Bauchtanz. Mit sinnlicher Bewegung zu körperlicher Harmonie

von Renate Hirschberger
Rezension von Janett Cernohuby | 23. Januar 2009

Bauchtanz. Mit sinnlicher Bewegung zu körperlicher Harmonie

Obwohl sich Bauchtanz schon lange großer Beliebtheit erfreut, lösten die seit 2004 vermehrt ausgestrahlten Bollywoodfilme im deutschen Fernsehen einen wahren Bauchtanz-Boom aus. Kein Wunder, zeigen diese Filme doch einen geheimnisvollen, sinnlichen und faszinierenden Tanz. Und alles was geheimnisvoll ist, zieht den Europäer bekanntlich an. Wer diesen Tanz aus tausendundeiner Nacht erlernen möchte, der hat viele Möglichkeiten. Entweder besucht man einen entsprechenden Tanzkurs, kauft sich Lern-DVDs oder Lernbücher. Ein solches Buch veröffentlichte die Autorin Renate Hirschberger unter dem Titel "Bauchtanz. Mit sinnlicher Bewegung zu körperlicher Harmonie".

Bevor nun die Interessierte die ersten Figuren erlernt, sollte sie sich mit der Geschichte dieses besonderen Tanzes vertraut machen. Denn der Bauchtanz kann auf eine jahrtausendlange Entwicklung zurückblicken. Übrigens ist der Begriff "Bauchtanz" eigentlich völlig falsch gewählt und wurde quasi in den USA "erfunden". In seiner Heimat heißt er "Raqs Sharqi" oder auch "Raqs al Sharqi", was soviel wie "Tanz des Orients" bedeutet. Und tatsächlich ist der orientalische Tanz weit mehr als nur das Wackeln mit dem Bauch. Genau das will auch die Autorin ihren Lesern vermitteln. Denn der Bauchtanz ist vor allem ein sehr traditioneller Tanz, dessen Ursprünge vermutlich auf Fruchtbarkeits- und Gebärdentänze zurückgehen. Erst später entwickelte er sich vor allem im alten Ägypten zum Unterhaltungstanz. Die uns heute bekannte Varietéform des orientalischen Tanzes entwickelte sich erst in den 1920ern. Doch warum begeistern sich heutzutage immer mehr Frauen für diesen exotischen Tanz? Pauschal lassen sich hier zwei Gründe erkennen: Zum einen wird der orientalische Tanz noch immer mit Erotik und Sinnlichkeit in Verbindung gebracht - eine Sache die durchaus nicht abzustreiten ist, auch wenn professionelle Tänzerinnen keineswegs ihr Publikum "anmachen" wollen - zum anderen ist für kaum einen anderen Tanz ein solch starkes Körperbewusstsein erforderlich. Denn der Orientalische Tanz verlangt weit mehr, als nur das Wackeln von Hüften und Beinen. Auch Arme, Hände, Beine, Füße, Kopf und Schultern werden eingesetzt. Man muss Körperteile isolieren und sie im Zusammenspiel unterschiedlich bewegen können. Das verlangt ein hohes Maß an Selbst- und Körperbeherrschung. Wer das einmal verinnerlicht hat, dem werden die Grundfiguren und Schritte nicht mehr schwer fallen. Ganz wichtig beim Orientalischen Tanz ist neben der Grundstellung die Armhaltung. Sie unterstreicht und betont verschiedene Figuren und verleiht der Tänzerin geheimnisvolle Ausstrahlung. Hat man diese erlernt, kann man sich nun mit den für Bauchtanz so typischen Figuren widmen: die Bewegung von Hüfte, Becken und Bauch. Es werden die grundlegenden Figuren erklärt, die natürlich in ihrer Vielfalt und Variationsmöglichkeit fast unbeschränkt sind. Da der Orientalische Tanz jedoch kein starrer Tanz ist, der nur auf einer Stelle erfolgt, muss man auch lernen, sich mit den einzelnen Figuren zu bewegen. Mit einem Kapitel über die Besonderheiten der arabischen Musik und ihrer uns unbekannten Instrumente sowie einer kleinen Choreografie, die man erlernen kann, klingt dieses Buch aus.

Zweifellos sehr gut gelungen ist die Gliederung des Werkes. Die Autorin betont, dass der Orientalische Tanz nicht nur zu Unterhaltungszwecken auf Festen und Feierlichkeiten ein wahrer Hingucker ist, sondern dass man durch ihn auch seinen Körper bewusster wahrnimmt und harmonischer sowie ausgeglichener wird. Dies ist ein Punkt, der bei ihr immer wieder Erwähnung findet. So argumentiert sie, dass durch diese Auseinandersetzung mit dem Körper physische und psychische Unausgeglichenheiten beseitigt werden. Sicherlich konzentriert man sich während des Tanzens ganz auf sich selbst und kann so den Stress des Alltags einmal hinter sich lassen. Das funktioniert aber auch bei jeder anderen Sportart, sei es nun Taebo oder Joggen. Diese Seitenfüllenden Ausführungen über die Bedeutung des Bauchtanzes für den Körper verschenken viel Raum, der mit Informationen über die verschiedenen Tanzformen sicherlich besser genutzt worden wäre. Teilweise sollten Aussagen der Autorin von Anfängerinnen besser überlesen werden. So spricht sie davon, dass es zu den wichtigsten Dingen beim Bauchtanz gehört, sich zu Schmücken. Man wird zwar kein Kostüm haben, doch Schmuck muss sein. Ein schöner Schal um die Hüften, ein Fußkettchen, ein Armreif - wichtig ist, dass man schmückt sich. Sicher, auf das Tanzen kommt es gar nicht an, Hauptsache man ist herausgeputzt wie ein Pfau. Eine weitere Aussage, die wohl jede erfahrene und vor allem unterrichtende Tänzerin wenig amüsiert den Kopf schütteln lässt, ist, dass man zu Beginn des Übens ruhig auf einen Spiegel verzichten kann. Es ist also die empfohlene Vorgehensweise erst einmal mit aller Gewalt zu trainieren, Fehler einzulernen, und festigen zu lassen, dann erst beginnt man mit dem Präzisieren des Tanzstils. Und für alle, die ein Hohlkreuz haben, sei gesagt, bei der Grundstellung und vielen anderen ist dies zu vermeiden; bei anderen wiederum nicht. - Solche "Friss-oder-Strib-Aussagen" heben die Qualität des Buches nicht unbedingt.

Der Grundkurs, in dem die wichtigsten Figuren und Schritte vermittelt werden, ist durchaus gelungen. Natürlich ist es schwer zu erklären, wie ein Shimmy oder die Hüftacht funktionieren. Aber hier hat die Autorin sich wirklich sehr viel Mühe gegeben und die einzelnen Bewegungen so gut wie es nur geht erläutert. Entsprechende Fotografien und Zeichnungen über die Stellung von Füßen und Hüfte, runden die Erklärungen ab. Übrigens liegt dem Buch auch eine Musik-CD bei. So können Interessierte sofort anfangen, sowohl ein Gefühl für die arabische Musik zu bekommen, als auch die Bewegungen zu entsprechenden Rhythmen auszuführen. Damit man auch weiß, welche Bewegung zu welcher Musik passt, wird bei jeder Figurerklärung ein entsprechender Hinweis zu den Tracks gesetzt.
Die Musik ist an Bauchtanzmusik angelehnt und enthält durchaus gute Stücke. Trotzdem sind diese gerade für Einsteiger sehr anstrengend, finden in den Liedern sehr viele Stimmungswechsel statt, die ein Anfänger noch gar nicht richtig umsetzen kann.

Insgesamt ist das Buch sehr auf Kommerz ausgelegt. Das wird schon beim Betrachten des Covers deutlich. Eine sinnliche, bauchfrei verschleierte Tänzerin lockt ihr Publikum mit verführerischem Blick. Auch der Klappentext ist nicht viel besser. Er gibt neben einer Inhaltsangabe auch Informationen über Autorin und der, das Buch begleitenden, Bauchtänzerin Yasmine. Bei einer dreifachen Europameisterin kann man doch nur erfolgreich Bauchtanz lernen? Auch wenn weder langjährige Tänzerinnen noch das Internet von Europameisterschaften im Bauchtanz wissen, Yasmine ist ganz sicher keine unbekannte Tänzerin in der Szene.
Doch kann man denn nun durch ein Buch Bauchtanz erlernen? Wohl eher nicht. Denn wer wirklich an diesem Tanz interessiert ist, der weiß, wie vielseitig er ist und welche zahlreichen Variationen er für seine Tänzerinnen bereithält. Daher ist der Besuch eines aktiven Bauchtanzkurses für den Erfolg fast unerlässlich.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2007
  • Umfang:
    96 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783517082967
  • Preis (D):
    16,95 €

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