Peter-Hogart-Reihe

Die Engelsmühle

von Andreas Gruber
Rezension von Stefan Cernohuby | 30. März 2021

Die Engelsmühle

Wenn man Brot backen will, muss man Getreide zu Mehl mahlen. Was in einer Kaffeemühle gemahlen wird, ist auch relativ klar. Doch Autor Andreas Gruber macht es spannend. Was wird in einer Engelsmühle gemahlen? Diese und viele weitere Fragen, die sich hauptsächlich um kriminalistische Ermittlungen drehen, werden im gleichnamigen Roman beantworten, welcher der zweite Band der Reihe rund um den Wiener Versicherungsdetektiv Peter Hogart ist.

Manchmal kann sich ein Detektiv seine Fälle nicht aussuchen, insbesondere, wenn sie von der Familie kommen, beziehungsweise Familienmitglieder selbst zum Fall werden. Eigentlich soll Peter Hogart einen Fall von mutmaßlicher Brandstiftung in der (damaligen) Wiener Gebietskrankenkasse untersuchen, doch sein Bruder Kurt fängt ihn ab. Ein befreundeter Arzt hat ihm eine kryptische Nachricht über ein Videoband geschickt und auf die Rückanrufe nicht reagiert. Kein Wunder, denn als die beiden beim Haus des Mannes ankommen, wurde dieser brutal verstümmelt und ermordet aufgefunden – und Kurt ist wegen seiner vielen Anrufe gleich einer der Hauptverdächtigen. Während Peter Hogart also offiziell weiter seinem mutmaßlichen Versicherungsbetrug nachgeht, stiehlt er Beweismittel vom Tatort und verstrickt sich danach in eine verworrene Mordserie, die etwas mit Ärzten, Physiotherapie und der Künstlerszene zu tun hat. Obwohl die Ereignisse zum Teil länger zurückliegen, wird die Situation immer komplizierter, betrifft ein Zwillings-Künstlerpärchen und großen Druck. Denn nicht nur, dass Peter Hogart seinen Bruder entlasten muss, er kämpft auch anderweitig gegen die Zeit.

Langsam bildet sich bei den Fällen von Peter Hogart ein Muster. Obwohl er stets für einen Teil des Geschehens mit Nachforschungen beauftragt wurde, verstrickt er sich immer wieder im verborgenen Unterbau der Kriminalfälle, den man getrost als den größeren Teil des Eisbergs bezeichnen kann, der bekanntlich unter der Oberfläche liegt. In diesem Fall ist jedoch durchaus nachvollziehbar, warum er die zusätzlichen Meter geht, handelt es sich doch um eine Familienangelegenheit. Denn wenn der eigene Bruder unter Mordverdacht steht, macht man sich keine Gedanken um die Spesenabrechnung. Während die Idee hinter dem Vorgängerroman „Die schwarze Dame“ jedoch genial war, inklusive der Auflösung, spielt „Die Engelsmühle“ diesbezüglich eher im Mittelfeld. Zwar ist das Werk sehr spannend, kann mit überraschenden Wendungen aufwarten und bringt mit seiner Nichte Tatjana auch einen witzigen Nebencharakter mit ins Spiel, kann jedoch mit dem Vorgänger nicht ganz mithalten. Dank der permanenten Spannung, die sich erst am Schluss in einem elektrisierenden Finale entlädt, ist das Werk jedoch trotzdem überdurchschnittlich gelungen. Kenner von Andreas Gruber werden seine Handschrift deutlich erkennen, auch wenn das Werk ursprünglich schon 2008 erschienen ist.

„Die Engelsmühle“ ist der zweite Band der Peter-Hogart-Reihe von Andreas Gruber. Der Versicherungsdetektiv verstrickt sich auch in diesem Roman wieder in eine Mordserie, die äußerst verworren ist. Da trotz des hohen Spannungsanteils und der Komplexität des Hintergrunds ein wenig der geniale Funke des Vorgängers fehlt, ist das Werk etwas schwächer einzustufen als selbiges. Trotzdem hält man einen Thriller in Händen, dem seine Überarbeitung sicherlich gutgetan hat und unterhaltsame Lesestunden verspricht. Man darf gespannt sein, wie sich der dritte Roman präsentiert, der ja beinahe zwölf Jahre nach dem hier vorliegenden entstanden ist.

Details

Bewertung

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  • Humor:
  • Gewalt:

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