Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

von Bastian Sick
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Januar 2009

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

Wem der Begriff Zwiebelfisch nichts sagt dem ist der Name Bastian Sick spätestens seit seiner dreiteiligen Buchreihe "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" durchaus bekannt. Diesen Werke sind eine Sammlung jener Zwiebelfisch-Kolumnen, die der Journalist und Lektor seit 2003 für das Magazin Spiegel schreibt. In ihnen behandelt Sick auf unterhaltsame und manchmal sarkastische Weise Stolpersteine der Deutschen Sprache und unschöne, aber mittlerweile alltäglich gewordene Ausdrucksweisen. Bereits nach dem Erfolg seines ersten Bandes, erschien im Kosmos Verlag auch das gleichnamige Spiel. Nun gibt es auch hiervon einen zweiten Teil, "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Das große Spiel", in dem noch mehr Spielspaß aus dem Irrgarten der Deutschen Sprache versprochen wird.

Spielbrett unterstützt diesen Untertitel, ist doch auf jenem ein Labyrinth aufgedruckt. Anders als sonst üblich, muss der Spieler aber nicht zur Mitte dieses Irrgartens finden, sondern stattdessen aus diesem heraus. So bewegen sich die Spieler auf verschlungenen Wegen und hoffen, so selten wie möglich über eine der sprachlichen Fallen zu stolpern. Und derer hat der Autor sehr viele aufgestellt.

Das Spiel benötigt keine großen Vorbereitungen. Zuerst werden die Frage- und Risikofragekarten gemischt. Von diesen werden nun 17 Frage- und drei Risikokarten abgezählt und am Seitenrand des Spielplans platziert. Die übrigen Karten werden für diese Partie nicht benötigt und wandern in die Schachtel zurück. Auch die Lingotaurus-Karten werden gemischt und neben das Spielfeld gelegt. Auf drei gekennzeichneten Stellen des Labyrinths werden die dazugehörigen Lingotaurus-Plättchen abgelegt. Jeder Spieler wählt einen Spielstein seiner Lieblingsfarbe und setzt diesen in die Mitte des Labyrinths auf das Startfeld. Zusätzlich nimmt er die dazugehörigen drei Tippkärtchen und fünf Einsatzchips. Die Tippkärtchen legt man verdeckt vor sich ab, während die Einsatzchips mit der Ziffer nach oben auf die entsprechende Stelle am Rand des Spielplans gelegt werden.
Nun kann es auch schon losgehen. Jeweils ein Spieler schlüpft in die Rolle des Vorlesers und liest die Fragen und die drei möglichen Antworten vor. Nun wählen alle Spieler, außer dem Vorleser, das Tippkärtchen mit dem Buchstaben der möglichen Antwort und legen dieses verdeckt vor sich ab. Anschließend nehmen sie eines der Einsatzchips mit der Zahl von eins bis fünf. Diese geben an, wie viel der Spieler bei einer richtigen Antwort vorwärts oder bei einer falschen Antwort rückwärts gehen möchte. Nun deckt ein jeder sein Tippkärtchen auf und setzt seine Figur entsprechend der gewählten Feldanzahl und Antwort. Unter den Fragekarten haben sich jedoch auch Risikofragen versteckt. Wird eine solche vom Vorleser gezogen, ändert sich der Spielverlauf ein wenig. Bevor die Frage mit den möglichen Antworten vorgelesen wird, müssen die Spieler sich bereits festlegen, wie viele Felder sie mit ihren Stein vor- oder zurücklegen möchte.
An drei Stellen des Labyrinths werden sogenannte Lingotaurus-Plättchen gelegt. Bei dem Lingotaurus handelt es sich um einen schnaubenden Sprachstier, der für die Spieler unvollständige Zitate bereithält, die diese vollenden müssen. Der Spieler, der mit seiner Figur auf den Lingotaurus kommt, bekommt vom Vorleser eine entsprechende Karte mit den möglichen Antworten vorgelesen. Nun wählen wieder alle Spieler ein Tippkärtchen und legen es verdeckt vor sich ab. Die Einsatzchips werden für diese Runde jedoch nicht benötigt. Nun muss der Spieler, der auf dem Lingotaurus-Feld steht, die Frage beantworten. Gibt er eine richtige Antwort, darf er drei Felder vorwärts ziehen. Die anderen Spieler dürfen ihren Stein nicht bewegen. Gibt er allerdings eine falsche Antwort, decken der Reihe jeweils der Spieler, der von ihm am weitesten entfernt stehen, ihre Tippkärtchen auf. Wer zuerst eine richtige Antwort hat, darf mit seiner Figur weiterziehen. Das Lingotaurus-Plättchen wird nun vom Spielplan genommen.
Das Spiel endet, sobald alle 20 Fragekarten aufgebraucht sind. Gewonnen hat derjenige, der dem Ausgang am nächsten gekommen ist. Sollte jedoch ein Spieler mit seiner Figur den Ausgang erreichen, bevor alle Karten aufgebraucht sind, hat dieser gewonnen und das Spiel endet vorzeitig.

"Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Das große Spiel" ist ein äußerst unterhaltsames und lustiges Frage-und-Antwort-Spiel rund um die Deutsche Sprache. Dabei behandeln die Fragen sehr unterschiedliche Themen. So werden die Spieler nach der Bedeutung oder dem Ursprung von Wörtern und Begriffen gefragt, müssen Fälle, Zeitformen und andere grammatikalische Formen erkennen oder auch Zitate und Aussprüche berühmter Schriftsteller, Dichter, Autoren sowie Philosophen vollenden. Somit wird also eine breite Palette Fragen rund um das Thema Sprache abgedeckt, die es teilweise ganz schön in sich haben können.
Dafür sind die Spielregeln sehr einfach und schnell erklärt. Man bewegt sich auf einem vorgelegten Weg mit seiner Figur stets um eine bestimmte Feldanzahl. Wer zuerst draußen ist, oder am nächsten am Ausgang, hat gewonnen. Um etwas Raffinesse ins Spiel zu bringen, wird nicht gewürfelt, sonder mit Einsatzchips gearbeitet. Ebenso gibt es unter den Fragekarten spezielle Risikokarten, bei denen sich der Spielverlauf etwas ändert, sowie die Lingotauruskarten. Durch diese einfachen Regeln ist die Aufmerksamkeit des Spielers aber genau auf das gelenkt, worum es in diesem Brettspiel geht; nämlich auf die Deutsche Sprache.
Trotz des einfach klingenden Ablaufs, sollte man dennoch etwas Zeit für eine Partie einplanen. Je nach Spieleranzahl kann diese nämlich zwischen 40 und 60 Minuten variieren. Aufgrund der teilweise doch sehr anspruchsvollen Fragen ist dieses Brettspiel allerdings erst für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet.
Doch leider weist das Spiel zwei Schwachstellen auf. So gibt es in der Beschreibung einen Hinweis, dass Österreicher und Schweizer bei Fragen, die sich auf die Eigenheiten jener beiden Sprachen beziehen, diese beiseite legen und eine neue ziehen sollen. Diese Regel scheint etwas unausgewogen und unfair, besonders dann, wenn an einer Spielrunde neben beispielsweise Österreichern auch Deutsche teilnehmen, die sich mit den österreichischen Begriffen ebenfalls sehr gut auskennen. Gleichzeitig können Deutsche bei Fragen zu regionalen Ausdrücken und Redearten, wie etwa dem Broiler, diese beantworten und müssen keine neue Karte ziehen. Hier sollten die Spieler untereinander klären, ob sie diese Regel nicht eventuell ausklammern wollen.
Der zweite und weitaus schwerwiegendere Fehler ist ein Logikfehler bei der Erklärung der Sonderregelung für zwei Spieler bei Lingotaurus-Fragen. Beantwortet hier der erste Spieler die Frage nicht richtig, darf nun der zweite Spieler einen möglichen Tipp abgeben und bei der richtigen Antwort entsprechende Felder vorziehen. Wie soll dies aber gehen, wenn doch der zweite Spieler die Fragekarte mit der richtigen Lösung zum Vorlesen vor sich liegen hat?

Doch trotz dieser zwei Schwachpunkte bleibt "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Das große Spiel" ein unterhaltsames und spannendes Spiel rund um die Deutsche Sprache. Um dieses erfolgreich zu meistern, wird von den Spielern sehr viel Wissen gefordert. Gleichzeitig kann man als etwas Unwissender jedoch auch sehr vieles dazulernen und bei späteren Partien somit Siege erreichen. Für Sprachinteressierte, Wissbegierige oder einfach nur all jene, die an Ratespielen großen Spaß und Interesse haben, kann "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Das große Spiel" nur empfohlen werden. Seine einfachen Regeln und vielseitigen Fragen sorgen für viel Abwechslung, langen Spielspaß und Unterhaltung.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2008
  • Umfang:
    diverse Spielmaterialien
  • Typ:
    Spiel
  • ASIN:
    B000RJOO7E
  • EAN:
    9783440699041
  • Spieldauer:
    45 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Spieltiefe:
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