu den Personen kann man nicht aufbauen. Dafür lässt die Autorin den Leser nicht nah genug an die Handlungsfiguren herankommen. Stets hat man das Gefühl, alles durch eine Art Schleier zu beobachten, was sicherlich nicht zuletzt an den kurzen, abgehakten Absätzen liegt und einem weiteren, sehr geschickt eingesetzten Stilmittel. Denn Susanne Preusker verzichtet gänzlich auf die Kennzeichnung der wörtlichen Rede durch Anführungszeichen. Nun mag man zurecht Bedenken äußern, dass Werk würde damit zu einer anstrengenden Lesekost. Doch wir können beruhigen, dies ist nicht der Fall. Im Gegenteil. Mit dem Voranschreiten der Handlung ist es genau dieser Erzählstil, der dem Buch seinen Reiz verleiht, die Geschichte so fesselnd werden lässt. Auch lässt die Autorin ihre Leser über lange Zeit im Unklaren, was es mit den in kursiver Schrift eingefügten Gewaltpassagen auf sich hat. Anfangs meint man, dass sie der Ehefrau zugefügt werden. Doch irgendwann zweifelt man daran, passen die Darstellungen des Ehelebens nicht mit denen der angetanen Gewalt zusammen. Doch was nun wirklich dahinter steckt, das erfährt man erst auf den letzten Seiten.

Mit "Die Satten" brachte Susanne Preusker einmal mehr einen Thriller auf den Büchermarkt, der weit davon entfernt ist, sich in der Reihe der alltäglichen Romane einzureihen. In gewohnter Art kreiert die Autorin eine düstere und beklemmende Atmosphäre und erschafft wieder einmal ein Werk, welches auch nach der Lektüre noch auf den Leser wirkt. Es ist eine Geschichte von Übersättigung, Langeweile und dem Scheitern von Existenzen, denen das Leben keine Ziele mehr bieten kann, die es zu erreichen gilt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2014
  • Umfang:
    272 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783943160161
  • Preis (D):
    12,8 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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