Die Königsmörder-Chronik

Die Furcht des Weisen, Teil 1

von Patrick Rothfuss
Rezension von Stefan Cernohuby | 15. Dezember 2011

Die Furcht des Weisen, Teil 1

Es gibt Autoren, die spannen einen Leser ziemlich auf die Folter. Zuerst liefern sie einen genialen, spannenden und fesselnden Erstlingsroman ab, welcher der Beginn einer Trilogie sein soll. Doch dann lassen sie einen vier Jahre lang auf den zweiten Band warten. Nun endlich ist eine Fortsetzung von Patrick Rothfuss´ Bestseller "Der Name des Windes" erschienen, allerdings wieder mit einer kleinen Einschränkung. Denn Band zwei der Trilogie ist etwas zu lang geworden, weswegen er in zwei Bücher aufgeteilt wurde. Band 1 von "Die Furcht des Weisen" liegt uns nun endlich vor.

Kann man seine Vergangenheit völlig hinter sich lassen? Wenn es nach Kvothe geht, der irgendwo im Nirgendwo einen Gasthof eröffnet hat und sich nun Kote nennt - ein überaus phantasievoller Deckname - ist das sehr wohl möglich. Doch nicht jeder will, dass die Vergangenheit zurückgelassen wird. So hat sein lediglich harmlos scheinende Assistent Bast genau das Gegenteil im Sinn. Er möchte mit Hilfe eines berühmten Chronisten, der die Geschichte des berüchtigten Königmörders aufarbeitet, Kvothe aufrütteln, damit dieser sich wieder wichtigeren Dingen zuwendet, als Gläser zu polieren.
In diesen Episoden erfährt man als Leser nun, was sich in der weitere Jugend und der Studienzeit des Protagonisten abgespielt hat. Denn der junge Kvothe hat ein unglaubliches Talent sich Feinde zu machen. Neben dem jungen Adeligenspross Ambrose hat er auch alle potenziellen Mäzene seiner parallelen Musikerkarriere das Weite suchen lassen. Richtige Freunde hat er nur drei, dazu ein verschüchtertes Mädchen, das in der Unterwelt nahe der Universität lebt und einen Professor, bei dem er nicht wirklich weiß, was er von ihm halten soll. Weitere Personen, mit denen er öfter verkehrt, sind eine zwielichtige Geldverleiherin und der Wirt seiner Schenke. Kein Wunder, dass einige Kleinigkeiten genügen, um sein Leben zum Einsturz zu bringen, das von Krediten, Erzeugnissen in der Werkstatt und der Höhe seiner Studiengebühren abhängig ist. Als er dann noch der Dämonenbesessenheit bezichtigt wird und sich vor einem Gericht verantworten muss, ist ein wenig Luftveränderung geradezu willkommen. Doch auch in Severen, wo er den mächtigen Maer dienen soll, begibt sich Kvothe in einen Mahlstrom aus Intrigen und Kämpfen. Und nachdem er selbigen zweimal gerettet hat, dankt es ihm dieser damit, ihn mit einigen Veteranen, Jägern und Söldnern in ein nahezu unerforschtes Landstück zu schicken, um Banditen zu jagen. Eine Aufgabe, die Kvothe beinahe das Leben kostet...

Es gibt einige Möglichkeiten, wie sich der Nachfolgeroman eines Bestsellers präsentieren kann. Ähnlich gestrickt, krampfhaft anders oder gar maßlos übertrieben. Zumindest letzteres kann man dem Autor bei der Länge des Werks ankreiden. Und doch wird man Patrick Rothfuss kaum böse dafür sein, wenn man sich in das Buch eingelesen hat. Wie selbstverständlich taucht man in die Welt des jungen Magiestudenten ein und kommt kaum mehr zum Atemholen. Zudem wird man den Gedanken nicht los, dass es dem einen oder anderen Studenten der arkanen Künste in anderen Romanen nicht schlecht getan hätte, so zu leben wie Kvothe, der "Blutlose". Halb am Verhungern, von Mitstudenten gehasst und ohne, dass er von der Universitätsleitung selbst und geheimen Verbündeten unterstützt wird...
Obwohl der erste Band von "Die Furcht des Weisen" natürlich übersetzt ist, merkt man das dem Text keineswegs an. An dieser Stelle soll ein Kompliment an Jochen Schwarzer und Wolfram Ströle ausgesprochen werden, die ihren Job wirklich hervorragend gemacht haben. Darüber hinaus kann man eigentlich nur festhalten, dass das Ende des Werks einen ziemlich bösartigen Cliffhanger besitzt. Am liebsten würde man gleich zum zweiten Teil greifen und weiterlesen. Leider geht das nicht, da dieser erst im Januar 2012 erscheint. Auf jeden Fall ist "De Furcht des Weisen" ein Roman, den man jedem Fantasyliebhaber nur ans Herz legen kann.

Die Reihe "Die Königsmörder-Chronik" geht mit dem ersten Teil von "Die Furcht des Weisen" zumindest teilweise in die zweite Runde. Doch das was man in Patrick Rothfuss´ zweitem Werk lesen kann, entschädigt dennoch für die Enttäuschung darüber, keinen ganzen Roman in Händen zu halten. Das Werk ist derartig mitreißend und spannend, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann. Jeder, der Fantasy mag, sollte unbedingt zugreifen. Es lohnt sich.

Details

Bewertung

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