Die Krone der Sterne

Die Krone der Sterne

von Kai Meyer
Rezension von Stefan Cernohuby | 26. Februar 2017

Die Krone der Sterne

Im Hinblick auf intergalaktische Märchen liegt die Latte relativ hoch. Auch wenn es bei Literatur um ein anderes Medium handelt, werden immer gerne Vergleiche mit bekannten Filmreihen gezogen. Generell gibt es in der Science-Fiction wenig, das es noch nicht gegeben hat. Aber das muss kein Nachteil sein. Kai Meyer hat nun mit „Die Krone der Sterne“ den Versuch unternommen, auch der phantastischen Science-Fiction seinen Stempel aufzudrücken, wie er das mit den meisten Subgenres der Phantastik bereits getan hat.

Iniza ist als Braut der Gottkaiserin ausgewählt worden, die mit ihrem Hexenorden ein gewaltiges Reich beherrscht. Doch Iniza, die schon einem Mann versprochen war, jedoch einen anderen liebt, hat kein Interesse daran, blinden Gehorsam zu zeigen. Mit ihrem Geliebten, dem Gardisten Glanis, hat sie die Flucht geplant. Entführt wird sie jedoch von einem ganz anderen Mann – Kranit, dem letzten Waffenmeister von Amun. Dieser wurde von jenem Mann angeheuert, dem sie eigentlich zur Frau versprochen war.
Shara Bitterstern ist eine Alleshändlerin, die ein uraltes Hegemonieschiff ihr Eigen nennt. Zumindest theoretisch, denn sie muss nach einer Verurteilung zuerst eine Schuld abarbeiten, um den Sprengstoffring um ihren Hals loszuwerden und ihr Schiff zurück zu erhalten. Als sie jedoch erfährt, dass man sich über die Gesetze hinweggesetzt hat, und die Nachtwärts einfach verkauft hat, ignoriert sie ihren drohenden Tod und entert das Schiff. Dabei trifft sie jedoch auf Iniza und Kranit. Gemeinsam mit Glanis finden sie schnell heraus, dass es hier um weit Größeres als nur eine Hochzeit mit der Gottkaiserin geht. Denn Iniza wird auch von ihrem Onkel gejagt, der annimmt, dass sie die Koordinaten für die geheime Basis der Weltraumpiraten besitzt – und zusätzlich ist er ein Jünger der STILLE, einer Religion, die auf der Suche nach einem längst vergessenen Pilgerpfad quer durch das Universum ist. Und dann gibt es noch die Muse, eine Androidin – Angehöriger eines Volks von Maschinenintelligenzen, von dem jeder dachte, es wäre vor Jahrtausenden ausgelöscht worden. Iniza und ihre Begleiter befinden sich plötzlich im Mittelpunkt des Interesses…

Sobald Raumschiffe ins All aufbrechen, mit Lasern oder Plasmageschützen feuern und durch Sprungtore reisen, hat man die Grenze von Science-Fiction zum Weltraummärchen überschritten. Kai Meyer zögert bei „Die Krone der Sterne“ keine Sekunde damit und er tut gut daran. Denn der Roman hat alles, was ein Märchen braucht – und mehr. Ein bekannter deutscher Science-Fiction-Autor hat immer gesagt, man soll bei Science-Fiction alles andere sein, nur nicht innovativ. Denn die Leute wollen das lesen, was sie schon kennen. Und das bekommen sie von Kai Meyer. Ein sichelmondförmiges Raumschiff mit Plasmakanonen, mit einem Gesicht darauf, wie es in den Phantasien eines H. R. Giger möglicherweise existiert hat. Maschinenintelligenzen, die einst gegen die Menschheit aufbegehrten – darunter ein großer Roboter, der hauptsächlich aus Klingen zu bestehen scheint. Intergalaktische Sprungtore, Kathedralen im Weltall und eine Gottkaiserin, die unsterblich aber wie tot auf ihrem Thron sitzt. Es gibt den Kriegsmeister einer ausgelöschten Rasse, Schmuggler mit zweifelhafter Loyalität, eine Liebesgeschichte, die Religion der STILLE und nicht zuletzt eine diskrete Einbindung der Zahl 42. Nichts von alledem ist komplett neu oder bahnbrechend, aber die Mischung ist hervorragend gelungen. Zusätzlich ist das Werk mit sehenswerten Illustrationen ergänzt worden. Spannend, amüsant, unterhaltsam und trotzdem ernstzunehmend ist „Die Krone der Sterne“ ein heißer Favorit für die Science-Fiction-Preise im nächsten Jahr. Kein Wunder, dass sich Verlag und Autor schnell darauf geeinigt haben, dass es (zumindest) zwei weitere Bände geben wird.

„Die Krone der Sterne“ von Kai Meyer mag vielleicht in erster Instanz als Einzelroman geplant gewesen sein. Doch sowohl der Verlag als auch die Leser haben das Potenzial und die Anziehungskraft des Stoffs erkannt. Somit dürfen sich alle Beteiligten, inklusive uns, auf zwei weitere Bände freuen. Der Autor beweist, man muss nicht zwangsläufig Neues erfinden, um zu überzeugen. Denn die fesselnde Handlung und die überzeugenden Charaktere zeigen einmal mehr, warum Kai Meyer zu den absoluten Größen der deutschsprachigen Phantastik zählt.

Details

Bewertung

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