Geistkrieger

Geistkrieger: Feuertaufe

von Sonja Rüther
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Juni 2018

Geistkrieger: Feuertaufe

Es gibt viele Geschichten, die von alternativen Realitäten berichten. Die meisten davon drehen sich um einen anderen Ausgang des zweiten Weltkriegs. Sonja Rüthers neuer Roman „Geistkrieger: Feuertaufe“ hat allerdings eine ganz andere Prämisse: Was wäre, wenn Amerika niemals kolonialisiert worden wäre? Dadurch bietet sich die Möglichkeit der Entfaltung eines völlig neuen Universums.

Finnley Whittle ist nicht nur weit weg von seiner Heimat, sondern befindet sich in einer völlig anderen Kultur. Powtanka, das Nicht-Amerika der Ureinwohner hat völlig andere Regeln und Riten, als der gebürtige Schotte gewohnt ist. Und doch will er sich anpassen und dort leben. Er muss es sogar, dann schließlich hat er eine einheimische Verlobte, die er über alles liebt. Leider ist die Situation sehr kompliziert. Er selbst ist wie eine Maschine tätowiert, was mehr als ungewöhnlich ist, und sein Schwiegervater in Spe ist ein wichtiger Mann in der Polizei und wird von allen nur „der Wolf“ genannt. Als er sich als ehemaliger Personenschützer bei der Polizei bewirbt, erwartet er, sofort abgewiesen zu werden. Doch tatsächlich versetzt man ihn umgehend zu einer Spezialeinheit, den sogenannten „Geistkriegern“. Einer Truppe, die sich um spirituellen Missbrauch kümmert. Und das, wo Finnley, von seinen Kollegen Tunkan genannt, überhaupt nichts für Spiritualität übrighat. Doch als sich alle zusammen urplötzlich in einer Mordserie mit scheinbar unsichtbaren Tätern wiederfinden, muss er über sich hinauswachsen und sie alle müssen unterschiedliche Talente entwickeln, um den Täter aufzuspüren...

Allein schon das Grundszenario, das Sonja Rüther in ihrem Roman aufgriff, ist das Lesen des Werks wert. Das von Konrad Hollenstein vorgeschlagene Konzept wurde hervorragend umgesetzt. Ein wenig kann man das vielleicht auf die Vorkenntnisse der Autorin in der Rollenspiel- und Romanwelt von Shadowrun zurückführen, in der die amerikanischen Ureinwohner auch ein gewichtiges Wort mitreden. Aber keinesfalls keine derartig weltbestimmende Rolle wie in „Feuertaufe“, dem ersten Roman der Reihe „Geistkrieger“. Man bewundert den Protagonisten, wie er stoisch rassistischen Vorurteilen die Stirn bietet, bereit ist, alle Demütigungen zu ertragen, um in den Augen seiner zukünftigen Frau und deren Familie als würdig betrachtet zu werden. Auch die Nebencharaktere entwickeln sich interessant. Darunter die junge Schamanin Chenoa und Teammitglied Tate, der plötzlich über Kräfte verfügt, die er gar nicht haben will. Das Werk bleibt von Anfang bis Ende spannend, es gibt zahlreiche Actioneinlagen und man sieht, dass die Geschichte am Ende des Romans längst nicht für alle zu Ende erzählt ist. Man darf als Leser also gespannt sein, denn hier wird es ziemlich sicher eine Fortsetzung geben. Eine, der wir uns gerne widmen würden.

„Geistkrieger: Feuertaufe“ bildet nicht nur den Startschuss zu einer neuen mysteriösen, spirituellen Action-Reihe in einem alternativen Nordamerika. Es ist auch ein sehr spannender und fesselnder Roman von Sonja Rüther, der nach einem Konzept von Konrad Hollenstein entstanden ist. Hier wurde das Pferd gewissermaßen von der anderen Seite aufgezäumt, was dem Leser aber dennoch einen Spiegel vorhält. Nicht nur Fans von Shadowrun und Alternativwelten werden ihren Spaß haben, auch Thriller- und Mysteryfans können der Handlung sicher einiges abgewinnen. Wir sind bereits gespannt auf die Fortsetzung.

Details

Bewertung

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