Bairisch für Anfänger

von Florian Kinast, Claudia Halbedl
Rezension von Gabriel Zupcan | 16. Januar 2019

Bairisch für Anfänger

Der Langenscheidt Verlag ist bekannt für seine Kompetenz im Bereich Sprachen. Manch einer paukte Latein mit einem Langenscheidt-Lehrbuch oder das praktische Taschenwörterbuch in Gelb mit dem großen „L“ wurde verzweifelt im Urlaub eingesetzt: „Je ne comprends pas!“ Es liegt also nahe, eine der letzten Bastionen von schwer zu verstehender Fremdsprache in Mitteleuropa mit Hilfe eines Sprachführers zugänglich zu machen: Bayern.

Der südländische „Dialekt“ ist für viele, die der deutschen Sprache eigentlich mächtig sind, ein Buch mit sieben Siegeln. Die Bayern weigern sich konsequent, die Sprachgepflogenheiten der zivilisierten Welt anzunehmen und ergötzen sich geradezu daran, wenn ein sogenannter „Zugereister“ (Person nicht aus dem bayerischen Kulturkreis) entweder Ausdrücke nicht versteht oder an der Aussprache derselben scheitert. Auch populär ist das absichtliche nicht-verstehen von typisch hochdeutschen Wörtern wie „Brötchen“, „Tunke“ und „Schorle“. Um es diesen „Depperten“ (stursinnigen Dummköpfen) einmal so richtig zeigen zu können, empfiehlt es sich zu Langenscheidts „Bairisch für Anfänger“ zu greifen. Warum es „Bairisch“ mit einem weichen „i“ heißt wird gleich zu Anfang erklärt, aber es handelt sich hier durchaus um die Sprache der Bergbewohner und nicht um einen altskandinavischen Dialekt - auch wenn man das manchmal vermuten könnte. Im praktischen Taschenformat kann man das Buch durchaus in der Gesäßtasche unterbringen, um es im Notfall (einer Dialogsituation mit Eingeborenen) zücken zu können. Der Sprachführer ist in mehrere thematisch geordnete Kapitel unterteilt: 1x1 des Bairischen, Speis und Trank, Liebesgeflüster (Huch! Also hören sie mal!), Donnerwetter… Während einige einleuchtend sind, ist die Sinnhaftigkeit anderer höchst zweifelhaft („Der Bayer und der Knigge“).

Jedes Kapitel wird mit einem „Crashkurs“ begonnen, bei dem die wichtigsten Phrasen aus dieser Kategorie angeführt sind. Sehr vortrefflich wird hier, aus dem Leben reflektiert, auf die wichtigsten Situationen eingegangen. Zum Beispiel beim Kauf eines rustikalen Gegenstandes als Souvenir bei den lokalen Hausierern könnte man sagen: „Des ist ein Klumpen!“, auf Hochdeutsch also „Dieser Gegenstand ist qualitativ minderwertig!“. Danach folgen die wichtigsten Begriffe in alphabetischer Reihenfolge mit einer Art humoristischer Erklärung. Liest man sich alles durch, so fangt man mal o die Kultur dieser Region longsom o zum vasteng an. Mitnichten is da Bayer ein stets schlechtgelaunter, raunzata Heisl, sondern ein komplexes Wesen mit seina eignen schbeziellen Kultua wos net olle saubreissischen, großkopfadn Drambl glei vastengan duan, wauns owekumman nach Minga und deppade Frogn stön. Sichalich hüfts waunst di moi mitm Biachl do zum Wiadn einihuckst, a gscheide Moaß bestöllst, an Brezn frissd (oda a gaunze Haxn, du Hundling!) und mit de Schdammdischleit a wüde Safferei ofangen tuasd. Do wirsdn Langenscheidt scho brauchn kenna, wö es san do a poar Ausdrücke do, die kennsd vielleicht ned amoi ois echta Bayer. Owa waun des so is, gibs ned zua.

Ein unterhaltsamer Einstieg in die Welt des blumigen bairischen Dialekts und der (manchmal gepflegt klischeehaften) Eigenheiten der Region. Oder wie wir durch den Sprachführer gelernt haben, auf die fantastisch positive bayrische Art ausgedrückt: „Des Biachl is goa ned amoi so zwider!“

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