Marmelade, Saft und Sylt


Bullerbü im Glas
von Malin Landqvist
Rezension von Elisabeth Binder | 12. September 2017

Marmelade, Saft und Sylt

Der Titel verrät es schon: Sylt hat nichts mit der gleichnamigen deutschen Insel zu tun. Wer wissen will, was Sylt jetzt genau ist, der muss das kurze Vorwort lesen. Sylt ist eher flüssig und liegt in der Konsistenz und dem Zuckergehalt irgendwo zwischen Kompott und Marmelade. Eigentümlich ist nur, dass diese Unterscheidung im Titel des schwedischen Originals nicht vorkommt. Dort ist nur von Saft und Sylt die Rede. In Schweden ist im Übrigen das Wort "Marmelade", so wie in Großbritannien für Fruchtstrich aus Zitrusfrüchten reserviert. Warum ist diese feine Unterscheidung so wichtig? Beim Einkochen geht es auch um Erfolgserlebnisse. Wer die Sylt Rezepte ausprobiert, darf also nicht enttäuscht sein, dass die vermeintliche Marmelade von der Buttersemmel rutscht. Das gehört so!

Das Buch versammelt rund 90 Rezepte, die sich zu jeweils einem Drittel auf Saft, Sylt und Marmelade aufteilen. Darüber hinaus finden sich noch ein paar Rezepte für Chutneys, Kompotte und die typischen schwedischen Fruchtsuppen. Vor den Rezepten werden die benötigten Geräte für das Einkochen visuell auf zwei Seiten erklärt. Außer dem Saftsieb ist da nicht wirklich etwas dabei, was sich nicht schon in einer halbwegs gut ausgestatteten Küche befinden würde. Danach folgen noch Tipps, auf die in den Rezepten Bezug genommen wird. Wichtig ist dabei vor allem die Beschreibung der Gelierprobe, mit deren Hilfe sich die Konsistenz sehr gut bestimmen lässt. Einer der Tipps lässt allerdings aufhorchen: Das unter E211 bekannte Natriumbenzoat wird als Konservierungsmittel angeführt. In den Rezepten wird eine Prise Natriumbezoat in den meisten Fällen als optional angeführt, allerdings ist die Substanz in der Lebensmittelindustrie streng reglementiert und sollte daher im Hausgebrauch nicht mit ungefähren Angaben verwendet werden. Wer selbst einkocht, kann sicherlich auf diese Art der Kindheitserinnerung an die chemie-verliebten 1970er Jahre verzichten.

Danach folgen die Grundrezepte für Saft, Sylt und Marmelade, die wie auch die meisten der Rezepte auf Gelierhilfsmittel verzichten. Hier sind nur Früchte, Wasser und Zucker und ein wenig Zeit erforderlich. Die Rezepte sind nach der Art des Kochguts angeordnet. Das beginnt mit Gartenfrüchten, gefolgt von Wildbeeren, Äpfeln und Birnen, dem Steinobst und schließlich den Zitrusfrüchten. Erwartungsgemäß finden sich unter den Wildbeeren die meisten Exoten, wie die Moltebeere, die es nur im nördlichen Skandinavien gibt. Von den meisten Wildbeeren gibt es inzwischen auch schon kultivierte Varianten, so dass hier der Einkochlust keine Grenzen gesetzt sind. Die Rezepte kommen also mit wenigen Zutaten aus, die Beschreibungen mit wenig Text. Das vermittelt den völlig korrekten Eindruck, dass selbstgemachte Marmelade eigentlich recht einfach herzustellen ist. Wer noch mehr experimentieren will, bekommt zu jeder Frucht und Beere auch noch "gute Kombinationen" mitgeliefert, selbst wenn die Lakritze wohl nur schwedische Herzen höherschlagen lässt.

Am Ende des Buches befinden sich noch zwei Register, eines alphabetisch nach den Beeren und Früchten sortiert, also einfach eine Wiederholung des Inhaltsverzeichnisses, und eines nach Rezeptkategorien. Letzteres wäre sogar ganz brauchbar, wenn nur die Seitenzahlen stimmen würden. Vermutlich wurden einfach die Seitenzahlen aus dem Original übernommen. Wer das Register trotzdem verwenden möchte, muss einfach jeder Zahl vier abziehen und landet auf der richtigen Seite.

"Marmelade, Saft und Sylt" ist ein praktischer und pragmatischer Begleiter durch die Einkochsaison, damit man im Winter erinnert werden kann, dass der Sommer wieder kommt.

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