Die Klimaschmutzlobby


Wie Politiker und Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen
von Susanne Götze, Annika Joeres
Rezension von Katharina Ruech | 01. Juli 2020

Die Klimaschmutzlobby

Der Klimawandel und seine verheerenden Folgen für Mensch und Natur sind in aller Munde. Warum werden trotzdem seit Jahrzehnten kaum nennenswerte Fortschritte in Sachen Klimaschutz gemacht? Dieses Buch deckt auf, wie Klimaschutz-Gegner aus Politik und Wirtschaft den dringend notwendigen Systemwechsel international verhindern. Es gibt der gefährlichen Klimaschmutzlobby Namen und Gesichter. Spannend wie ein Krimi, jedoch leider real.

Die Akteure der Klimaschmutzlobby

Die beiden Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres haben sich auf die Suche nach den sogenannten Klimaschmutzlobbys gemacht. Jenen Verbänden, Thinktanks, Unternehmen und Meinungsbildnern in Politik und Wirtschaft, die seit langer Zeit wirksamen Klimaschutz verhindern. Dabei haben sie drei Gruppierungen ausfindig gemacht: Die Klimawandel-Leugner, die Rechtspopulisten und die Klimaschutz-Bremser. Die ersten beiden sind vermutlich selbsterklärend, zur dritten Gruppe zählen vor allem Profiteure der fossilen Wirtschaft. Durch ihre enormen Geldmittel üben sie den größten politischen Einfluss aus. In akribischer Kleinarbeit haben die beiden Autorinnen die Geldströme an neoliberale Thinktanks in Europa und den USA zurückverfolgt. Auch die Agrarlobby gehört zu den größten Klimaschutz-Bremsern, deren Einfluss in einem eigenen Kapitel beleuchtet wird.

Die Klimaschmutzlobby in Aktion

Längst haben sich die Klimaschutz-Gegner zu einem internationalen Netzwerk zusammengeschlossen, das von den USA über Brasilien bis Europa reicht. Im zweiten Teil des Buches wird anhand von vielen konkreten Beispielen gezeigt, wie die Klimaschmutzlobbys in den verschiedenen Ländern arbeiten. Angefangen in Brüssel, dem Epizentrum der Lobbyarbeit auf EU-Ebene, wird in weiterer Folge auf klimapolitische Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Ost-Europa eingegangen. 

Spannend wie ein Krimi

Eines ist nach der Lektüre klar, das Netzwerk der Klimaschutz-Gegner ist mächtig und weit verzweigt. Es werden gezielt Zweifel in den Medien gestreut, Wissenschaftler diskreditiert, Politiker beeinflusst und vieles mehr.
Bei den zahlreichen involvierten Personen, Verbänden, Thinktanks und dergleichen ist es gar nicht so einfach den Überblick zu behalten. Am Ende des Buches findet man zwar ein Abkürzungsverzeichnis, hilfreich wäre jedoch auch eine Art Mind Map zur Visualisierung der internationalen Verbindungen gewesen. Denn die Fäden scheinen immer wieder bei einigen einflussreichen Unternehmern zusammenzulaufen, die ihren Reichtum der bestehenden liberalistischen bzw. fossilen Wirtschaftsordnung verdanken und sich daher mit allen Mitteln gegen klimapolitische Einschränkungen oder gar einen Systemwandel wehren. 

Angesichts der enormen Geldmittel und einflussreichen Kontakte der Klimaschmutzlobby macht sich während des Lesens ein leichtes Gefühl der Ohnmacht breit. Es ist zweifellos wichtig, die Akteure zu enttarnen, aber wie kann man ihnen erfolgreich entgegentreten? Im letzten Kapitel werden als positiver Ausklang „Fünf Maßnahmen der Klimaschutzlobby, an denen wir uns orientieren sollten“ angeführt. Sie machen deutlich, dass es dringend gesetzliche Regelungen braucht, die über die derzeitigen halbherzigen Selbstverpflichtungen hinausgehen, um den Wandel noch rechtzeitig zu schaffen. Einfach wird das angesichts des Gegenwinds der mächtigen Klimaschmutzlobby sicher nicht – aber mit jedem Tag notwendiger.

„Die Klimaschmutzlobbiy“ von Susanne Götze und Annika Joeres ist ein sehr gut recherchiertes Buch, das die Hintergründe der aktuellen Klimapolitik beleuchtet. Aufgrund der Komplexität des Themas und den zahlreichen internationalen Verstrickungen stellt es nicht unbedingt leichte Lektüre dar, ist aber erschreckend informativ und auf jeden Fall lesenswert.

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